Samstag, 22. September 2012

07.- 10. September, Esso, am Anfang war die Weide!...



...am Anfang war die Weide!

In den letzten Tagen war das Wetter mehr als miserabel, es goss wie aus Kübeln oft ohne Unterlass, tja auch das ist wohl Mittelkamtschatka typisches Wetter. Die nasse Kälte erwische einen doch immer wieder von hinten, aber ich beschloss an einigen Tage mich ihr zu stellen, wenigstens für ein paar Stunden. Denn ich hatte Pläne, in meinem Hirn zirkulierten schon seit Tagen immer wieder Bilder von neuen interessanten Hüttenkonstruktionen die mich nicht in ruhe ließen. Entweder waren diese Rund und aus Weide geflochten mit Dächern aus Grass, oder hatten Birkenrinde als Dachschindeln, waren halb in der Erde, schräg an Baumstämmen, oder hatten Tipiähnliche Formen, Tschum, Tschuk, Jarange, Wickiup, Debris Hütte, Lean- To, A- Frame hießen sie wohl. Die leidenschaftliche Neugier und der Tatendrang trieben mich nun um, und da war es endlich wieder, das so lange sehnlichst vermisste Gefühl, der Drang mich mit Natur wiederzuverbinden! Zeit mehr zu lernen, mehr zu experimentieren, mehr draußen rumzuspielen...endlich wieder zeit für Wildniskram!
Alsdann treibt es nun den geneigten Wildnispädagogen, dem Wetter zum Trutze, bewaffnet mit den Insignien seiner Zunft, Feuerbogen, Handstück, Spindel, Feuerbrett und Zunder, bei Wind und Wetter, gleich ob Tag oder Nachtzeit raus auf den Hof zum großen Fiedeln das es nur so Raucht. Und ist man nun Achtsam bei Sinnen ob des Materials, der Technik und der Gegebenheiten, die Bogensehne straff, der Dank dem Feuer ehrlich wandelt sich das Ziehen und Zerren am Bogen langsam zur geschmeidigen Bewegung, wird ein kleines noch schüchtern dampfendes, später rauchendes Stück Kohle geboren welches durch liebevolles und behutsames hinzu blasen zur schönsten glimmenden Glut heranreift. Dann gibt es als Belohnung eines der schönsten und entscheidendsten Geschenke für unser Menschenvolk, die helle Lohe als der Flamme Geschenk!
Ich habe nun diverse Holz und Zudersorten herbeigeschafft und die Küche der Basa mit ihren großen Heizröhren ist nun reich geschmückt den diversen Schätzen der Felder und Wälder Kamtschatkas. Ja, da lacht das Herz des Waldschrads und lässt ihn mit so manchem Hölzchen emsig sein Spielchen treiben.
Gut, wie ihr nun wisst ich war wieder Wildnisfilm, und da ich in den letzten Tagen beschlossen hatte die Dinge durch mehr Beharrlichkeit zu lösen, dachte ich dasselbe auch mit dem Wetter zu tun. Gib dem Wetter eine Chance hieß die Parole an diesem Freitag und so zog ich mit Rebecca im Schlepptau bei prasselndem Daueregen, mit hüfthohen Gummistiefeln und in einen Regenponcho gehüllt in nordwestliche Richtung zu den Ufern des Uksitschanflusses, um Weiden zu schneiden für eine Hütte. Wir durchwateten tiefe Pfützen stelzten über schlammige Wege, überquerten die nassen Wiesen, rutschten die Böschung herunter und durchquerten den kleinen Sumpf der zum Ufer führte. Dann wurde gesägt, entastet und alles zusammengezurrt, ständig begleitet von meinen Freunden den kleinen Moschkiefliegen, die sich über unseren Besuch bei diesem Wetter sehr freuten und ein kleine Zwischenmahlzeit witterten. Zudem sind diese Gesellen ziemlich aufdringlich und fliegen einem gerne ins Auge, in die Nase, Mund und Ohren und wenn sie den leckeren deutschen Volontär erstmal geortet haben wird in kürzester Zeit der ganze Freundeskreis benachrichtigt das es hier ein formidables Tröpfchen zu holen gibt und du stehst in eine kleinen Wolke hungriger/ durstiger Blutsauger. Zeit zu gehen! Zum Teufel mit der Beharrlichkeit dachte ich mir und wie machten und schwer beladen davon.
Am Samstag ging ich dann ein paar kleine Weidenzweige schneiden die uns als Schnüre dienen sollten und Sonntag war es dann soweit. Der Regen hatte nachgelassen und machte dann eine Pause, ist ja auch Sonntag und der Regen muss sich ja auch mal irgendwann ausruhen, somit ein guter Tag um mit dem Bau zu beginnen. Heiko zeigte sich von meiner Idee begeistert und somit hatte ich für den Nachmittag einen Mitstreiter, supie! Ich machte mich mit Lena erstmal in den Wald hinter unserer Basa um einen geeigneten Platz für unsere Hütte zu finden und um ein wenig Ressourcenakquise zu betreiben. Nachdem wir uns 1,5 Stunden durch Beerensträucher gefuttert hatten und durchs Dickicht gekrochen waren, hatten wir zwei heiße Favoriten und kehrten wir erfolgreich in die Basa zurück. Nach dem Mittagsschlaf bauten Cheiko und ich noch ein kleines Modell aus kleinen Weidenzweigen im Garten und machten uns mit dem Weidenbündel auf den Schultern auf den Weg in den Busch. Bis zum Abend wurden die Dicken Weidenzweige gebogen und die einzelnen Bögen mit de kleinen Weidenzweigen verschnürt und verflochten sodass am Ende ein kleiner Benjamingroßer Dom entstanden war mit Eingang in Richtung Osten. Magen knurrt, Denken fällt schwer, ab nach hause an den Futtertrog! Feierabend für Sonntag!
Am Montag machte ich mich bewaffnet mit einer Bärenfackel allein in den Wald, trotzdem sich die Geschichten über Bären die sich um Esso herumtreiben oder sogar bis nach Esso herein trauen immer zahlreicher werden, um das Grundgerüst zu vollenden doch musste ich schnell feststellen das das biegen der großen Weiden allein, sehr anstrengend und schwierig ist und es lange dauert bis man alle Knoten mit der dünnen Weide gesetzt hat. Letztendlich ging ich heute nach Zwei- Drei Stunden gutgelaunt und mit dem tollen Gefühl meinen Schweinehund überlistet zu haben und etwas geschafft zu haben zurück in die Basa. Dienstag war wieder Weidenzweige schneiden im Regen angesagt damit ich Morgen genug Flechtmaterial zusammen hatte um den Zweiten Außenring einzuziehen. Feuer machen und und nett zu sich selbst sein nahm dann den Rest meines Tages ein.
Am Mittwoch trieb es mich wieder allein in den Wald um den zweiten Außenring einzuflechten, zu verknoten. Nach Zwei Stunden war ich dann völlig durchnässt und es wurde Zeit wieder ins Warme zu gehen, außerdem hatte sich heute noch der Vorstandsvorsitzende unser geldgebenden Stiftung angekündigt und somit gab es noch einiges vorzubereiten für einen schönen Abend.

Gute Nacht...


Ben

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