...High
Noon in Anavgaj und Halloween in Ost Berlin, äh Esso!!
Freitag
morgen um halb acht klopfte es hektisch an der Tür unserer Hütte,
wir regten uns und fragten uns verschlafen wer dit denn jetzt schon
wieder sei und vor allem wieso in aller Herrgotts frühe? Bis Micha
siedend heiß einfiel das ja Dima Mitte der Woche angerufen hatte und
gesagt hatte das er uns Vielleicht am Freitag noch mal unterstützen
wolle. Doch das war wahrscheinlich in den letzten Tagen der
Wildnisamnesie zum Opfer gefallen. Micha gerobbte zur Tür und zu
unserer Überraschung stand Dima nicht alleine vor der Tür sondern
hatte noch einen Bekannten aus Anavgaj mitgebracht den er im Bus
getroffen hatte und ihm von unserem Projekt erzählt, worauf dieser
gleich mitkommen wollte sich unsere Hüttenbaustelle anzusehen. Nur
standen die beiden jetzt leider wie Falschgeld herum und warteten das
es los gehen würde, während wir noch damit beschäftigt waren wach
zu werden, uns anzukleiden und Frühstück zu machen. Das sind Dinge
die devinitiv in den Bereich des Multitasking`s fallen und die
zumindest ich um diese Uhrzeit noch nicht beherrsche, wenn überhaupt.
Leider wollten die Beiden auch noch unterhalten werden und somit war
die Situation für meine Geschmack etwas zu laut und zu hektisch für
den Tagesanfang!
Wir
trotteten dann hinaus, Micha und Dima hinter fütterten die die
Unterkonstruktion mit unserem Isolationsmaterial aus
Birkenrindenstückchen und Kedratsch, ich nahm meine gute alte
Freundin die Motorsäge um dünnere Birkenstämme zu schneiden. Ich
stapfte also durch den Schnee der durch das viele antauen und
gefrieren mit einer dicken Harschschicht über zogen war und ich
somit bei jedem Schritt bis fast zum Knie einsackte. Es war also mit
anderen Worten heute ein sehr mühsames Geschäft und ich war nach
zwei Stunden Bäume fällen, entasten und zuschneiden ziemlich alle,
als plötzlich bei den letzten Stämmen die ich entasten wollte meine
Säge anfing merkwürdige Töne von sich zu geben und sich anders zu
bewegen als ich es gewohnt war. Bei meiner Kontrolle konnte ich
feststellen das die Feder zwischen dem Haltegriff und dem Motor
gebrochen war und somit lustig hin und her schlackerte beim Sägen.
Ein sagen wir mal eher ungünstiges Verhalten der Säge beim Arbeiten
und nicht ganz ungefährlich. Ich versuchte also meine Arbeit
vorsichtig zu beenden und kämpfte mich den Hang zu unserem
Hüttenplatz hoch, wo ich dann völlig außer Atem die Säge hoch
hielt und in Michas Richtung hauchte „Kaputt!“. Zurück kam, wat
haste abjeruppt? „Nein, die Säge ist kaputt!“ Dann inspizierten
wir die Säge noch mal und entschieden jetzt gleich nach Anavgaj zu
gehen und die Säge bei Nicolai in der Werkstatt abzugeben und zu
fragen ob der diese reparieren könne.
