Mittwoch, 12. September 2012

27. -29. August, 2012, Enzivolo Rajon,von windgepeitschten Höhen und blauen Seen...











...von windgepeitschen Höhen und blauen Seen

Mit dem Taxi ging es zur am Morgen Stadthauswerts zum Alpinen Trainingszentrum für Alpinski. Hier war natürlich noch um diese Jahreszeit tote Hose und so machten wir uns vorbei an den Winterwerbeplakaten Schneekanonen, Beschneiungsanlagen und Skiliften, auf den Wanderweg. Fällt euch was auf? Nein, dann werde ick euch auf die Sprünge helfen, 1. Schneekanonen und Beschneiungsanlagen in Kamtschatka wo von Oktober bis April Schnee liegt? 2. Wanderweg, das ist etwas was hier auf Kamtschatka quasi nicht existent ist, jedenfalls nicht so wie man ihr z.b. in den Alpen finden würde, hier ist dies meist etwas wo man besser ein GPS für benutzt und Erfahrung im quer Feld ein gehen hat!
Oke, also wir wanderten also drauf los, laut dem Nalitschevo Park Office sind es ca. 30Km die man locker an einem Tag schaffen könne, aber wir beschlossen schon vorsichtshalber zwei Tage dafür einzuplanen denn wir wollten nicht hetzten und in Ruhe gehen, außerdem hatte Adria immer noch seine Erkältung die er irgendwie nicht los wurde. Am Mittwoch wollten wir Adria zum Flughafen bringen, denn für ihn ging jetzt die Zeit auf Kamtschatka zu ende, also hieß es gib Futter bei die Fische!
Leute als wir nach dem Alpenskigelände am Bach lang spazierten traf uns der Schlag! Es gab tatsächlich einen richtigen ausgetreten Wanderweg der gut zu gehen war, wir liefen die ersten Stunden durch einen schönen kühlen Wald der auch gut in Thüringen stehen hätte können, Heimatgefühl kam auf. Und zu unserer absoluten Überraschung konnten wir im T- Shirt wandern, es gab hier keine Moskitos und Moskiefliegen die uns ständig attackierten. Toll! Der Weg gestaltete sich sehr abwechslungsreich, interessant und sehr Schön. Hier und da schon ein Gelbes und Rotes Blatt an den Pflanzen und Bäumen und keine Menschenseele. Der Weg schlängelte sich höher und höher durch kleine Schluchten und Bäche, irgendwann wechselte die Vegetation zu Hochstaudenwäldern, Birkenwäldchen, dann wurde es karger, die Bäume kleiner und der Weg stieg ordentlich steil an. Die letzten 400 Höhenmeter waren ganz ordentlich und verlieh dem Wanderweg plötzlich den Charakter eines Hochalpinen Weges mit kleinen Kletterpartien bei denen man auch die Hände zu Einsatz brachte. Lies es sich vorher schön und recht einfach dahinwandern zog nun der Rucksack ganz ordentlich und mein Körper schrie nach jetzt nach 15 km/ 5 Stunden wandern eindeutig nach Ankunft, Zelt aufbauen und Schlafsack!
Tja, unter Zuhilfenahme von Traubenzuckerbonbons wuchteten wir uns noch die letzten Meter hinauf, dann breitete sich ein Hochtal und eine schöne schlecht Wetterfront vor uns aus. Ein paar Pfeifhasen begrüßten uns stürmisch und der Wind zerrte schon ordentlich an unseren Sachen und Haaren. Mützenwetter! Also fix die Zelte vor dem Regen aufgebaut, Bärenwarnsystem installiert, zu Abend gegessen und ab in die Heia! Der Wind hatte sich bereits zu Orkanstärke gesteigert und ich verstärkte alle Zeltleinen mit großen Steinen, betrachtete noch mal kritisch die sich im Wind biegenden Zelte und kroch in meine Schlafsack. Viele von uns lagen noch lange wach und lauschten dem Peitschenden Windböen und Flapp, Flapp, Flapp der aufeinander schlagenden Zeltwände.
Morgens um 4 oder 5 Uhr ging auf einmal das Bärenwarnsystem mit lautem Getöse los und ich kroch mit Bärenfackel in der Hand aus dem Zelt, wo Heiko auch grade in die Gänge kam. Doch Gott sei dank war keine Bär bei uns eingebrochen sondern der Sturm hatte unsere „Zaunpfeiler“ umgeworfen. Der Wind war unglaublich stark, das Heiko und ich unsere liebe Mühe hatten uns mit Stimme zu verständigen, denn diese trug der tosende Wind wie Schleier davon, sodass nur Wortfetzen blieben, die das schlaftrunkene Hirn zu sinnigen Sätzen zusammensetzen musste!
