Die
schmutzigste Stadt Russlands...
Am Samstag
brachen wir auf in die große Stadt, es regnete, der Bus war voll,
wir voller Vorfreude. Es war nicht das schlechteste das es heute
regnete, denn uns standen zehn Stunden Busfahrt auf den sonst
staubigen Pisten Kamtschatkas bevor. Als wir die Straße herunter
kamen sagte ich zu meinem Cousin, denn wir waren die ersten die den
schönen roten Dewoobus entdeckten, man Cheiko, kiek ma wat wa fürn
neun Bus bekomm, geil wa? Und verstauten unser Gepäck im Bus
inneren...
Die Anderen
kamen spät, der Motor lief bereits, dann fegte der Bus mit uns aus
Esso. Nach den ersten Kilometern bemerkten wir das unser vermeidlich
moderner Bus irgendwie keine Stoßdämpfer mehr zu haben schien.
Fühlte man sich sonst wenn man mit unserem Chef fuhr als Teilnehmer
bei der Rally Paris–Dakar, hatte unser Busfahrer beim Club der
Sonntagsfahrer angeheuert. Der gute Mann fuhr in einem
atemberaubenden Tempo von 60 Kmh über die Schneckenpiste, wobei ich
angst hatte wenn wir einen Hügel passierten, genau jetzt aussteigen
und schieben zu müssen. Jetzt verstand ich den Hinweis in dem
Vorbereitungs- PDF, das man sich für die Busfahrt am besten ein
Nackenhörnchen einpacken solle, damit einem der Kopf nicht hin und
her schlackere wenn man die lang Busfahrt zu sinnvollem nutzen möchte
nämlich schlafen! Aber gut ich hatte diesen Hinweis ignoriert, denn
man kann ja auch mit einer Jacke unter dem Kopf ans Fenster gelehnt
schlafen wie jeder andre normale Mensch auch. Weit gefehlt bei dieser
Busfahrt, bei dem Versuch meine bewehrte Schlafposition am Fenster
einzunehmen, hatte ich das leichte Gefühl das ein überdimensionaler
Specht gegen meinen Schädel hämmert und durch die Schlaglöcher
machte mein Kopf recht schnell Bekanntschaft mit der Rückenlehne
meines Vordermanns. Danach versuchte ich meinen Kopf eher in der
Mittelposition zu halten und vor mich hin zu dämmern, ein heißer
Tipp für das nächste Info-PDF für Volontäre ergänzend zu den
tollen Nackenhörnchen wäre auch noch eine Beißschiene damit die
Zähne nicht immer so aufeinander schlagen.
Zehn
Stunden später purzelten wir dann in Enzivolo aus dem Bus, suchten
die Office des Nalitschevo Parks wo wir für heute Nacht Quartier
beziehen wollten.
Am Sonntag
war Sightseeing mit Judith in Petropavlovsk angesagt. Nachdem wir
durch die City gepirscht waren, gingen wir noch an den Beach von
Petro um ein Blick in die Avachabucht zu werfen. Hier sollten sich
also die heißen Mäuse von Petro tummeln, aber außer Seesternen,
Tank und einem angespülten Hundekadaver der hier in der Sonne vor
sich hin oxidierte war nichts zu sehen. Wir besuchten noch den
berühmten Liebesfelsen der leider inzwischen absolut im Müll
erstickte und machten dann auf Judiths anraten am späten Nachmittag
einen Abstecher zu den alten Fischfabriken, weil sich dort angeblich
die Seelöwen tummeln sollten.
Erst
Bestand die Bebauung aus alten Plattenbauten, dann mischten sich
Ruinen ins Bild, später waren nur noch Wellblechhütten zu sehen,
die Gegend wurde zusehlichst mit jeder Straßenwindung ärmer und
einsamer, bald standen wir auf einer Klippe und sahen auf die Reste
von einigen Schiffswracks die am Strand abgewrackt waren und voll
mit Schrott waren. Hier begann der skurrile Teil des Weges der einem
Endzeitfilm entsprungen sein konnte. Wir stiegen die Klippe hinab in
das alte Industriegebiet wo uns gleich ein Rudel Hunde empfing und
überall vierschrötige Gestalten zum Vorschein kamen, hier waren wir
definitiv falsch...also kein Seelöwenwhatching heute, wir machten
das wir dort wieder raus kamen und pilgerten zur letzten
Bushaltestelle um zurückzufahren. Erleichterung machte sich breit
als wir im Bus saßen und die Bebauung wieder zunahm, wieder
„normale“ Menschen zu sehen waren. Am Busbahnhof nahmen dann den
letzten Bus nach Enzivolo, und nächtigten dann wieder in der Office
vom Nalitschevo Park von wo wir dann am Montag zu den Blauen Seen
starten wollten. Ach ja, Herr Putin war 2010 auf Kamtschatka Besuch
also auch in Petropavlovsk und war sehr erzürnt über den Zustand
der Stadt, er taufte Petropavlovsk die „dreckigste Stadt
Russlands“! Danach rollten dann wohl auch Köpfe!
Na dann
gute Nacht...
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