Mittwoch, 21. November 2012

18. November, Südwestliches Uksitschantal, Von abgebrannten Pelzen und verkohlten Stöcken...











Von abgebrannten Pelzen und verkohlten Stöcken...

Eigentlich war heute Ruhetag weil eben Sonntag, doch wie es eben mit dem Worte eigentlich so ist, ist auch der heilige Sonntag nicht immer zwingend ein Ruhetag. Heute morgen strahlte es kräftig in unser Zimmer herein so das mich die Sonnenstrahlen weckten und der Hunger mich aus dem Bette trieb. Doch erstmal gab es das volle 1,5 Stunden Programm Yoga für mich während ich im Licht der Sonnenstrahlen baden durfte. Am Frühstückstisch entschied ich dann, nicht ohne ein wenig schlechtes Gewissen meinem Körper gegenüber denn ein Tag Ruhe in der Woche bekommt mir doch recht gut, mit den Mädels und Andrej auf den Ochotnikis, kleine Holzskier mit Steigfellen unten daran, auf das Hochplateau südwestlich vom Uksitschantal zu steigen. Andrej wollte mit dem Schneemobil anfangen die ersten Spuren für Schneemobilstraße in den Norden Kamtschatkas zu machen und wir wollten uns auf den Ochotnikis zum Hochplateau auf machen. Alles hörte sich nach einem kurzen, netten Sonntagsausflug an und versprach sehr schön zu werden. Ich war zwar noch nie mit diesen kleinen Holzskiern unterwegs gewesen aber da ich ja dank meiner lieben Eltern, im speziellen meines lieben Vaters, recht fit in Wintersportangelegenheiten war und schon seit Kindertagen jeden Winter auf Skiern stand dachte ich mir das es ja so schwer nicht sein kann und ich war schon neugierig wie sich diese Skier fahren würden und wie die Steigeigenschaften wären.
Wir packten uns also dick ein denn erstmal ging es per Schneemobil und Narte zum Anfang des Weges der Gespurt werden sollte, sprich quer durch den Busch! Gleich als wir abgesessen hatten brauste Andrej davon und wir machten uns daran die Ochotnikis in Stellung zu bringen. Doch was war das, so richtig durchdacht erschien mir die„ Riemenbindung“, die lediglich aus ein paar Halteriemen bestand, nicht zu sein und bot dem Fuß keinen Halt so wie ich es bisher von Langlaufskiern, oder Schneeschuhen gewöhnt war. So konnte man wie bei einer Kabelbindung z. B. keine Spannung aufbauen. Ok. Dann probieren wir es eben so, vielleicht gibt es ja eine besondere Schritttechnik die diese Bauweise bedingt und die sich mir beim Laufen erschließen würde. Ihr wisst ja „ the knowing is in the doing“ wie unser guter Wildnislehrer Tom Brown Jr. Immer zu sagen pflegt! Nach ca. 30 min. gibt Ninja entnervt auf, ihr Ski löst sich ständig vom Fuß, die Riemen lassen sich nicht enger stellen und richtig spannen. Sie stellt die hölzernen Rutschbretter in den Schnee und geht zu Fuß weiter. Ich und Rebecca kämpfen uns tapfer die ersten Anstieg hoch, doch auch die guten Steigfelle halten leider nicht was sie versprechen und somit macht Rebecca des öfteren wieder einen Rückwertsalto. Ich versuche den nicht vorhanden Grip der Felle durch Technik kompensieren, was mir bei den ersten Anstiegen mit erhöhtem Krafteinsatz gelingt, doch als die Hangneigung noch steiler wird und selbst meine Versuche die steilen Anstiege zu umgehen fehlschlagen, ich ständig im alten Kedratsch hängen bleibe und auch hier nicht wirklich guten Halt bekomme, kapituliere ich wie Rebecca und Ninja auch. Die guten Skier kommen ab und in den Schnee, ich hab die Fresse voll, jetzt geht es zu Fuß weiter. Doch auch hier merke ich schnell das ich jetzt sehnsüchtig meine in Berlin gebliebenen Schneeschuhe vermisse, denn ich sinke ganz gut ein und das Gehen wird sehr Anstrengend. Nach zwei Stunden Aufstieg sind wir nicht wirklich sehr weit gekommen als uns Andrej auf dem Schneemobil von oben entgegen kommt und schon eine Stelle für ein Feuer ausgesucht hat. Noch 300m!
Dann machen wir ein Feuer, kochen Tee und essen etwas um dem jetzt ausgelaugten Körper wieder etwas Energie für den Abstieg zuzuführen. Es ist recht windig hier oben und somit bläst und der Wind immer wieder tückisch ins Feuer so das die Flammen hin und her züngeln. Als Ninja das Feuer füttern will senkt ihr ein Windstoß erstmal schön den Kunstpelz ihrer gute Flell Räven Jacke ab, oh was war da die Freude groß, jetzt muss wohl ein echte Pelz als Austauschobjekt her. Wir sind ausgelassen und als die Sonne langsam hinterm Berg verschwindet machen wir uns wieder auf den Heimweg. Als ich meinen Wanderstock greifen will fällt mir auf das wir diesen aus Kesselhalterung benützt haben und dieser jetzt etwas an seiner Länge eingebüßt hat was sich leider ein wenig suboptimal auf seine Stützeigenschaften auswirkt. Tja, die eine brennt sich den Pelz ab, der andere verkohlt sich den Stock! ;-) Die Skier werden jetzt als Arschrutscher umfunktioniert und wir sausen so immer wieder in den Tiefschnee und die Kedratschwurzeln, als das Gelände wieder flacher wird will ich es noch mal wissen und schnalle mir die guten Holzlatten wieder unter die Füße und rutsch auf ihnen nach hause. In der Basa angekommen schnalle ich jetzt erstmal die Langlaufskier unter mit denen ich eigentlich heute unterwegs sein wollte und drehe noch eine Ehrenrunde, bei der allerdings schnell merke das die Luft definitiv raus ist. Ich arbeite mich also mit letzten Kräften zur Basa zurück und dann ist ganz schnell hinlegen angesagt. Heute bin ich erschöpft wie schon lange nicht mehr...Essen, Bettgehen, Ende im Gelände!


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