...under Construction & die schwere Einfachheit der Almbauern!
Ich erwachte heute schon früh und fand
das es schon vor der Morgendämmerung ungewöhnlich hell draußen war
und als ich hinaus in die Kälte stiefelte um meinem täglichen
Morgenritual zu frönen sackte ick erstmal bis über die Knöchel
ein. Aha, dachte ich wenn das mal nicht fast 20cm Neuschnee sind die
heute Nacht unseren Winterwald im Anavgajtal mal wieder frisch
gezuckert haben, da hat Frau Holle aber wieder ganze Arbeit
geleistet. Mit dem aufziehenden Licht bot sich mir beim Frühstück
machen ein wunderschöner Anblick, hach ja Leute, wenns denn auch bei
uns zu Haus immer so schön aussehen würde im Winter!
Begeistert machte ich Micha wach der
von der neuen Pracht in weiß noch nicht viel gesehen hatte da bis
vor wenigen Minuten noch Grunzlaute aus Richtung der Wurst kamen die
dort auf den Rentierfellen rumoxidierte. Der ward allerdings eher so
mittelbegeistert vom schönen neuen Weiß und murmelte nur „
Scheiße, jetzt müssen wir wieder die janze Grube freischaufeln!“.
Oh, ja daran hatte ich noch gar nicht gedacht als ich mich wie ein
Schneekönig über das viele neue Weiß freute.
Nach dem Frühstück war also erstmal
Schnee schaufeln angesagt und dann machten wir uns daran eine gute
Konstruktion für unser Dach auszudenken, Holz zu sägen,
Pfostenlöcher in den steinigen und gefrorenen Boden zu schlagen was
wieder viel Zeit in Anspruch nahm und eine ausgezeichnete Möglichkeit
bot seine eigene Frustrationstoleranz Grenze zu verschieben. Alles
war wieder sehr gut eingerichtet denn wir rasteten immer abwechselnd
aus, so das die Arbeit trotzdem gut voran schritt! Bis zu unserem
späten Mittagessen um 14.30 Uhr hatten wir es geschafft und gönnten
uns eine wohl verdiente und auch dringend benötigte Pause. Es war
wiedereinmal faszinierend zu sehen/ zu fühlen was für eine
ausgleichende Wirkung, ein wärmendes Feuer, ein voller Magen und
eine Tasse heißer Tee haben kann. Danke an die Dinge die uns dies
wieder ermöglichten! Unglaubliches Leben hier draußen, ein
ständiges auf und ab, einfach irre! Mit den letzten Lichtstrahlen
schafften wir es dann heute die Pfosten aufzustellen und eine
Auflagefläche für die Dachstangen zu bauen und zu montieren, auch
hierbei arbeiteten wir wieder ohne Nägel und nur mit dem was wir
fanden. Einkerben, verschränken, klemmen und binden hieß das in
unserem Falle. Das mit dem Binden ward gar nicht so einfach gewesen
denn das alte Fischernetz was wir irgendwo in Menedek dem Boden
entrissen hatten war nass und eben drum knall hart gefroren so das
wir es immer erst nach dem Auftrennen mit der wärme unserer Finger
auftauen mussten. Das war ein herrliches Gefühl kann ich euch sagen,
mit sandig - feuchten, eiskalten Fingern zu versuchen nach dem
Auftrennen die kurzen Seilstücke zu einem längeren Seil zu
verbinden. Um dann unsere Balkenkonstruktion unterstützend zu
verbinden.
Als wir unsere Arbeit erfolgreich
beendet hatten gingen wir im letzten Licht zurück in unsere Hütten
wo wir uns unseren Abendroutinen widmeten. Micha hielt ein kleines
Schläfchen und ich las bei Kerzenschein mein Buch weiter bis es
zwischen acht und neun Abendbrot gab. Meist waren wir denn um
spätestens um Zehn in den Schlafsäcken verschwunden und ranzten
selig bis einen morgens der Blasendruck aus dem warmen Schlafsack in
den Schnee trieb.
Es war grade ein einfaches, gutes Leben
ohne Strom, Heizung und fließend Wasser im Haus, sich immer mehr dem
Rhythmus der Winterwelt anpassend.
In den nächsten Tagen bauten wir noch
Stützen für unser freistehenden Mittelpfeiler, schachteten einen
Grabenring aus für unsere Seitenpfosten, flochten einen
stabilisierenden Ring aus Weide und spannten diesen. Dann begannen
wir weiter entfernt im Wald Kedratsch ( Pinus Pulmila) zu schneiden,
zu bündeln und in guter alter Bergbauern Manier die schweren Bündel
auf unseren Rücken zum Hüttenplatz zu schleppen. Eigentlich eine
ziemlich schwere und blöde Arbeit, bei der einem das immense Gewicht
auf den Rücken drückt, die groben Seile in Schultern und Hände
schneiden und man manchmal den Halt verlierend ausgleitet, in den
nassen Schnee fällt und wie ein Käfer auf dem Rücken wild mit den
Beinen strampelnd versucht wieder auf die Beine zu kommen.
Aber auch hierbei ich bin wirklich
glücklich, und während ich allein durch den Schnee stapfe fühle
ich mich wie ein Almbauer der sein Winterheu von der Hochalm runter
ins Tal schafft. Das was er tut ist anstrengend, nicht ganz
ungefährlich aber selbstverständlich und einfach! Es ist das
natürlichste der Welt, er sogt für sich, die Tiere die er hat und
seine Familie. Früher habe ich wer weiß wie oft sehnsüchtig vor
dieser Art von Dokumentationen gehockt, mit eben diesem Gefühl der
Sehnsucht im Bauch. Sehnsucht nach Einfachheit und elementaren
Erfahrungen...und gerade in diesem Augenblick fühle ich, sehe mich
von außen, wie ich hier Kedatschzweige auf meinem Rücken durch den
Schnee schleppe, die ich als Isolationsmaterial für eine warme Hütte
brauche, damit wir es schön warm haben und nicht erfrieren müssen
wenn wir bald in unser Hütte ziehen. Ich führe grade ein Leben wie
im Film, von dem ich immer geträumt habe, wir sind für uns unser
Leben und unser Wohlergehen selbst verantwortlich, das spüre ich
grade ganz deutlich und hier ist ganz elementar Erfahrbar, auf seine
eigene Art ganz einfach und ganz schwer! Ick fühle mich tief
berührt, bin dankbar und ick bin sehr glücklich!
Als Micha an gestapft kommt stehe ich
noch in Gedanken im Weiß, erzähle ihm was ich fühle und er
versteht sofort was ich meine, er kann es auch fühlen, es ist hier
ganz leicht! Wir machen ein Foto zur Erinnerung und gehen weiter, so
wie das eben so läuft, nichts bleibt, nichts kann ich festhalten, es
geht immer weiter, es ist ganz einfach! :-)
Wir schaffen heute noch die Hälfte
unseres Rings zu isolieren dann ist der Tag wieder rum und die
Dämmerung erinnert uns daran das es Zeit ist in die Hütte zu gehen,
sich unserer Abendroutinen zu widmen, sich auszuruhen...bis Morgen!
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