Sonntag, 23. September 2012

15. September, 2012, Esso,...es schält sich die Rinde, es mäht sich das Gras!




Neues von den Kamtschatkaversehrten...oder es schält sich die Rinde, es mäht sich das Gras!

Wie aus weiter ferne hörte ich heute schon früh die liebliche Melodie der Baumaschinen und auf dem Kirchturm in meinem Traum schlug die Glocke des Kirchturms in unserem Dorf, doch was war das, in meinem Traum war es erst früh am morgen die Schläge der vermeidlichen Glocke zählten aber mehr als 12 Schläge, 13, 14, und bei genauem Hinhören hörte sich die Glocke aber auch komisch an heute. Äh...und hatte Esso überhaupt eine Kirche mit Glockenturm? Die Antwort meines sich langsam regendes Verstandes war eindeutig nein, in Esso gibt es gar keine Kirche und auch keinen Glockenturm oder ähnliches. Plötzlich realisierte ich auch die Anderen lieblichen Geräusche meiner Umgebung, oh man die Typen von der Schulbaustelle ließen selbst am Wochenende nicht alle Viere grade sein! Ich blinzelte auf die Uhr, Mist... es war tatsächlich erst viertel Acht und Wochenende, definitiv keine Zeit zum Aufstehen. Doch jetzt hatte meine Blase realisiert das ich wieder halbwegs im Wachzustand war und machte sehr nachdrücklich auf sich Aufmerksam. Oke ist ja schon gut, ich stehe ja schon auf, brabbelte ich in meinen Bart und wankte zur Tür hinaus die Treppe herunter in Richtung Badezimmer, doch was war das, ein nadelfeiner Schmerz durchfuhr meine rechte Fußsole, so dass ich den Rest der Treppe hinunter hinkte und jetzt wirklich hell wach war. Super, Splitter im Fuß, und dringend aufs Klo müssend humpelte ich so schnell es eben ging ins Bad, riss die Klotür auf und verzog das Gesicht.. Was war das denn schon wieder? Das man vorm Betreten des WCs erst den Lüfter anschaltet 1-2 Minuten wartet oder die Luft anhält damit einen der beißende Fikalgeruch nicht um den frisch erwachten Verstand bringt war ich ja bereits gewöhnt, da unser Abflussrohr welches aus dem Boden ragte bereits so verrostet war das es ständig durchsiffte und stank. Man gewöhnt sich ja an vieles aber das hier Brachte das Fass quasi zum Überlaufen, und da wir grade beim Überlaufen sind, der verdammte Spülkasten war anscheinend in der Nacht übergelaufen und das halbe Bad schwamm in einer Mischung aus Spülwasser und Fikalbrühe. Irre, der Tag bekommt schon am frühen Morgen das Prädikat besonders beschissen!
Aber es half nichts, dem deutlichen Ruf der Natur ist Folge zu leisten und so watete ich durch die Brühe aufs WC, drehte die Wasserzufuhr ab und ließ mich auf unserem Ideal Standard Thron sinken. Erleichtert tappte ich erstmal in die Küche und kochte Tee, schaute aus dem Fenster, Regen, klar was sonst dachte ich bei mir und operierte mir den fiesen kleinen Kerl aus meiner Fußsohle der sich dort unerlaubter weise eingehackt hatte. Ihr müsst wissen das unsere Treppe aus echter alter sägerauher Lärche besteht die einen jeden Klogang das Nachts den der geneigte Schlafwandler gern Barfüßig unternimmt zum echten Spießrutenlaufen avancieren lassen. Somit wird jeder nächtlich WC Besuch zur echten Challange da wir auch kein Licht im Treppengang haben und der Lichtschalter für das untere Flurlicht sich eben im jenem Untergeschoss befindet. Entweder du hast eine Taschenlampe oder trainiert deine Orientierungsfähigkeiten im Dunkeln, und es ist hier wirklich düster wie im Bärenarsch wenn ich mir diese kleine Obszönität erlauben darf.
