...Eingeschneit!
Die letzte
Woche haben wir unterrichtend in der Schule verbracht und den Nachmittag bis zur
Dunkelheit mit Kids im Wald. Das Wetter drehte sich in den letzten
Tage vielmals und so konnte man nie wirklich sagen was morgen wird. Am Samstag
fuhr die Esssopartygang mit Antons Schneemobil und Narte (Schlitten
fürs Schneemobil) zum Dimschikanski Kardon, ich widerstand der
Versuchung und machte einfach mal nischt. Zeit für Yoga und lesen,
schlafen und essen! Am Sonntag fuhr Micha mit Dima nach Menedek und
bastelte an der jetzt bis zur Hüfte im Schnee versunkenen Hütte.
Ich ließ mich zu einem schönen Sonntagsausflug breitschlagen, es
sollte noch mal auf die Hochebene gehen, diesmal bequem auf der Narte
sitzend. Andrej und Anton hatten schon angespannt, Xjuscha ward noch
in eine Thermohose gesteckt und schon brausten wir davon! Auf der
Hälfte des Berges blieb Andrej mit dem Schneemobil stecken wenig
später auch wir mit Anton und Narte...Endstation vorerst. Also
Schneemobil umkippen das Schneemehl aus den Laufräder holen, neuen
Schnee drunter, Anlauf nehmen, weiter. Naja, diese Prozedur machten
wir noch ungefähr 10 mal dann waren die Mädels durch gefroren vom
rumstehen und wir nassgeschwitzt vom alle 10 m Schneemobil umkippen.
Das wars, der Schnee war einfach zu Mehlig, kein vorankommen Berg auf
möglich. Wir kippten die Schneemobile ein letztes mal zum wenden,
dann machte wir noch ein Feuerchen und fuhren in der Dämmerung
langsam zurück zur Basa. Ok, ein erholsamer Sonntagsausflug war das
definitiv nicht, aber langsam sollte ich es wissen das es so etwas
hier auf Kamtschatka nicht zu geben scheint.
Am Montag
machten ich und Micha uns wieder auf um in aller Herrgotts Frühe mit
dem Bus nach Anavgaj zu fahren um weiter an unserem Mammutprojekt zu
bauen. Doch was war das, als wir um 3 Minuten nach Acht an der
Bushaltestelle ankamen, war alles dunkel und kein Bus mehr zu
sehen...scheiß Dejavue! Wir warteten dann noch 20 Minuten und
beschlossen dann wieder in die Basa zu gehen, schlafen...keine Ahnung
was diesmal wieder los war. Wir hatten noch nie erlebt das der Bus
hier pünktlich oder sogar überpünktlich abfuhr, bis heute
anscheinend!
Nachdem wir
munter bis um 10 Uhr gerazt hatten, gingen wir in den Wald und
machten uns daran bei schönstem Sonnenwetter und klirrender Kälte
den Wintereingang für die Grashütte zu bauen die nun ein Iglu
geworden war. Die letzte Woche hatten wir schon eine Menge Kedratsch
geschnitten und im Innenren als Bodenisolierung sternförmig um die
Feuerstelle ausgelegt/ ineinander gesteckt so das Luftpolster
entstanden.
Heute
kämpften wir uns durch den Neuschnee der vorletzten Nacht, jetzt
reichte er uns auch hier im Wald bis zur Mitte der Oberschenkel und
machte das Laufen durch den Tiefschnee ohne Schneeschuhe oder Skier
zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Wir Schnitten ein Paar
Weidenstämme für die zu biegenden Bögen unseres Wintertunnels und
Kleinmaterial zum verflechten. Dann wurde alles zurück geschleppt,
gebogen, verflochten und im letzten Licht des Tages mit Kedratsch
gedeckt und mit Schnee angehäuft. Endlich der Eingang war fertig und
wir auch, das Thermometer zeigte bei unsrer Rückkehr um ca. 17 Uhr
in die warme Basa schon wieder -21C°, es würde wohl mal wieder eine
klare kalte Nacht werden. Naja, morgen geht Micha dann nach Anavgaj
und ich werde in die Hütte übersiedeln. Unsere Wege trennen sich
morgen bis Donnerstag, denn Micha geht nach Anavgaj an der Hütte
baue und aus Esso fliehen, er brauch mal ein paar Tage Esso Urlaub.
Es ist kompliziert geworden in den letzten Tagen, so
beziehungstechnisch, die Party ist wohl vorbei! ;-)
Ich habe
für mich entschieden das ich hier bleibe, der Grashütte den letzten
schliff verpasse und einziehe, also das tue was ich hier noch im
Winter machen wollte, draußen leben! Wenigstens ein wenig, und mir
ist bewusst geworden das meine Tage hier auf Kamtschatka sind
gezählt, die große Reise neigt sich langsam dem ende zu. Und das
löst bei mir gemischte Gefühle aus, einerseits wartet auf mich zu
hause eine tolle Frau, mein Zirkuswagen, meine Familie und Freunde,
und eine neue Zukunft die gelebt werden will.
Zurück
lasse ich wohl noch eine Menge unerledigte Dinge, Erfahrungen die ich
gehofft hatte noch machen zu können, viele Wünsche und Illusionen!
Aber gut, noch bin ich hier, noch hat es drei spannende Wochen, in
denen eh immer alles anders kommt als geplant oder man es sich
vorgestellt hat. Die einzige Chance ist da im Jetzt sein, das leben
was grade dran ist! Und wenns mal nicht funktioniert mit der
Gelassenheit, dann nicht ärgern, nur wundern!
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