Gut, die
große Vulkanbesteigung war nun abgehakt, und das Wetter zeigte sich wieder
von seiner regnerischen und stürmischen Seite. Als ich nächsten
morgen aus dem Schlafsack gekrochen kam und schüttete es bereits
wieder wie aus Kannen und Windböen peitschten über die Hochebene,
der Weg zum Klo im Morgendusel also bereits eine echte
Herausforderung. Man konnte wählen zwischen warme Sachen anziehen
gegen den Wind und klitsch nass werden, oder Regensachen gegen den
Regen anziehen und erbärmlich frieren, das Problem bestand zudem
darin das a) ich noch halb schlief also das komplette
Ankleidungprogramm noch nicht in Gänze aktiviert war, b) ich allet
auf dem Klo wieder hätte ausziehen müssen, denn es ist eng,hat nix
zum Anhängen dadrin und man versucht ähnlich wie auf Dixi WS`s mit
nix in berührung zu kommen. Beides eher suboptimal, also rannte ich
in Unterhose nur mit dem Poncho bekleidet in den sturmgepeitschten
Morgen. Noch ein Wort zu den russischen Stehklos, zwei Löcher in
diesem Fall in die Vulkanasche gebudelt, mit Bretterverschlag drum
rum, in einem sagen wir mal eher einfachen Zustand, im
Schlechtwettersprint in ca. 5 min erreichbar!
Auf dem
Linken der beiden stillen Örtchen war es eigentlich gar nicht so
richtig still! Denn wenn man so in den Startlöchern stand und der
Blick unweigerlich in die Goldgrube viel, sah man nicht etwa wie es
zu erwarten wäre nicht nur in die diverse Farbenpracht von
Brauntönen seiner Vorgänger sondern es bewegte sich alles unter
einem in einem lustigen Reigen. Nun könnte man dem geneigten
Konsumenten vielleicht ein Vodkafrühstück in Abrede stellen, so das
sich die Welt eh schon in ihrem eigenen Schwung drehe, aber was mich
betrifft schwöre ich hier bei nüchtern gewesen zu sein, und doch
bewegte sich alles! Verdammt, die Scheiße lebt wollte ich Ausrufen,
aus dem Klo stürmen und der Welt die sensationelle Kunde bringen,
aber es war nicht sensationell, eher banal und ich hätte nebenbei
erwähnt mit heruntergelassenen Hosen, im Regen stehend wohl eher
auch ein jämmerliches Bild abgegeben!
Es waren
auch bei näherem Hinsehen eher tausende kleiner Fliegenlarven der
Gattung Scheißhausfliege die sich da ca. 1 Meter unter mir wandten
und mir hungrig entgegen starrten. Heißa war da schon am frühen
Morgen was los!
Noch ganz
ergriffen von meiner Entdeckung, bereits auf der Hälfte des Weges
zurück in die wohlige wärme des Schlafsacks und mit den Gedanken
wohl bereits schon da, wehte mir eine Böe den nassen Poncho von den
Knien hoch ins Gesicht worauf ich der Länge nach auf der nassen
Vulkanasche hinschlug, jetzt war ich nicht nur nass sondern auch von
oben bis unten gespickt mit kleinen scharfkantigen Schlackesteinchen!
Irre, so hatte ich mir meinen kurzen Ausflug vorgestellt.
Der Tag ist
jetzt schon unten durch! Dachte ich so bei mir und trat die Flucht
ins Trockene an.
Es warteten
nun nach diesem großartigen Morgen eine andere tolle Aufgaben auf
uns, nämlich unsere Heimreise zu organisieren und einen schönen
Holzstapel mit Balken Umzusetzen!
