Sonntag, 11. November 2012

04. November, Esso, Lazy Sunday...Esso rockt!

Lazy Sunday...Esso rockt!

Den Sonntag ließen wir gemächlich angehen, so wurde mal wieder schön ausgeschlafen und für mich hieß es dann Yoga am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen!
Alles fühlte sich richtig an, es war eine gute Entscheidung einen Deal mit meinem Schweinehund gemacht zuhaben der lieber nur rumhängen wollte, doch jetzt ganz davon beeindruckt schien, wie toll man sich jetzt nach ein wenig Körperübung fühlte. Und dann war schönes rumhängen in der Basa angesagt, ich habe es geschafft mich der Tageslicht erfüllten Hälfte des Tages zu verweigern und blieb die meiste Zeit im Bett. Naja, ich pilgerte eher im Rhythmus meiner Bedürfnissen zwischen Bett und Küchencouch hin und her. Essen, lesen, schlafen...usw. Waren heute die Maxime des Tages. Den Programmpunkt körperliche Ertüchtigung hatte ich ja gleich am Morgen vollbracht, gab es keinen Anlass für mich das Haus zu verlassen obwohl meine Mitvolontäre vieles Aufuhren um zu einer Tageslicht gestützten Außenaktivität zu motivieren. Nix da, Ben bleibt bis heute Abend daheim! Heute Abend war nämlich noch kuren im örtlichen Bassin angesagt, trotz der 14C° miese, schön im warmen Thermalwasser der örtlichen heißen Quellen, unter den Sternen Kamtschatkas im Wasser abhängen, quatschen, in den Nebelschwaden träumen bis man rot wie ein Krebs und aufgeweicht wie ne Wasserleiche daran erinnert wird das der Mensch kein dauerhafter Wasserbewohner ist und Haut statt Schuppen besitzt. Augenscheinlich um 50 Jahre gealtert versucht man sich dann so schnell wie möglich mit möglichst wenig Bodenkontakt abzutrocknen und anzuziehen, dick einzupacken und dann fix in die wohlige Wärme der Basa zu gelangen, wo man sich dann völlig erschöpft auf der Bettstadt zu einem 30 Minuten Schläfchen fallen lässt. Herrlich!
So hätte eigentlich ein wunderschöner sanft dahinplätschernder Sonntag in winterlichen Kurort Esso zu ende gehen können, wenn wir nicht auf Kamtschatka im fernen Osten wären! Hier kommts immer noch ein wenig anders und das manchmal im Stundentakt.
Michas Handy klingelt, ich höre nur“ oh super Konzert, wo? Aha, Dom Kultura, live Mucke mit zwei Bands, die machen Rockmukke, super wir sind dabei, Wann? Alles klar, bis um halb Acht dann!“
Dann, „Ey Ben wir müssen ufstehn, es ist Konzert im Dom Kultura mit 2 Bands die Rockmukke machen und dit uffn Sonntag hier in Esso, da müssen wir hin!“ Also wurde sich fix angezogen und wir trollten uns hin zum Dom Kultura ( Vielleicht wisst ihr ja noch, das örtliche Kulturhaus!), dem Ort wo wir immer wieder von neuem mit dem reichhaltigen Kulturleben Essos Bekanntschaft machen dürfen. Es ist hier ja auch ein Lernaufenthalt und so nehmen wir natürlich jede sich nur bietende Gelegenheit war um uns mit den großen kulturellen Errungenschaften des sowjetischen Brudervolkes bekannt zu machen und vielleicht auch eine Kleinigkeit mit zu uns nach hause in die kleine DDR zu nehmen zu können. Denn wie wir ja einige von Euch, meist die Angehörigen des älteren Semesters, noch wissen dürften, heißt ja eine alte Weisheit: „Vom Russen lernen heißt siegen lernen!“
Somit waren wir gespannt wie die Flitzebögen auf ein Feuerwerk der russischen Rockmusik, im sitzen! :-)
