Mittwoch, 12. September 2012

25.-26. August, 2012, Petropavlovsk & Avachabucht, Die schmutzigste Stadt Russlands...















Die schmutzigste Stadt Russlands...

Am Samstag brachen wir auf in die große Stadt, es regnete, der Bus war voll, wir voller Vorfreude. Es war nicht das schlechteste das es heute regnete, denn uns standen zehn Stunden Busfahrt auf den sonst staubigen Pisten Kamtschatkas bevor. Als wir die Straße herunter kamen sagte ich zu meinem Cousin, denn wir waren die ersten die den schönen roten Dewoobus entdeckten, man Cheiko, kiek ma wat wa fürn neun Bus bekomm, geil wa? Und verstauten unser Gepäck im Bus inneren...
Die Anderen kamen spät, der Motor lief bereits, dann fegte der Bus mit uns aus Esso. Nach den ersten Kilometern bemerkten wir das unser vermeidlich moderner Bus irgendwie keine Stoßdämpfer mehr zu haben schien. Fühlte man sich sonst wenn man mit unserem Chef fuhr als Teilnehmer bei der Rally Paris–Dakar, hatte unser Busfahrer beim Club der Sonntagsfahrer angeheuert. Der gute Mann fuhr in einem atemberaubenden Tempo von 60 Kmh über die Schneckenpiste, wobei ich angst hatte wenn wir einen Hügel passierten, genau jetzt aussteigen und schieben zu müssen. Jetzt verstand ich den Hinweis in dem Vorbereitungs- PDF, das man sich für die Busfahrt am besten ein Nackenhörnchen einpacken solle, damit einem der Kopf nicht hin und her schlackere wenn man die lang Busfahrt zu sinnvollem nutzen möchte nämlich schlafen! Aber gut ich hatte diesen Hinweis ignoriert, denn man kann ja auch mit einer Jacke unter dem Kopf ans Fenster gelehnt schlafen wie jeder andre normale Mensch auch. Weit gefehlt bei dieser Busfahrt, bei dem Versuch meine bewehrte Schlafposition am Fenster einzunehmen, hatte ich das leichte Gefühl das ein überdimensionaler Specht gegen meinen Schädel hämmert und durch die Schlaglöcher machte mein Kopf recht schnell Bekanntschaft mit der Rückenlehne meines Vordermanns. Danach versuchte ich meinen Kopf eher in der Mittelposition zu halten und vor mich hin zu dämmern, ein heißer Tipp für das nächste Info-PDF für Volontäre ergänzend zu den tollen Nackenhörnchen wäre auch noch eine Beißschiene damit die Zähne nicht immer so aufeinander schlagen.
Zehn Stunden später purzelten wir dann in Enzivolo aus dem Bus, suchten die Office des Nalitschevo Parks wo wir für heute Nacht Quartier beziehen wollten.
Am Sonntag war Sightseeing mit Judith in Petropavlovsk angesagt. Nachdem wir durch die City gepirscht waren, gingen wir noch an den Beach von Petro um ein Blick in die Avachabucht zu werfen. Hier sollten sich also die heißen Mäuse von Petro tummeln, aber außer Seesternen, Tank und einem angespülten Hundekadaver der hier in der Sonne vor sich hin oxidierte war nichts zu sehen. Wir besuchten noch den berühmten Liebesfelsen der leider inzwischen absolut im Müll erstickte und machten dann auf Judiths anraten am späten Nachmittag einen Abstecher zu den alten Fischfabriken, weil sich dort angeblich die Seelöwen tummeln sollten.
Erst Bestand die Bebauung aus alten Plattenbauten, dann mischten sich Ruinen ins Bild, später waren nur noch Wellblechhütten zu sehen, die Gegend wurde zusehlichst mit jeder Straßenwindung ärmer und einsamer, bald standen wir auf einer Klippe und sahen auf die Reste von einigen Schiffswracks die am Strand abgewrackt waren und voll mit Schrott waren. Hier begann der skurrile Teil des Weges der einem Endzeitfilm entsprungen sein konnte. Wir stiegen die Klippe hinab in das alte Industriegebiet wo uns gleich ein Rudel Hunde empfing und überall vierschrötige Gestalten zum Vorschein kamen, hier waren wir definitiv falsch...also kein Seelöwenwhatching heute, wir machten das wir dort wieder raus kamen und pilgerten zur letzten Bushaltestelle um zurückzufahren. Erleichterung machte sich breit als wir im Bus saßen und die Bebauung wieder zunahm, wieder „normale“ Menschen zu sehen waren. Am Busbahnhof nahmen dann den letzten Bus nach Enzivolo, und nächtigten dann wieder in der Office vom Nalitschevo Park von wo wir dann am Montag zu den Blauen Seen starten wollten. Ach ja, Herr Putin war 2010 auf Kamtschatka Besuch also auch in Petropavlovsk und war sehr erzürnt über den Zustand der Stadt, er taufte Petropavlovsk die „dreckigste Stadt Russlands“! Danach rollten dann wohl auch Köpfe!

Na dann gute Nacht...

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