...von windgepeitschen Höhen und blauen Seen
Mit dem
Taxi ging es zur am Morgen Stadthauswerts zum Alpinen
Trainingszentrum für Alpinski. Hier war natürlich noch um diese
Jahreszeit tote Hose und so machten wir uns vorbei an den
Winterwerbeplakaten Schneekanonen, Beschneiungsanlagen und Skiliften,
auf den Wanderweg. Fällt euch was auf? Nein, dann werde ick euch auf
die Sprünge helfen, 1. Schneekanonen und Beschneiungsanlagen in
Kamtschatka wo von Oktober bis April Schnee liegt? 2. Wanderweg, das
ist etwas was hier auf Kamtschatka quasi nicht existent ist,
jedenfalls nicht so wie man ihr z.b. in den Alpen finden würde, hier
ist dies meist etwas wo man besser ein GPS für benutzt und Erfahrung
im quer Feld ein gehen hat!
Oke, also
wir wanderten also drauf los, laut dem Nalitschevo Park Office sind
es ca. 30Km die man locker an einem Tag schaffen könne, aber wir
beschlossen schon vorsichtshalber zwei Tage dafür einzuplanen denn
wir wollten nicht hetzten und in Ruhe gehen, außerdem hatte Adria
immer noch seine Erkältung die er irgendwie nicht los wurde. Am
Mittwoch wollten wir Adria zum Flughafen bringen, denn für ihn ging
jetzt die Zeit auf Kamtschatka zu ende, also hieß es gib Futter bei
die Fische!
Leute als
wir nach dem Alpenskigelände am Bach lang spazierten traf uns der
Schlag! Es gab tatsächlich einen richtigen ausgetreten Wanderweg der
gut zu gehen war, wir liefen die ersten Stunden durch einen schönen
kühlen Wald der auch gut in Thüringen stehen hätte können,
Heimatgefühl kam auf. Und zu unserer absoluten Überraschung konnten
wir im T- Shirt wandern, es gab hier keine Moskitos und Moskiefliegen
die uns ständig attackierten. Toll! Der Weg gestaltete sich sehr
abwechslungsreich, interessant und sehr Schön. Hier und da schon ein
Gelbes und Rotes Blatt an den Pflanzen und Bäumen und keine
Menschenseele. Der Weg schlängelte sich höher und höher durch
kleine Schluchten und Bäche, irgendwann wechselte die Vegetation zu
Hochstaudenwäldern, Birkenwäldchen, dann wurde es karger, die Bäume
kleiner und der Weg stieg ordentlich steil an. Die letzten 400
Höhenmeter waren ganz ordentlich und verlieh dem Wanderweg plötzlich
den Charakter eines Hochalpinen Weges mit kleinen Kletterpartien bei
denen man auch die Hände zu Einsatz brachte. Lies es sich vorher
schön und recht einfach dahinwandern zog nun der Rucksack ganz
ordentlich und mein Körper schrie nach jetzt nach 15 km/ 5 Stunden
wandern eindeutig nach Ankunft, Zelt aufbauen und Schlafsack!
Tja, unter
Zuhilfenahme von Traubenzuckerbonbons wuchteten wir uns noch die
letzten Meter hinauf, dann breitete sich ein Hochtal und eine schöne
schlecht Wetterfront vor uns aus. Ein paar Pfeifhasen begrüßten uns
stürmisch und der Wind zerrte schon ordentlich an unseren Sachen und
Haaren. Mützenwetter! Also fix die Zelte vor dem Regen aufgebaut,
Bärenwarnsystem installiert, zu Abend gegessen und ab in die Heia!
Der Wind hatte sich bereits zu Orkanstärke gesteigert und ich
verstärkte alle Zeltleinen mit großen Steinen, betrachtete noch mal
kritisch die sich im Wind biegenden Zelte und kroch in meine
Schlafsack. Viele von uns lagen noch lange wach und lauschten dem
Peitschenden Windböen und Flapp, Flapp, Flapp der aufeinander
schlagenden Zeltwände.
Morgens um
4 oder 5 Uhr ging auf einmal das Bärenwarnsystem mit lautem Getöse
los und ich kroch mit Bärenfackel in der Hand aus dem Zelt, wo Heiko
auch grade in die Gänge kam. Doch Gott sei dank war keine Bär bei
uns eingebrochen sondern der Sturm hatte unsere „Zaunpfeiler“
umgeworfen. Der Wind war unglaublich stark, das Heiko und ich unsere
liebe Mühe hatten uns mit Stimme zu verständigen, denn diese trug
der tosende Wind wie Schleier davon, sodass nur Wortfetzen blieben,
die das schlaftrunkene Hirn zu sinnigen Sätzen zusammensetzen
musste!