Eigentlich
so hieß es wäre es gar kein Problem mit irgendeiner Touristengruppe
wieder hinunter nach Kosarjevsk zu kommen hieß es im Vorfeld doch
war dies, und wir hätten es eigentlich wissen müssen, nicht ganz so
einfach. Nach dem wir einige der Fahrer am Abend vorher angesprochen
hatten ob sie uns in den nächsten Tagen mit herunter nehmen könnten
machten wir wieder die Bekanntschaft eines uns so geliebten
Phänomens. Der Goldgräberstimmung! Da wurde so wieder einiges an
phantastischen Preisen aufgerufen und dann noch in Dollar und so
machten uns auf Tagelanges warten gefasst bis wir jemanden fanden der
uns zu einem guten Preis hinunter brachte. Außerdem hatten wir ja
bereits schon gelernt das hier so einiges möglich ist wenn man den
dingen die Chance und die Zeit gibt sich zu entwickeln. Tja die gute
alte Zeit, denn über den Zeitplan gab es recht unterschiedliche
Ansichten in der Gruppe, was wiederum zu ein wenig Gruppenstress
führte! ;-) Die eine Hälfte unserer Truppe nutzte noch die
Gelegenheit mit einer Touristengruppe zum Toten Wald zu kommen, der
Rest hing in den Seilen, oder feilschte hin und wieder mit Fahrern,
oder wollte einfach nur rumhängen und nichts tun wie ich. Doch
plötzlich kam wieder alles ganz anders, denn kaum waren alle
unterwegs, machte uns einer der Fahrer die gestern einen hohen
Dollarpreis aufgerufen hatte ein sehr verlockendes Angebot. Für
22000 Tausend Rubel in der geilen Geländekutsche bis nach Esso! Der
Haken an der Sache war allerdings nur das die Anderen grade los waren
und wir noch versprochen hatten einen riesigen Stapel mit 5m langen
dicken Balken umzusetzen, was mit 2 Herren mehr einen halben Tag
dauern würde. Und genau diese Beiden waren leider grade hinfort.
Tja lange
Gesichter waren die Folge! Wir entschieden uns jedoch alle Zelte
abzubauen, die Rucksäcke der Anderen zu packen und den riesigen
Holzstapel zu Viert umzusetzen. Knüppelarbeit begleitet von
Regengüssen die es in sich hatten, aber wir schafften es mal wieder
über uns hinaus zu wachsen, mehr zu leisten als wir eigentlich
dachten. Begleitet von dem Drängen des Fahrers und dem Druck des
Inspektors alles Holz umzusetzen und heftigen Regengüssen, hatten
wir alles abgebaut und gepackt und grade das Letzte Holz umgesetzt
als die Anderen mit ihrer Tourigruppe angerollt kamen. Ach war das
schön in die verdutzten Gesichter zu blicken als wir verkündeten
das alles gepackt und eingeladen ist, Truck + Fahrer schon mit
laufenden Motor für unsere Abfahrt bis nach Esso bereit stünden.
Also, Husch husch...Rein in den Kutsche, auf nach Esso und good bye
Tolbatschick!
Die Fahrt
hinab ins Tal war sehr sehr abenteuerlich denn aufgrund der
Regenfälle der letzten Tage waren kleine Bäche zu ordentlichen
Flüssen abgeschwollen und die eh schon schlammigen Wege zu
Modderkuhlen geworden, durch sich nun unser Truck langsam durch die
zähe Masse quälte. Selbst unser so routinierter Fahrer war äußerst
angespannt und erzählte uns später, das er den Weg in so einem
schlechten Zustand selten gesehen hatte und er ganz schön geschwitzt
habe. Es dauerte ganze 4,5 Stunden bis wir die Schotterpiste nach
Kosarjevsk erreichten. Von da aus ging es direkt weiter nach Esso wo
wir um 23.30 Uhr bis vor die heimatliche Basa gefahren wurden. Leider
war es schon so spät das niemand im Dorf sehen konnte mit was für
ner fetten Karre die Freiwilligen des Bystrinski Parks kutschiert
wurden, sonst hätte es wahrscheinlich wieder tagelanges Gerede
gegeben. Naja, schade eigentlich! :-)
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