Wir gingen
also mit der Motorsäge auf der Schulter im strahlenden Sonnenschein
auf Wanderschaft nach Anavgaj. Angekommen war auch alles gar kein
Problem, kein gemaule das wir die Säge kaputt gemacht hätten, alles
war wir selbstverständlich das solche Dinge eben beim Arbeiten
passieren können, es war eben Verschleiß. „Wo gearbeitet wird
geht eben auch mal ein Werkzeug kaputt“, war Nicolais Kommentar,“
So weiß ich wenigstens das Ihr nicht nur auf der faulen Haut gelegen
habt und sinnlos unser Brennholz verfeuert habt!“ Erleichtert und
Grinsend machten wir uns auf den Rückweg. Als wir durch Anavgaj
liefen fegte ein eisiger Wind die Dorfstraße entlang, und Anavgaj
ist eben auch ein Staßendorf wie wir es auch aus unserm schönen
Brandenburg kennen, so das wir uns tief in unsere Jacken verzogen und
ich mir den von Bea mit viel Liebe gestrickten Mützenschaal, bis
über die Nase zog so das von meine Gesicht nur noch ein Augenschlitz
zu sehen war. Die Straße war Menschen leer und nun kam eine riesige
Staubwolke die Straße entlang gefegt, wie in einem Wild- Westfilm
kleine Sträucher vor sich her trieb. Wir kamen uns vor wie in
Mexiko, ich schaute auf die Uhr und es war auch grade 5 Minuten nach
High Noon! Wir gingen gen Ortsausgang und machten uns bereit uns jede
Minute unser Colts zücken zu müssen und unser nacktes Leben
verteidigen zu müssen.
In diese
angespannte Stimmung, klingelte Michas Handy hinein und Rebecca
verkündete uns das heute Abend in Esso die große Halloweenparty
steigen würde und ob wir heute auch nach Esso zurückkommen würden?
Klar würden wir! Ast rein, alles war wieder vorbereitet und somit
beendeten wir noch unsere Arbeiten in Mendek gingen zur
Bushaltestelle nach Anavgaj. Auf nach good old Esso!
Zu hause in
der Basa waren unsere Mädels schon ganz aufgeregt am Kostüm suchen
und somit machten wir uns nach einem leckerem Abendessen und einer
Dusche alle gemeinsam über den Volontärsklamottenschrank, den wir
erst im September neu sortiert hatten, her um ein Halloween
taugliches Kostüm zu finden. Nach einer Weile war es klar, Ich und
Micha gingen als Piraten, die Mädels verwandelten sich in Piratin
und Kürbisfee. Unsere russischen Freunde die noch auftauchten waren
auch noch auch schon fast fertig präpariert, Xuscha war natürlich
eine schwarze Hexe und Anton wurde auch zum Pirat!
Wir hatten
einen mörderischen Spaß beim Kostümieren und somit wurde die erste
Party bereits hier gefeiert, alle waren ausgelassen und völlig aus
dem Häuschen und somit gingen wir schon beschwingten Fußes auf die
Halloweenparty, es war jetzt schon der absolute Knaller.
Es waren
vielleicht 50 Leute in dem Kaffee und wir waren definitiv Overdresst,
außer 5 anderen Leuten war hier wirklich niemand verkleidet. Wir
hatten also die volle Aufmerksamkeit des kompletten Kaffee`s auf uns
und den Vogel ordentlich abgeschossen. Wir hatten eine höllischen
Spaß an diesem Abend, gewannen souverän den Wettbewerb um das beste
Kostüm tanzten bis nix mehr ging. Ich und Ninja verabschiedenden uns
um 3 Uhr, Micha und Xuscha um 4Uhr und Rebecca kam um 6 Uhr
nachhause, wohl grade auch zur rechten Zeit denn wie schon um 3 Uhr
zu erkennen und fühlen gewesen war kippte die Stimmung als bald dann
und die besoffenen Dorfrussen fingen wohl noch ne schöne Schlägerei
an! Irre! Schon gegen ein Uhr waren uns die „freundlichen“
Gesichter aufgefallen der an der Theke klemmenden männlichen
Dorfschönheiten die schon bei unserem Eintreffen voll wie die
Feldhaubitze gewesen sein mussten. Naja, auch das ist eben Esso, und
kann einem ja auch in den kleinen netten brandenburgischen Dörfern
unsere Heimat passieren! Mir war es aber irgendwie wutscht denn ich
hatte heute Abend den definitiv größten Spaß auf einer Feier seit
ich hier auf Kamtschatka weile, und ich war noch nicht mal betrunken!
Völlig
erschöpft von der Woche und dem berauschendem Abend viel ich
zufrieden in mein Bett! Sonne Party in Esso, wer hätte schon damit
gerechnet! Kamtschatka ist eben immer wieder für eine Überraschung
gut!
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