Endlich
Morgen, endlich Licht und die stürmische Nacht überstanden. Doch
kalt war es, blauer Himmel zeigte sich und die Sonne auch, doch noch
war es bitter kalt und windig. Ich erinnerte mich an eine ähnliche
Situation mit 16 oder 17 Jahren auf der Wildlifewoche in den
Schweitzer Alpen, wo ich nach einer frostigen Nacht im Sommer
sehnsüchtig die ersten wärmenden Sonnenstrahlen herbeisehnte, ja
sogar ihnen ein Stück entgegen kletterte um nicht mehr so zu
frieren. Heute machte ich fast das selbe, ich mümmelte mich ein
suchte mir einen Sonnigen Platz im Windschatten eines kleinen Felsens
am See und döste dort vor mich hin bis die Anderen einer nach dem
Anderen erwachte und aus dem Zelten gekrabbelt kamen. Doch was war
das, was ich hier zu meinen Füßen im ausgetrockneten feuchten
Seebett fand, schöne frische Trittsiegel eines jugendlichen,
wahrscheinlich männlichen Bären! Schluck, und diese kamen so
ungefähr aus Richtung unsere Zelte. Mmh spannend, naja wir sind ja
in Kamtschatka, da kann so etwas ja wohl mal vorkommen! ;-)
Es war
schön und die wärme von Großvater Sonne mal wieder so elementar
erfahren zu dürfen und zu spüren wie großartig die Ankunft seiner
Strahlen sein kann. Danke!
Es wurde
noch in der Morgensonne gefrühstückt und dann ging es in der
Mittagssonne langsam wieder Tal abwärts. Wir teilten die Gruppe
heute, Ninja, Adria und ich gingen schon ins Tal und Clements, Cheiko
und Micha erklommen noch den Wächter dieses Tales.
Auf dem
Abstieg bekam unweigerlich mit das es mich wohl jetzt auch erwischt
hatte, Halsschmerzen, Nase lief und ich war platt wie ne Flunder,
mist! Ich hatte wohl Adria beerbt denn er hatte die letzten Tage
neben mir geschlafen und so manch eine Nacht hatte er ganz schön
rumkampiert mit Husten und Schnupfen. Naja erstmal absteigen, dann
weitersehen! Der Weg wurde mir heute ganz schön lang, kostete
ordentlich Kraft und wir alle waren offensichtlich ganz schön
angeschlagen und fix und fertig als wir unten ankamen. Übrigens
hatten wir unten an der Skistation noch den alten redseligen
Pistenwart getroffen und erfahren das genau an der Stelle wo wir
gezeltet haben vorheriges Jahr ein Bär ein Paar Touristen das Zelt
zerfetzt hatte weil er an ihre Essensvorräte wollte! Good to know,
nicht wahr?
Armer Adria
mit doller Erkältung im Flieger sitzen ist nicht angenehm! Wir
entschieden uns heute bei Marta einzumieten und zu duschen und in
einem richtigen Bett zu schlafen, vielleicht würde das alles wieder
etwas richten.
Leider
wurde das nicht so wie es mir erhofft hatte, doch schön in einem
weichen Bett geschlafen zu haben, da war echt Luxus!
Nächsten
Morgen trafen wir die Anderen, und nach dem großen Verabschieden
schafften wir Adria zum Flughafen! Ich erlebte diesen Tag nur so im
Nebel, ich hatte offensichtlich Fieber bekommen, das war leider nicht
mehr zu leugnen und nach einigem hin und her überlegen traf ich eine
für mich eine sehr schwere, für die Gruppe wohl die Beste
Entscheidung. Ich fuhr am Donnerstag nach Esso zurück während die
Anderen sich auf die geplante 7 Tagestour durch den Nalitschevo Park
machten. Tja, klassischer Fall von pech gehabt, doch alles andere was
wir überlegten war offensichtlicher Käse. Also nicht lange
überlegt, Ticket gekauft, noch ne Nacht rumkampiert, tschüss gesagt
und ab in den Bus zurück nach Esso wo ich nach 9,5 Stunden
Holperpiste am Abend ankam und mich völlig kaputt in mein Bett
legte. Ihr könnt wohl kaum ermessen was für eine Erleichterung das
war! Und Leute es war definitiv die beste Entscheidung die ich
treffen konnte!
Ich war plötzlich auch gar nicht mehr so traurig das ich hier und nicht mit den Anderen im Nalitschevo war, denn ich hatte endlich mal wieder Ruhe und ein ganzes Zimmer für mich alleine, Zeit für mich! Und ich bekam definitiv mit das ich doch nen ganz schönen Gruppenkoller gehabt haben musste, vielleicht ein Grund warum mein Körper Adrias Geschenk angenommen hatte und ich jetzt hier war und nicht auf der Wanderung. Im Endeffekt ist es grade gut so wie es ist und ich bin dankbar für die sonst so spärliche Ruhe und Beschaulichkeit die ich hier in diesen Tagen genießen durfte.
Ich war plötzlich auch gar nicht mehr so traurig das ich hier und nicht mit den Anderen im Nalitschevo war, denn ich hatte endlich mal wieder Ruhe und ein ganzes Zimmer für mich alleine, Zeit für mich! Und ich bekam definitiv mit das ich doch nen ganz schönen Gruppenkoller gehabt haben musste, vielleicht ein Grund warum mein Körper Adrias Geschenk angenommen hatte und ich jetzt hier war und nicht auf der Wanderung. Im Endeffekt ist es grade gut so wie es ist und ich bin dankbar für die sonst so spärliche Ruhe und Beschaulichkeit die ich hier in diesen Tagen genießen durfte.
Alles
scheint vorbereitet, alles ist gut grade!
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