Als wir den Saal betraten, bot sich uns allerdings ein Bild das uns an der Richtigkeit der uns erreichten Information oder an unserer Pünktlichkeit zweifeln ließ, fast alle kinosesselartigen Sitzgelegenheiten waren a) fast vollständig besetzt und b) der Altersdurchschnitt betrug an diesem Abend durchschnittlich 10,5 Jahre bis auf wenige Ausnahmen zu denen auch definitiv wir zählten. Waren wir etwa in die sonntägliche Kindervorstellung geraten und würde in wenigen Minuten Kasperle und die Hexe Babajaga im noch hinter den Vorhängen verborgenen russischen Puppentheater erscheinen? Nein anscheinend nicht, denn von den hinteren Rängen winkte uns schon Dima, eine neue russische Bekanntschaft von uns Volontären, zu und bedeutete uns zu ihm herüber zu kommen, denn er hatte uns noch Plätze freigehalten. Sehr schön. Nach kurzer Vorstellungsrunde erfuhr ich das Dima Schulpsychologe hier in Esso sei und durch den Deutschunterricht bei Rebecca an uns Volontäre geraten war.
Jetzt konnte ich auch ein Schlagzeug auf der Bühne und mehrere Gitarren und Verstärker erkennen, was wohl zu bedeuten hatte das wir offensichtlich doch auf einer Art Konzert befanden und die Chancen auf rockige Klänge in unseren Ohren gar nicht mal so schlecht standen, oder aber hier wurde experimentelles Kinderpuppentheater mit Schlagzeug, und E- Gitarrenbegleitung dargeboten. Beides, so befand ich konnte nur interessant werden und somit warteten wir ungeduldig auf den Beginn!
Der folgte sofort, und zwei junge Erwachsene, eine Dame und ein Herr, in hippen Outfit betraten die Bühne mit Mikrophonen und gaben sich nach einer kurzen Begrüßung, die von begeistertem Kindergekreische begleitet wurde, als die Moderatoren des heutigen Abends zu erkennen und das sie uns durch den heutigen Abend führen würden. Wie bitte, Moderatoren auf nem Rockkonzert? Nach der Information das rauchen schädlich wäre und der Nachfrage an das meist Minderjährigen Publikum, wer hier dann alles rauchen würde, meldeten sich ein paar vorwitzige 6 Jährige, die den Tenor der Sache anscheinend nicht korrekt erfasst hatten und nun glaubten ihr Handzeichen würde hier etwas cooles bedeuten denn viele Ältere meldeten sich schüchtern. Weit gefehlt, leider ernteten sie nur großes Gelächter und mahnende Worte von der Bühne! Die nächsten 20 Minuten durften wir uns einen mit tragischer Musik unterlegten Videoclip ansehen der von den berühmten Drogentoten der letzten 60 Jahre kündete und alle Jugendlichen vor dem Gebrauch von Drogen warnte. Aha, jetzt dämmerte es mir langsam, wir waren also anscheinend auf einer Jugendbildungsveranstaltung des russischen Gesundheitsministeriums gelandet und das hier war so eine Art Präventions Jugendabend mit Livemusik wie es vielleicht auch in den 70er und 80er Jahren bei uns in der DDR hätte gewesen sein können! Sehr unterhaltsam, und spätestens jetzt verließen die Reste der angetrunkenen Dorfjugend Essos panisch den Saal!
Die Folgenden Musik und Tanzgruppen, eine aus Milkovo, zwei aus Petropavlovsk waren sagen wir mal sehr sehr unterhaltsam! Und nach 1,5 Stunden, also um 20 Uhr kamtschattischer Ortszeit war der Saal nach der Verabschiedung der beiden Moderatoren in Windeseile leergefegt und wir auf dem Nachhauseweg! Auch noch eine interessante Beobachtung meinerseits das hier die Menschen nach Konzerten Blitz schnell aufstanden und verschwunden waren und 10 Minuten nach Konzert ende nichts mehr daran erinnerte das der Saal jemals gefüllt war. Hier zu lande ist es offensichtlich nicht üblich so wie bei uns noch einige Zeit nach dem Konzertende beisammen zu stehen und zu plaudern, was bei uns jedes mal von neuem ein Gefühl der Befremdung hervorruft und wir überlegen welches der Grund für die plötzlich Flucht sei. Wieder Fragen über Fragen und somit kehren wir äußerst kulturell bereichert zurück in die Basa.

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