Montag, 3. September 2012

17. August 2012, Letzte Tage im Kljutschevskoj und back to Esso















Gut, die große Vulkanbesteigung war nun abgehakt, und das Wetter zeigte sich wieder von seiner regnerischen und stürmischen Seite. Als ich nächsten morgen aus dem Schlafsack gekrochen kam und schüttete es bereits wieder wie aus Kannen und Windböen peitschten über die Hochebene, der Weg zum Klo im Morgendusel also bereits eine echte Herausforderung. Man konnte wählen zwischen warme Sachen anziehen gegen den Wind und klitsch nass werden, oder Regensachen gegen den Regen anziehen und erbärmlich frieren, das Problem bestand zudem darin das a) ich noch halb schlief also das komplette Ankleidungprogramm noch nicht in Gänze aktiviert war, b) ich allet auf dem Klo wieder hätte ausziehen müssen, denn es ist eng,hat nix zum Anhängen dadrin und man versucht ähnlich wie auf Dixi WS`s mit nix in berührung zu kommen. Beides eher suboptimal, also rannte ich in Unterhose nur mit dem Poncho bekleidet in den sturmgepeitschten Morgen. Noch ein Wort zu den russischen Stehklos, zwei Löcher in diesem Fall in die Vulkanasche gebudelt, mit Bretterverschlag drum rum, in einem sagen wir mal eher einfachen Zustand, im Schlechtwettersprint in ca. 5 min erreichbar!
Auf dem Linken der beiden stillen Örtchen war es eigentlich gar nicht so richtig still! Denn wenn man so in den Startlöchern stand und der Blick unweigerlich in die Goldgrube viel, sah man nicht etwa wie es zu erwarten wäre nicht nur in die diverse Farbenpracht von Brauntönen seiner Vorgänger sondern es bewegte sich alles unter einem in einem lustigen Reigen. Nun könnte man dem geneigten Konsumenten vielleicht ein Vodkafrühstück in Abrede stellen, so das sich die Welt eh schon in ihrem eigenen Schwung drehe, aber was mich betrifft schwöre ich hier bei nüchtern gewesen zu sein, und doch bewegte sich alles! Verdammt, die Scheiße lebt wollte ich Ausrufen, aus dem Klo stürmen und der Welt die sensationelle Kunde bringen, aber es war nicht sensationell, eher banal und ich hätte nebenbei erwähnt mit heruntergelassenen Hosen, im Regen stehend wohl eher auch ein jämmerliches Bild abgegeben!
Es waren auch bei näherem Hinsehen eher tausende kleiner Fliegenlarven der Gattung Scheißhausfliege die sich da ca. 1 Meter unter mir wandten und mir hungrig entgegen starrten. Heißa war da schon am frühen Morgen was los!
Noch ganz ergriffen von meiner Entdeckung, bereits auf der Hälfte des Weges zurück in die wohlige wärme des Schlafsacks und mit den Gedanken wohl bereits schon da, wehte mir eine Böe den nassen Poncho von den Knien hoch ins Gesicht worauf ich der Länge nach auf der nassen Vulkanasche hinschlug, jetzt war ich nicht nur nass sondern auch von oben bis unten gespickt mit kleinen scharfkantigen Schlackesteinchen! Irre, so hatte ich mir meinen kurzen Ausflug vorgestellt.
Der Tag ist jetzt schon unten durch! Dachte ich so bei mir und trat die Flucht ins Trockene an.

Es warteten nun nach diesem großartigen Morgen eine andere tolle Aufgaben auf uns, nämlich unsere Heimreise zu organisieren und einen schönen Holzstapel mit Balken Umzusetzen!
Eigentlich so hieß es wäre es gar kein Problem mit irgendeiner Touristengruppe wieder hinunter nach Kosarjevsk zu kommen hieß es im Vorfeld doch war dies, und wir hätten es eigentlich wissen müssen, nicht ganz so einfach. Nach dem wir einige der Fahrer am Abend vorher angesprochen hatten ob sie uns in den nächsten Tagen mit herunter nehmen könnten machten wir wieder die Bekanntschaft eines uns so geliebten Phänomens. Der Goldgräberstimmung! Da wurde so wieder einiges an phantastischen Preisen aufgerufen und dann noch in Dollar und so machten uns auf Tagelanges warten gefasst bis wir jemanden fanden der uns zu einem guten Preis hinunter brachte. Außerdem hatten wir ja bereits schon gelernt das hier so einiges möglich ist wenn man den dingen die Chance und die Zeit gibt sich zu entwickeln. Tja die gute alte Zeit, denn über den Zeitplan gab es recht unterschiedliche Ansichten in der Gruppe, was wiederum zu ein wenig Gruppenstress führte! ;-) Die eine Hälfte unserer Truppe nutzte noch die Gelegenheit mit einer Touristengruppe zum Toten Wald zu kommen, der Rest hing in den Seilen, oder feilschte hin und wieder mit Fahrern, oder wollte einfach nur rumhängen und nichts tun wie ich. Doch plötzlich kam wieder alles ganz anders, denn kaum waren alle unterwegs, machte uns einer der Fahrer die gestern einen hohen Dollarpreis aufgerufen hatte ein sehr verlockendes Angebot. Für 22000 Tausend Rubel in der geilen Geländekutsche bis nach Esso! Der Haken an der Sache war allerdings nur das die Anderen grade los waren und wir noch versprochen hatten einen riesigen Stapel mit 5m langen dicken Balken umzusetzen, was mit 2 Herren mehr einen halben Tag dauern würde. Und genau diese Beiden waren leider grade hinfort.
Tja lange Gesichter waren die Folge! Wir entschieden uns jedoch alle Zelte abzubauen, die Rucksäcke der Anderen zu packen und den riesigen Holzstapel zu Viert umzusetzen. Knüppelarbeit begleitet von Regengüssen die es in sich hatten, aber wir schafften es mal wieder über uns hinaus zu wachsen, mehr zu leisten als wir eigentlich dachten. Begleitet von dem Drängen des Fahrers und dem Druck des Inspektors alles Holz umzusetzen und heftigen Regengüssen, hatten wir alles abgebaut und gepackt und grade das Letzte Holz umgesetzt als die Anderen mit ihrer Tourigruppe angerollt kamen. Ach war das schön in die verdutzten Gesichter zu blicken als wir verkündeten das alles gepackt und eingeladen ist, Truck + Fahrer schon mit laufenden Motor für unsere Abfahrt bis nach Esso bereit stünden. Also, Husch husch...Rein in den Kutsche, auf nach Esso und good bye Tolbatschick!
Die Fahrt hinab ins Tal war sehr sehr abenteuerlich denn aufgrund der Regenfälle der letzten Tage waren kleine Bäche zu ordentlichen Flüssen abgeschwollen und die eh schon schlammigen Wege zu Modderkuhlen geworden, durch sich nun unser Truck langsam durch die zähe Masse quälte. Selbst unser so routinierter Fahrer war äußerst angespannt und erzählte uns später, das er den Weg in so einem schlechten Zustand selten gesehen hatte und er ganz schön geschwitzt habe. Es dauerte ganze 4,5 Stunden bis wir die Schotterpiste nach Kosarjevsk erreichten. Von da aus ging es direkt weiter nach Esso wo wir um 23.30 Uhr bis vor die heimatliche Basa gefahren wurden. Leider war es schon so spät das niemand im Dorf sehen konnte mit was für ner fetten Karre die Freiwilligen des Bystrinski Parks kutschiert wurden, sonst hätte es wahrscheinlich wieder tagelanges Gerede gegeben. Naja, schade eigentlich! :-)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen