Dienstag, 21. August 2012

16. August 2012, Kljutschevskoj Nationalpark 3, Tolbatschikbesteigung...und vom ständigen Wandel der Dinge























Als wir am Montag Abend ankamen waren wir nahezu allein in der Landschaft der riesigen Aschekegel, wesentlich eine kleine Gruppe hatte schon ihre Zelte neben der Hütte aufgeschlagen. Wir hatten das Privileg für die nächsten Tage in der Inspektoren Hütte schlafen zu dürfen und uns standen auch noch 3 Schlafplätze in einer der anderen Hütten zur Verfügung! Toll, da kommt man sich doch gleich äußerst privilegiert vor, wenn man aus den Allradgefährt springt, mit Sack und Pack auf`s Inspektorenhäuschen zusteuert und einer der anwesenden Touristen Guides hinüber gelaufen kommt sich vor der Tür aufbaut und sagt: „ Das hier ist nichts für Touristen, das ist das Häuschen vom Inspektor, da dürft ihr nicht rein!“ und man mit breitem Grinsen seinen Darfschein aus der Tasche zieht und mit einem überragendem Lächeln freundlich erklärt das man kein Tourist sei sondern ein Volontär des Nationalparks der Vulkane Kamtschatkas, und einem der Direktor persönlich erlaubt hätte hier zu wohnen, da wir in den nächsten Tage an der Leningradskaja zu arbeiten hätten! ...Ha! Naja, Eitelkeit ist manchmal eine meiner Lieblingssünden! Aber gut das die Leute hier alles im Blick haben wenn mal kein Inspektor vor Ort ist!
Im laufe der Tage siedelten Micha und ick jedoch freiwillig ins Zelt aus da genau neben dem Inspektorenhäuschen der Stromgenerator stand der bei Dämmerung angeworfen wurde und erst so gegen halb eins zum Schweigen gebracht werden konnte. Es war also wie auf einer Baustelle wenn man schlafen gehen wollte und störte mein Empfinden von Natur und Abgeschiedenheit empfindlichst. Wir alle ärgerten uns sehr warum zum Teufel die Menschen nicht gemütlich bei Kerzenlicht zusammensitzen konnten, so wie man das nach unserer Vorstellung in einer abgeschiedenen Hütte im Schoß der Vulkane Kamtschatkas eben zu machen hatte! Stattdessen pusteten die Leute auch hierfür noch ordentlich Abgas in die Luft, während wir fast zum Protest, erst am Feuer und später im lärmenden Baustellencontainer (Inspektorenhütte) bei Kerzenlicht saßen. Der Gipfel aber war das man uns bat doch bitte am Feuer nicht zu singen da Andere schon schlafen wollten, das laute Rattern des Generators das durch die Stille der Kamtschattischen Nacht rasselte schien hingegen keine Beachtung zu finden! :-)
Tja, scheiß Generator, scheiß Touristen und scheiß auf die coole Inspektorenhütte, dachte ich laut und schwor mir mit Micha an nächsten Tag in mein Zelt auszusiedeln und das möglichst weit weit weg!
Gesagt getan, wir bauten unser Zelt in einem kleinen Tal zwischen den Felsen in der Nähe unserer Quelle auf, weit genug weg um die Abgeschiedenheit genießen zu können, nahe genug dran um nicht völlig von unsere Gruppe abgeschnitten zu sein. Schön war es hier und ich freute mich in meinen wildromantischen Vorstellungen auf die Nacht im mit Lavasteinen befestigten Zelt, auf den Wind der die Zeltwände zum flattern bringen würde und auf tiefen, erholsamen Schlaf im Schoße von Mutter Natur!
Als wir allerdings von unsere Tagestour zurückkamen trauten wir unseren Augen kaum, unsere einst so einsam gelegene Hütte, und vor allem mein so wilder einsamer Zeltplatz, glich nun einem einem Ameisenhaufen! Vier Geländegängige Lkw`s wie der der uns hier herauf getragen hatte, hatten ein ganzes Heerlager an Touristen ausgespuckt und nun wuchsen mehrere Zeltstädte aus dem Boden. Tja, am Morgen noch ganz einsam gelegen war ganz in der Nähe meines Zeltes ein kleines Dorf entstanden welches unaufhörlich näher an mein Zelt heranwuchs. Da war ein gar emsiges Treiben im Gange und lustig tanzte die Motorsäge auf den mitgebrachten Baumstämmen. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen wie begeistert ich von dieser Entdeckung war und das Micha & ick ordentlich auf auf die Touristen schimpften!
Aber es wird sich noch herausstellen das alles wie immer seine zwei Seiten hat und die Dinge sich ständig wandeln, zum Guten wie zum Schlechten, das Eine das Andere bedingt.

