...am Anfang war die Weide!
In den
letzten Tagen war das Wetter mehr als miserabel, es goss wie aus
Kübeln oft ohne Unterlass, tja auch das ist wohl Mittelkamtschatka
typisches Wetter. Die nasse Kälte erwische einen doch immer wieder
von hinten, aber ich beschloss an einigen Tage mich ihr zu stellen,
wenigstens für ein paar Stunden. Denn ich hatte Pläne, in meinem
Hirn zirkulierten schon seit Tagen immer wieder Bilder von neuen
interessanten Hüttenkonstruktionen die mich nicht in ruhe ließen.
Entweder waren diese Rund und aus Weide geflochten mit Dächern aus
Grass, oder hatten Birkenrinde als Dachschindeln, waren halb in der
Erde, schräg an Baumstämmen, oder hatten Tipiähnliche Formen,
Tschum, Tschuk, Jarange, Wickiup, Debris Hütte, Lean- To, A- Frame
hießen sie wohl. Die leidenschaftliche Neugier und der Tatendrang
trieben mich nun um, und da war es endlich wieder, das so lange
sehnlichst vermisste Gefühl, der Drang mich mit Natur
wiederzuverbinden! Zeit mehr zu lernen, mehr zu experimentieren, mehr
draußen rumzuspielen...endlich wieder zeit für Wildniskram!
Alsdann
treibt es nun den geneigten Wildnispädagogen, dem Wetter zum Trutze,
bewaffnet mit den Insignien seiner Zunft, Feuerbogen, Handstück,
Spindel, Feuerbrett und Zunder, bei Wind und Wetter, gleich ob Tag
oder Nachtzeit raus auf den Hof zum großen Fiedeln das es nur so
Raucht. Und ist man nun Achtsam bei Sinnen ob des Materials, der
Technik und der Gegebenheiten, die Bogensehne straff, der Dank dem
Feuer ehrlich wandelt sich das Ziehen und Zerren am Bogen langsam zur
geschmeidigen Bewegung, wird ein kleines noch schüchtern dampfendes,
später rauchendes Stück Kohle geboren welches durch liebevolles und
behutsames hinzu blasen zur schönsten glimmenden Glut heranreift.
Dann gibt es als Belohnung eines der schönsten und entscheidendsten
Geschenke für unser Menschenvolk, die helle Lohe als der Flamme
Geschenk!
Ich habe
nun diverse Holz und Zudersorten herbeigeschafft und die Küche der
Basa mit ihren großen Heizröhren ist nun reich geschmückt den
diversen Schätzen der Felder und Wälder Kamtschatkas. Ja, da lacht
das Herz des Waldschrads und lässt ihn mit so manchem Hölzchen
emsig sein Spielchen treiben.
Gut, wie
ihr nun wisst ich war wieder Wildnisfilm, und da ich in den letzten
Tagen beschlossen hatte die Dinge durch mehr Beharrlichkeit zu lösen,
dachte ich dasselbe auch mit dem Wetter zu tun. Gib dem Wetter eine
Chance hieß die Parole an diesem Freitag und so zog ich mit Rebecca
im Schlepptau bei prasselndem Daueregen, mit hüfthohen Gummistiefeln
und in einen Regenponcho gehüllt in nordwestliche Richtung zu den
Ufern des Uksitschanflusses, um Weiden zu schneiden für eine Hütte.
Wir durchwateten tiefe Pfützen stelzten über schlammige Wege,
überquerten die nassen Wiesen, rutschten die Böschung herunter und
durchquerten den kleinen Sumpf der zum Ufer führte. Dann wurde
gesägt, entastet und alles zusammengezurrt, ständig begleitet von
meinen Freunden den kleinen Moschkiefliegen, die sich über unseren
Besuch bei diesem Wetter sehr freuten und ein kleine Zwischenmahlzeit
witterten. Zudem sind diese Gesellen ziemlich aufdringlich und
fliegen einem gerne ins Auge, in die Nase, Mund und Ohren und wenn
sie den leckeren deutschen Volontär erstmal geortet haben wird in
kürzester Zeit der ganze Freundeskreis benachrichtigt das es hier
ein formidables Tröpfchen zu holen gibt und du stehst in eine
kleinen Wolke hungriger/ durstiger Blutsauger. Zeit zu gehen! Zum
Teufel mit der Beharrlichkeit dachte ich mir und wie machten und
schwer beladen davon.
Am Samstag
ging ich dann ein paar kleine Weidenzweige schneiden die uns als
Schnüre dienen sollten und Sonntag war es dann soweit. Der Regen
hatte nachgelassen und machte dann eine Pause, ist ja auch Sonntag
und der Regen muss sich ja auch mal irgendwann ausruhen, somit ein
guter Tag um mit dem Bau zu beginnen. Heiko zeigte sich von meiner
Idee begeistert und somit hatte ich für den Nachmittag einen
Mitstreiter, supie! Ich machte mich mit Lena erstmal in den Wald
hinter unserer Basa um einen geeigneten Platz für unsere Hütte zu
finden und um ein wenig Ressourcenakquise zu betreiben. Nachdem wir
uns 1,5 Stunden durch Beerensträucher gefuttert hatten und durchs
Dickicht gekrochen waren, hatten wir zwei heiße Favoriten und
kehrten wir erfolgreich in die Basa zurück. Nach dem Mittagsschlaf
bauten Cheiko und ich noch ein kleines Modell aus kleinen
Weidenzweigen im Garten und machten uns mit dem Weidenbündel auf den
Schultern auf den Weg in den Busch. Bis zum Abend wurden die Dicken
Weidenzweige gebogen und die einzelnen Bögen mit de kleinen
Weidenzweigen verschnürt und verflochten sodass am Ende ein kleiner
Benjamingroßer Dom entstanden war mit Eingang in Richtung Osten.
Magen knurrt, Denken fällt schwer, ab nach hause an den Futtertrog!
Feierabend für Sonntag!
Am Montag
machte ich mich bewaffnet mit einer Bärenfackel allein in den Wald,
trotzdem sich die Geschichten über Bären die sich um Esso
herumtreiben oder sogar bis nach Esso herein trauen immer zahlreicher
werden, um das Grundgerüst zu vollenden doch musste ich schnell
feststellen das das biegen der großen Weiden allein, sehr
anstrengend und schwierig ist und es lange dauert bis man alle Knoten
mit der dünnen Weide gesetzt hat. Letztendlich ging ich heute nach
Zwei- Drei Stunden gutgelaunt und mit dem tollen Gefühl meinen
Schweinehund überlistet zu haben und etwas geschafft zu haben zurück
in die Basa. Dienstag war wieder Weidenzweige schneiden im Regen
angesagt damit ich Morgen genug Flechtmaterial zusammen hatte um den
Zweiten Außenring einzuziehen. Feuer machen und und nett zu sich
selbst sein nahm dann den Rest meines Tages ein.
Am Mittwoch
trieb es mich wieder allein in den Wald um den zweiten Außenring
einzuflechten, zu verknoten. Nach Zwei Stunden war ich dann völlig
durchnässt und es wurde Zeit wieder ins Warme zu gehen, außerdem
hatte sich heute noch der Vorstandsvorsitzende unser geldgebenden
Stiftung angekündigt und somit gab es noch einiges vorzubereiten für
einen schönen Abend.
Gute
Nacht...
Ben
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