Donnerstag, 29. November 2012

27. -29. November, südlich von Esso,...Kalt!







...Kalt!

Als ich morgens erwache ist es schweinemäßig Kalt, sprich sehr kalt, man könnte meinen ich liege schon in unserer Grashütte. Aber wieso nur, wieso ist es hier so erbärmlich kalt im Zimmer? Ist vielleicht das Fenster offen, oder meine Decke weggerutscht, oder vielleicht ist es draußen auch so kalt das die Heizung es nicht mehr schafft? Nein, das ist wahrscheinlich alles nicht die Ursache, mich beschleicht ein ungutes Gefühl, och nö bitte lass es nicht wahr sein! Die Heizung ist mal wieder kaputt, die Rohre eiskalt! Irre kichere ich unter meiner Bettdecke hervor die ich über den Kopf gezogen habe, Kamtschatka klar was sonst! Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich ihnen Herr Ziep, los aufstehen faules Volontärspack, schallt eine Stimme in meinem Kopf und beginne mich zu fragen ob dies vielleicht eine Disziplinierungsmaßnahme der Parkverwaltung ist, um die widerspenstigen deutschen Volontäre, die ja eigentlich gar keine normalen Volontäre sind, und von denen sowieso keiner weiß was die hier eigentlich die ganze Zeit treiben, endlich mal zu anständiger Arbeit zu ermuntern! Als mein Telefon klingelt und mir Ninja mitteilt, das ich Russlan in einer Stunde in der Garage helfen soll, verhärtet sich mein Verdacht noch. Man, das unsere russischen Kooperationspartner das nicht endlich mal geschnallt haben, nach einem halben Jahr, immer wieder haben wir es versucht zu erklären. A) Wir sind keine normalen Volontäre, somit nicht immer Abrufbar, wir haben unser eigenen Aufgaben und Pläne. B) Man kann uns am Anfang der Woche auf der Planjorka, oder mittels eines Mobieltelefons falls wir nicht in Esso sind, gerne mitteilen das der Park unsere Hilfe benötigt und einen Termin mit uns absprechen! Aber zum hundertsten Mal, eine Stunde vorher anrufen und uns irgendwohin zitieren, ohne Angabe was zu tun sei, das funktioniert nicht! Somit muss Russlan leider heute alleine Arbeiten. Wie war das, nicht aufregen nur wundern!
Und somit wundere ich mich weiter, denn als ich den Wasserhahn aufdrehe um mir einen guten Morgen Tee zu kochen, gurgelt es mir nur entgegen, das gibs nicht in der Leitung ist kein Wasser mehr drin! Das ist arg heute, keine Heizung und somit kein warmes Wasser, kein kaltes Wasser und somit kein Trinkwasser, denke ich bei mir als ich feierlich den Wasserkoch einschalte, der zu meiner großen Freude noch Restwasser führt. Und...es passiert nichts, rein gar nichts! Unglaublich, dit jibt’s doch in keem Russenfilm, nicht ma in nem Dreiteiligen!
Doch, und ich bin life und in Farbe dabei...danke! Da war improvisieren angesagt und sogleich fördere ich den Campingkocher zu tage der in der Diele unter der Treppe auf bessere Tage gewartet hatte. Heute ist dein Glückstag Alter, brabble ich vor mich hin und meine eigentlich den Gaskocher, als ich den Gashahn aufdrehe und die luxuriöse Pizzerozündung drücke. Doch wo war das Geräusch? Gas macht doch immer so ein Geräusch wenn es ausströmt, ihr kennt das bestimmt es ist so ein feines zischen, aber es war stille...hier zischte janischt mehr! Ich schüttelte ungläubig die Gaskartusche, diese war offensichtlich leer und irgend ein Spaßvogel hatte diese wieder in die Diele gestellt. Nochmals, Danke! Ich wunderte mich also weiter, fest entschlossen diesem Tag der bis jetzt sagen wir mal suboptimal verlaufen war, doch noch eine Chance auf einen erfreulichen Verlauf zu geben. Somit ging ich mit mechanischem Grinsen nochmals in die Diele und beförderte doch tatsächlich unter der miefigen Kiste mit alten Gummistiefeln eine zweite Kartusche zu ans Licht, die durch hin- und herschwenken erahnen lies das sich noch gasförmiger Inhalt in ihr befinden müsste. Versuch macht kluch...sie geht! Fix marschierte ich nun zu unsere Hintertür mit einem Topf und einem Becher in der Hand um den zustand des Wassermangels abzustellen. Ich schmolz eben einfach den Schnee, dann würde ich schon zu meinem guten Morgentee kommen. Nach zehn Minuten immer wieder Schnee nach schaufeln hatte ich einen kleinen Topf voller Wasser der nun gemütlich auf dem Campingkocher dahin blubberte. Mein Tee war fertig und ich konnte dank des Gaskochers sogar noch eine paar getoastete Scheiben Brot essen die ich über der Gasflamme geröstet hatte! Somit rang ich diesem leicht chaotischen Morgen doch noch ein ganz passables Frühstück ab.
