Sonntag, 11. November 2012

06.- 08.November, Menedek, ...under constuction & die schwere Einfachheit der Almbauern!









...under Construction & die schwere Einfachheit der Almbauern!

Ich erwachte heute schon früh und fand das es schon vor der Morgendämmerung ungewöhnlich hell draußen war und als ich hinaus in die Kälte stiefelte um meinem täglichen Morgenritual zu frönen sackte ick erstmal bis über die Knöchel ein. Aha, dachte ich wenn das mal nicht fast 20cm Neuschnee sind die heute Nacht unseren Winterwald im Anavgajtal mal wieder frisch gezuckert haben, da hat Frau Holle aber wieder ganze Arbeit geleistet. Mit dem aufziehenden Licht bot sich mir beim Frühstück machen ein wunderschöner Anblick, hach ja Leute, wenns denn auch bei uns zu Haus immer so schön aussehen würde im Winter!
Begeistert machte ich Micha wach der von der neuen Pracht in weiß noch nicht viel gesehen hatte da bis vor wenigen Minuten noch Grunzlaute aus Richtung der Wurst kamen die dort auf den Rentierfellen rumoxidierte. Der ward allerdings eher so mittelbegeistert vom schönen neuen Weiß und murmelte nur „ Scheiße, jetzt müssen wir wieder die janze Grube freischaufeln!“. Oh, ja daran hatte ich noch gar nicht gedacht als ich mich wie ein Schneekönig über das viele neue Weiß freute.
Nach dem Frühstück war also erstmal Schnee schaufeln angesagt und dann machten wir uns daran eine gute Konstruktion für unser Dach auszudenken, Holz zu sägen, Pfostenlöcher in den steinigen und gefrorenen Boden zu schlagen was wieder viel Zeit in Anspruch nahm und eine ausgezeichnete Möglichkeit bot seine eigene Frustrationstoleranz Grenze zu verschieben. Alles war wieder sehr gut eingerichtet denn wir rasteten immer abwechselnd aus, so das die Arbeit trotzdem gut voran schritt! Bis zu unserem späten Mittagessen um 14.30 Uhr hatten wir es geschafft und gönnten uns eine wohl verdiente und auch dringend benötigte Pause. Es war wiedereinmal faszinierend zu sehen/ zu fühlen was für eine ausgleichende Wirkung, ein wärmendes Feuer, ein voller Magen und eine Tasse heißer Tee haben kann. Danke an die Dinge die uns dies wieder ermöglichten! Unglaubliches Leben hier draußen, ein ständiges auf und ab, einfach irre! Mit den letzten Lichtstrahlen schafften wir es dann heute die Pfosten aufzustellen und eine Auflagefläche für die Dachstangen zu bauen und zu montieren, auch hierbei arbeiteten wir wieder ohne Nägel und nur mit dem was wir fanden. Einkerben, verschränken, klemmen und binden hieß das in unserem Falle. Das mit dem Binden ward gar nicht so einfach gewesen denn das alte Fischernetz was wir irgendwo in Menedek dem Boden entrissen hatten war nass und eben drum knall hart gefroren so das wir es immer erst nach dem Auftrennen mit der wärme unserer Finger auftauen mussten. Das war ein herrliches Gefühl kann ich euch sagen, mit sandig - feuchten, eiskalten Fingern zu versuchen nach dem Auftrennen die kurzen Seilstücke zu einem längeren Seil zu verbinden. Um dann unsere Balkenkonstruktion unterstützend zu verbinden.
Als wir unsere Arbeit erfolgreich beendet hatten gingen wir im letzten Licht zurück in unsere Hütten wo wir uns unseren Abendroutinen widmeten. Micha hielt ein kleines Schläfchen und ich las bei Kerzenschein mein Buch weiter bis es zwischen acht und neun Abendbrot gab. Meist waren wir denn um spätestens um Zehn in den Schlafsäcken verschwunden und ranzten selig bis einen morgens der Blasendruck aus dem warmen Schlafsack in den Schnee trieb.
Es war grade ein einfaches, gutes Leben ohne Strom, Heizung und fließend Wasser im Haus, sich immer mehr dem Rhythmus der Winterwelt anpassend.
In den nächsten Tagen bauten wir noch Stützen für unser freistehenden Mittelpfeiler, schachteten einen Grabenring aus für unsere Seitenpfosten, flochten einen stabilisierenden Ring aus Weide und spannten diesen. Dann begannen wir weiter entfernt im Wald Kedratsch ( Pinus Pulmila) zu schneiden, zu bündeln und in guter alter Bergbauern Manier die schweren Bündel auf unseren Rücken zum Hüttenplatz zu schleppen. Eigentlich eine ziemlich schwere und blöde Arbeit, bei der einem das immense Gewicht auf den Rücken drückt, die groben Seile in Schultern und Hände schneiden und man manchmal den Halt verlierend ausgleitet, in den nassen Schnee fällt und wie ein Käfer auf dem Rücken wild mit den Beinen strampelnd versucht wieder auf die Beine zu kommen.
Aber auch hierbei ich bin wirklich glücklich, und während ich allein durch den Schnee stapfe fühle ich mich wie ein Almbauer der sein Winterheu von der Hochalm runter ins Tal schafft. Das was er tut ist anstrengend, nicht ganz ungefährlich aber selbstverständlich und einfach! Es ist das natürlichste der Welt, er sogt für sich, die Tiere die er hat und seine Familie. Früher habe ich wer weiß wie oft sehnsüchtig vor dieser Art von Dokumentationen gehockt, mit eben diesem Gefühl der Sehnsucht im Bauch. Sehnsucht nach Einfachheit und elementaren Erfahrungen...und gerade in diesem Augenblick fühle ich, sehe mich von außen, wie ich hier Kedatschzweige auf meinem Rücken durch den Schnee schleppe, die ich als Isolationsmaterial für eine warme Hütte brauche, damit wir es schön warm haben und nicht erfrieren müssen wenn wir bald in unser Hütte ziehen. Ich führe grade ein Leben wie im Film, von dem ich immer geträumt habe, wir sind für uns unser Leben und unser Wohlergehen selbst verantwortlich, das spüre ich grade ganz deutlich und hier ist ganz elementar Erfahrbar, auf seine eigene Art ganz einfach und ganz schwer! Ick fühle mich tief berührt, bin dankbar und ick bin sehr glücklich!
Als Micha an gestapft kommt stehe ich noch in Gedanken im Weiß, erzähle ihm was ich fühle und er versteht sofort was ich meine, er kann es auch fühlen, es ist hier ganz leicht! Wir machen ein Foto zur Erinnerung und gehen weiter, so wie das eben so läuft, nichts bleibt, nichts kann ich festhalten, es geht immer weiter, es ist ganz einfach! :-)
Wir schaffen heute noch die Hälfte unseres Rings zu isolieren dann ist der Tag wieder rum und die Dämmerung erinnert uns daran das es Zeit ist in die Hütte zu gehen, sich unserer Abendroutinen zu widmen, sich auszuruhen...bis Morgen!



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