Gut, ich und Micha hatten nun dummerweise in der letzten Woche wo unser Terminplan noch leer war der Holzschnitzerin Marina freimütig unsere Hilfe beim schälen von ein Paar Baumstämmen die in ihrem Garten lagerten angeboten, weil Sie es böse mit der Bandscheibe hatte und nach langem hin und her, hatte Micha versprochen das wir heute kommen würden. Da ahnte aber noch keiner das wir zusammen mit unseren evenischen Freunden ihr halbes Museumsdorf verrücken und neu errichten würden und somit auch unsere Körper/ Bandscheiben stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren. ;-)
Micha wecken, frühstücken, Zähneputzen, Poncho und Gummistiefel an und los gins. So die Kamtschatka Versehrtenbrigarde humpelte nach Wochen endlich wieder zu einem Einsatz. Bei Marinas Hof angelangt, blickten wir in das verwunderte Gesicht von Marina, oh ihr kommt doch? Bei so einem Mistwetter schickt man doch keinen Hund vor die Tür, sagte diese breit grinsend und reichte uns ein Paar Handschuhe und die Schäleisen. Fakt war übrigens das bei Marina eine ganzes Hunderudel lebte und diese natürlich auch bei diesem Wetter draußen waren, und wir nicht nur ein Paar Stämme schälen sollten sondern auch noch einen klitzekleinen Holzstapel umsetzten sollten! Es scheint wohl irgendwie unsere Bestimmung zu sein in diesem Land ständig Holzstapel von einem Punkt zum Nächsten umzusetzen!
Es schüttete wie aus Kannen, und wir schälten was die Arme hergaben und plauderten um uns irgendwie bei Laune zu halten. Eine sehr interessante Erfahrung, denn ich konnte sehr gut beobachten wie ab dem vierten Stamm Äquivalent zu meiner Kraft auch meine gute Laune abnahm und ich langsam aber sicher auf den Rand meiner Komfortzone zusteuerte. Es war gut es zu sehen und Raum da es zu äußern, und ja Micha ging es wohl ähnlich, somit Schälten wir den letzten Brocken zusammen und schleppte ihn triefend auf unseren neu gebauten Stapel. Was hätte ich heute um Papas tollen Gewichtherber/ Bandscheibenschonugsgürtel gegeben, denn meinen unteren Rücken spürte ich heute mehr als deutlich, aber gut...wir hams jeschafft! Zur Belohnung gibt’s ein leckeres Mittagessen, eine Tüte mit frischem Gemüse aus dem eigenen Gewächshaus und einen offenen Gefallen! Ha, und wir gingen anschießend gleich hinunter ins heiße Bassin welches auf unserem Rückweg in die Basa lag. Jetzt heißen wir es uns im heißen Wasser richtig gut gehen bis wir rot waren wie die Krebse, dann schlurften wir nach hause.
Nach einer kleinen Hörspielpause machten wir uns noch daran unserem zweitliebsten Hobby dieser Tage zu frönen, Gras schneiden für unser Grashütte und es in den Wald schleppen! Dort hatte ich noch gar keine Vorstellung wie oft wir diese Prozedur in den Nächsten Tagen noch wiederholen würden, wie viel Gras in riesigen Bündeln erst auf unseren Rücken und dann im Wald auf unserer Hütte landete. Ich denke ich habe dadurch langsam eine klitzekleine Vorstellung davon bekommen wie verdammt schwer und mühsam das leben von den Almbauern gewesen sein musste die das Heu auf den Hochalmen mähten und es dann in riesigen Bündeln teils auf dem eigenen Rücken in die Heuschober der Hochalmen schleppten. Aber noch haben wir Freude daran und der Ehrgeiz gibt uns die nötige Kraft!

Es grüßen euch Benjamin der Krumme und Michel Rundkreuz!

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