Dann packte ich mich ein und stapfte mit meinem russischen Schneeschuhen die ich auch noch in der Rupelkammer gefunden hatte durch den neuen Tiefschnee hinaus in den Wald. Im Rucksack hatte ich ein Paar dicke Steine die ich unter dem Schnee ausgebuddelt und heraus gestemmt hatte, diese sollten die Feuerstelle in der Grashütte umrahmen, auf das sie bei längerem Brand als Feuerschutz und Wärmespeicher dienen. Ich kam trotz meiner tollen Schneeschuhe nur langsam voran denn ich sackte bei jedem Schritt tief in den Neuschnee, irgendwie kam ich mir vor wie der böse Wolf aus die sieben Geißlein, den das Gewicht der sich in seinem Bauch befindlichen Wackersteine auch bei jedem Schritt arg zu schaffen machte, nur das ich die Wackersteine Gott sei danke nicht im Magen sondern auf meinem Rücken spazieren trug. Ächzend und laut vor mich hin stöhnend stapfte wie ein Greis ich durch den Winterwald, so das ich trotz der – 18C°Schweiß nass geschwitzt an unserer Grashütte ankam, um mich nach dem ich mich dem Stein der Schande entledigt hatte einfach blindlings in den Schnee plumpsen ließ. Die ganze Übung machte ich noch 3 mal und hackte noch auf Knien den Eisschnee im Eingangstunnel der Hütte fort, nach drei Stunden war ich so erledigt das ich demütig in die Basa zurück kroch um mir dort einen Tee zu kochen und meine Sachen zu trocknen. Am frühen Abend gab ich den Ochotnikis noch eine neue Chance und machte noch eine Tour durch den Wald um die Feuerholzlage im Revier zu checken. Mit der Dunkelheit kehrte ich dann völlig ein geschneit und erschöpft zurück in die immer noch im Dunkeln liegende, kalte Basa. Heute schlief ich wohl nicht mehr in der Hütte, sondern in meinem Bett!
Am nächste Morgen war das warme Wasser wieder da und nachdem ich aufgestanden war war das kalte Wasser auch wieder da, allerdings als braune rostige Brühe. Diese klärte sich erst nach einer halben Stunde Wasserverschwendung, der Strom blieb vorerst noch aus!
Gewieft, wie ich war versuchte die restlichen Steine heute auf dem Kinderschlitten den ich in der Rumpelkammer gefunden hatte zur Hütte zu transportieren denn mein Rücken waren die Bußgänge mit den Steinen der Schande gestern definitiv nicht bekommen. Ich zog also mit Schneeschuhen und Schlitten von dannen, doch schon hinter den Gewächshäusern bemerkte ich das mein Schlitten viel zu tief einsank und letztendlich umkippte. Ich verlor auf diese Art einen Stein nach dem Nächsten so das ich Schlussendlich doch dann jeden dieser wirklich großen Steine einzeln zur Hütte schleppte. Frau Holle schüttelte seit heute Nacht schon wieder ordentlich ihr Betten und es wurde dadurch heute irgendwie gar nicht richtig hell, dafür sah ich nach einer Stunde draußen bereits aus wie ein Schneemann. Zwei Stunden später waren meine Spuren wieder völlig zu geschneit es sah so aus als ob dort heute noch niemand gegangen wäre, so langsam kann ich mir vorstellen wie man sich bei starkem Schneefall richtig schön verlaufen kann.
Ich sammelte noch Holz für die Nacht welches ich drinnen neben dem Eingang stapelte und holte dann meine Sachen, das sollte sie jetzt also werden, meine erste Nacht alleine in der guten Grashütte und das bei dem Schneesturm. Ein großartiges Experiment fand ich, und kroch schon sehr früh in mein Schlafsack, pustete die Kerze aus und lauschte dem Wind. Nach ca. zwei Stunden bekam ich Besuch, dem Geräusch zu urteilen nach hatte ich einen kleinen Untermieter mit Nagezähnen, dieser raschelte lustig im Anderen Teil der Hütte herum und wir trafen die Abmachung das Er/Sie hier ruhig weiter wohnen bleiben kann doch ich gerne allein in meinem Schlafsack nächtigen würde. Ich erwachte nächsten Morgen nach einer unruhigen Nacht, es war erstaunlich warm in meiner kleinen Hütte, doch lockte ich erst einmal das Feuerkind zu mir um eine Chai zu kochen und im relativ warmen zu frühstücken. Draußen schien schon hell die Sonne und alles glitzerte wieder wie im Märchen. Alles sah so so schön aus, es war wirklich unbeschreibliches Gefühl als ich aus der Hütte gekrochen kam und in den Sonnenstrahlen stand. Es war jedoch nicht warm sonder empfindlich kalt, laut meinem Nasenthermometer vielleicht um die – 16C° - 18C°! Das ist meistens wenn die mein Bart und die Nasenhaare nach kurzer Zeit schon gefroren sind. Also schnell bewegen, Holz sammeln gehen um die innere Heizung wieder zum laufen zu bringen. Nach einer dreiviertel Stunde Holzsammeln im Tiefschnee, war ich wieder warm und startete zu einer kleinen Tour auf Ochotnikis. So frisch nach dem Schneefall war es ein guter Tag für Tracking ( Spurenlesen), zu sehen wer so alles um mich herum unterwegs war. Nach ein Paar stunden kehrte ich hungrig und durstig zurück, ich machte Feuer aß Brot, trank Tee und stapfte dann mit Sack und Pack zur Basa. Zu meiner großen Überraschung war der Strom wieder da und ich konnte mir einen schönen Hirsebrei basteln. Toll und alles so einfach, ich konnte nach den Erfahrungen der letzten Tage alles wieder besonders schätzen, nichts ist selbstverständlich!
Am späten Nachmittag ging ich nochmal auf Achse mit den Ochotnikis, Holz sammeln, Spurenlesen. Erst im letzten Dämmerlicht kam ich wieder in die in die Basa, nach einem schönen langen kalten Tag! Morgen geht’s dann für 4 Tage auf das Dimschikanski Kardon.

Das Thermometer zeigt übrigens grade – 30C°!



1 Kommentar:

  1. Ach komm, als ob dat Russenthermometer funktionieren würde.
    Lese mit Freuden deine Berichte, mörci dafür ;)
    Hier hats heut anjefangen ein wenig zu hageln..
    Beste Grüße aus Berlin..
    Sergej

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