Endlich Morgen, endlich Licht und die stürmische Nacht überstanden. Doch kalt war es, blauer Himmel zeigte sich und die Sonne auch, doch noch war es bitter kalt und windig. Ich erinnerte mich an eine ähnliche Situation mit 16 oder 17 Jahren auf der Wildlifewoche in den Schweitzer Alpen, wo ich nach einer frostigen Nacht im Sommer sehnsüchtig die ersten wärmenden Sonnenstrahlen herbeisehnte, ja sogar ihnen ein Stück entgegen kletterte um nicht mehr so zu frieren. Heute machte ich fast das selbe, ich mümmelte mich ein suchte mir einen Sonnigen Platz im Windschatten eines kleinen Felsens am See und döste dort vor mich hin bis die Anderen einer nach dem Anderen erwachte und aus dem Zelten gekrabbelt kamen. Doch was war das, was ich hier zu meinen Füßen im ausgetrockneten feuchten Seebett fand, schöne frische Trittsiegel eines jugendlichen, wahrscheinlich männlichen Bären! Schluck, und diese kamen so ungefähr aus Richtung unsere Zelte. Mmh spannend, naja wir sind ja in Kamtschatka, da kann so etwas ja wohl mal vorkommen! ;-)
Es war schön und die wärme von Großvater Sonne mal wieder so elementar erfahren zu dürfen und zu spüren wie großartig die Ankunft seiner Strahlen sein kann. Danke!
Es wurde noch in der Morgensonne gefrühstückt und dann ging es in der Mittagssonne langsam wieder Tal abwärts. Wir teilten die Gruppe heute, Ninja, Adria und ich gingen schon ins Tal und Clements, Cheiko und Micha erklommen noch den Wächter dieses Tales.
Auf dem Abstieg bekam unweigerlich mit das es mich wohl jetzt auch erwischt hatte, Halsschmerzen, Nase lief und ich war platt wie ne Flunder, mist! Ich hatte wohl Adria beerbt denn er hatte die letzten Tage neben mir geschlafen und so manch eine Nacht hatte er ganz schön rumkampiert mit Husten und Schnupfen. Naja erstmal absteigen, dann weitersehen! Der Weg wurde mir heute ganz schön lang, kostete ordentlich Kraft und wir alle waren offensichtlich ganz schön angeschlagen und fix und fertig als wir unten ankamen. Übrigens hatten wir unten an der Skistation noch den alten redseligen Pistenwart getroffen und erfahren das genau an der Stelle wo wir gezeltet haben vorheriges Jahr ein Bär ein Paar Touristen das Zelt zerfetzt hatte weil er an ihre Essensvorräte wollte! Good to know, nicht wahr?
Armer Adria mit doller Erkältung im Flieger sitzen ist nicht angenehm! Wir entschieden uns heute bei Marta einzumieten und zu duschen und in einem richtigen Bett zu schlafen, vielleicht würde das alles wieder etwas richten.
Leider wurde das nicht so wie es mir erhofft hatte, doch schön in einem weichen Bett geschlafen zu haben, da war echt Luxus!
Nächsten Morgen trafen wir die Anderen, und nach dem großen Verabschieden schafften wir Adria zum Flughafen! Ich erlebte diesen Tag nur so im Nebel, ich hatte offensichtlich Fieber bekommen, das war leider nicht mehr zu leugnen und nach einigem hin und her überlegen traf ich eine für mich eine sehr schwere, für die Gruppe wohl die Beste Entscheidung. Ich fuhr am Donnerstag nach Esso zurück während die Anderen sich auf die geplante 7 Tagestour durch den Nalitschevo Park machten. Tja, klassischer Fall von pech gehabt, doch alles andere was wir überlegten war offensichtlicher Käse. Also nicht lange überlegt, Ticket gekauft, noch ne Nacht rumkampiert, tschüss gesagt und ab in den Bus zurück nach Esso wo ich nach 9,5 Stunden Holperpiste am Abend ankam und mich völlig kaputt in mein Bett legte. Ihr könnt wohl kaum ermessen was für eine Erleichterung das war! Und Leute es war definitiv die beste Entscheidung die ich treffen konnte!
Ich war plötzlich auch gar nicht mehr so traurig das ich hier und nicht mit den Anderen im Nalitschevo war, denn ich hatte endlich mal wieder Ruhe und ein ganzes Zimmer für mich alleine, Zeit für mich! Und ich bekam definitiv mit das ich doch nen ganz schönen Gruppenkoller gehabt haben musste, vielleicht ein Grund warum mein Körper Adrias Geschenk angenommen hatte und ich jetzt hier war und nicht auf der Wanderung. Im Endeffekt ist es grade gut so wie es ist und ich bin dankbar für die sonst so spärliche Ruhe und Beschaulichkeit die ich hier in diesen Tagen genießen durfte.

Alles scheint vorbereitet, alles ist gut grade!

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