Übrigens war auch der Inspektor der uns eingeladen hatte, mit dem wir arbeiten sollten und der uns später herumführen wollte nicht vor Ort und würde auch nicht mehr kommen! Ein wichtiger Minister aus Moskau war angereist und der Inspektoren musste Diesen nun zu den Wundern der Kljutesvkoj Nationalparks bringen.:-)

Unter der einen Gruppe die heute neu Angereist war befanden sich auch zwei Mädels unseren Alters aus Deutschland und ihr alter Herr, somit entstand als bald eine lustige Konversation und es stellte sich heraus das das Wetter morgen besser sein sollte, heute windete es mit Sturmböen und schüttete wie aus Kannen, und ihre Gruppe morgen früh einen Erstürmungsversuch des Tolbatschik Vulkans bis zum Kraterrand wagen wollte und noch Plätze im LKW frei wären. Also schwangen wir uns auf zum Guide und dem Fahrer der Truppe und fragten ob wir uns ihnen anschließen dürften. Es wurde gegrinst und zugesagt! Aber die Jungs fahren auf dem Dach, heiß es und wenn was passiert bin ich nie gefahren! Alles klar, das musste man uns nicht zweimal sagen, wir waren mit dabei! Geführte Tolbatschik Besteigung und ne gratis Offroadtour auf`m Dach von soner geilen Geländekutsche durch die Bergwelt der Kljutschevskoj! Ast rein!
Nächste Morgen war das Wetter perfekt, wir saßen auf und holperten los in den morgendlichen Nebel. Es war feucht und kalt als wir im Gänsemarsch durch den dichten Nebel stapften. Neun bis Zehn Stunden sollen wir nun unterwegs sein, gut das wir einen Führer hatten denn die Sichtweite betrug ca. 2m und einen Wanderweg wie in den Alpen gab es auch hier nicht! Nach 1-2 Stunden Aufstieg lichtete sich der Nebel langsam und die Sonne strahlte zwischen den Schwaden hervor. Ein Gemisch aus feuchter Kälte und der aufkommenden Hitze eines Sonnentages im Hochgebirge, ließ uns ständig an und Ausziehen. Bald waren wir über den Wolken und es bot sich ein atemberaubender Blick auf den Tolbatschik mit seinen stolzen 3672 Metern und seinen Steileisgletschern entgegen ragte. Ich erspare euch die weiteren Details des Aufstiegs, wären diese wahrscheinlich ehe nur für Alpinisten wie meinen Herrn Vater interessant. Doch eins noch, der Aufstieg war nicht schwer aber sehr lang und Anstrengend! Ohne falschen stolz kann ich sagen das der Gipfel des Kraters von unserem Startpunkt stolze 1382 Höhenmeter entfernt lag und wir an diesem Tag ordentliche 2764 Höhenmeter zurücklegten! Nicht schlecht, und das mit der Kamtschatkaversehrtenbrigede.

Der Blick von Oben war unbeschreiblich beeindruckend, der Krater war wunderschön vergletschert, und ständiger Steinschlag im Krater zeigte das hier noch alles in Bewegung war. Wir sahen viele der anderen Vulkanriesen mit ihren schneebedeckten Spitzen und weißen Wolkenfahnen. Das hier war also nur der Anfang, doch für mich reichte das heute voll und ganz um glücklich und zufrieden zu sein, ich war auf 36082 m mein Knie war anscheinend heil, das Wetter gut!
Ich hatte schon auf dem Aufstieg lange über die unbeständige Natur der Dinge nachgedacht, und das mir wieder einmal per Exzellenz vor Augen geführt wurde wie viel meine Urteile eigentlich wert sind! Oft nicht einen Pfifferling! Ohne die Touristeninvasion auf der so beschaulichen Leningradskaja Hütte und ohne die Freigiebigkeit dieser Leute, wären wir heute nicht auf dem Tolbatschik Krater gestanden!

Amen...






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