...Kalt!
Als
ich morgens erwache ist es schweinemäßig Kalt, sprich sehr kalt,
man könnte meinen ich liege schon in unserer Grashütte. Aber wieso
nur, wieso ist es hier so erbärmlich kalt im Zimmer? Ist vielleicht
das Fenster offen, oder meine Decke weggerutscht, oder vielleicht ist
es draußen auch so kalt das die Heizung es nicht mehr schafft? Nein,
das ist wahrscheinlich alles nicht die Ursache, mich beschleicht ein
ungutes Gefühl, och nö bitte lass es nicht wahr sein! Die Heizung
ist mal wieder kaputt, die Rohre eiskalt! Irre kichere ich unter
meiner Bettdecke hervor die ich über den Kopf gezogen habe,
Kamtschatka klar was sonst! Einen wunderschönen guten Morgen wünsche
ich ihnen Herr Ziep, los aufstehen faules Volontärspack, schallt
eine Stimme in meinem Kopf und beginne mich zu fragen ob dies
vielleicht eine Disziplinierungsmaßnahme der Parkverwaltung ist, um
die widerspenstigen deutschen Volontäre, die ja eigentlich gar keine
normalen Volontäre sind, und von denen sowieso keiner weiß was die
hier eigentlich die ganze Zeit treiben, endlich mal zu anständiger
Arbeit zu ermuntern! Als mein Telefon klingelt und mir Ninja
mitteilt, das ich Russlan in einer Stunde in der Garage helfen soll,
verhärtet sich mein Verdacht noch. Man, das unsere russischen
Kooperationspartner das nicht endlich mal geschnallt haben, nach
einem halben Jahr, immer wieder haben wir es versucht zu erklären.
A) Wir sind keine normalen Volontäre, somit nicht immer Abrufbar,
wir haben unser eigenen Aufgaben und Pläne. B) Man kann uns am
Anfang der Woche auf der Planjorka, oder mittels eines Mobieltelefons
falls wir nicht in Esso sind, gerne mitteilen das der Park unsere
Hilfe benötigt und einen Termin mit uns absprechen! Aber zum
hundertsten Mal, eine Stunde vorher anrufen und uns irgendwohin
zitieren, ohne Angabe was zu tun sei, das funktioniert nicht! Somit
muss Russlan leider heute alleine Arbeiten. Wie war das, nicht
aufregen nur wundern!
Und
somit wundere ich mich weiter, denn als ich den Wasserhahn aufdrehe
um mir einen guten Morgen Tee zu kochen, gurgelt es mir nur entgegen,
das gibs nicht in der Leitung ist kein Wasser mehr drin! Das ist arg
heute, keine Heizung und somit kein warmes Wasser, kein kaltes Wasser
und somit kein Trinkwasser, denke ich bei mir als ich feierlich den
Wasserkoch einschalte, der zu meiner großen Freude noch Restwasser
führt. Und...es passiert nichts, rein gar nichts! Unglaublich, dit
jibt’s doch in keem Russenfilm, nicht ma in nem Dreiteiligen!
Doch,
und ich bin life und in Farbe dabei...danke! Da war improvisieren
angesagt und sogleich fördere ich den Campingkocher zu tage der in
der Diele unter der Treppe auf bessere Tage gewartet hatte. Heute ist
dein Glückstag Alter, brabble ich vor mich hin und meine eigentlich
den Gaskocher, als ich den Gashahn aufdrehe und die luxuriöse
Pizzerozündung drücke. Doch wo war das Geräusch? Gas macht doch
immer so ein Geräusch wenn es ausströmt, ihr kennt das bestimmt es
ist so ein feines zischen, aber es war stille...hier zischte janischt
mehr! Ich schüttelte ungläubig die Gaskartusche, diese war
offensichtlich leer und irgend ein Spaßvogel hatte diese wieder in
die Diele gestellt. Nochmals, Danke! Ich wunderte mich also weiter,
fest entschlossen diesem Tag der bis jetzt sagen wir mal suboptimal
verlaufen war, doch noch eine Chance auf einen erfreulichen Verlauf
zu geben. Somit ging ich mit mechanischem Grinsen nochmals in die
Diele und beförderte doch tatsächlich unter der miefigen Kiste mit
alten Gummistiefeln eine zweite Kartusche zu ans Licht, die durch
hin- und herschwenken erahnen lies das sich noch gasförmiger Inhalt
in ihr befinden müsste. Versuch macht kluch...sie geht! Fix
marschierte ich nun zu unsere Hintertür mit einem Topf und einem
Becher in der Hand um den zustand des Wassermangels abzustellen. Ich
schmolz eben einfach den Schnee, dann würde ich schon zu meinem
guten Morgentee kommen. Nach zehn Minuten immer wieder Schnee nach
schaufeln hatte ich einen kleinen Topf voller Wasser der nun
gemütlich auf dem Campingkocher dahin blubberte. Mein Tee war fertig
und ich konnte dank des Gaskochers sogar noch eine paar getoastete
Scheiben Brot essen die ich über der Gasflamme geröstet hatte!
Somit rang ich diesem leicht chaotischen Morgen doch noch ein ganz
passables Frühstück ab.
Dann
packte ich mich ein und stapfte mit meinem russischen Schneeschuhen
die ich auch noch in der Rupelkammer gefunden hatte durch den neuen
Tiefschnee hinaus in den Wald. Im Rucksack hatte ich ein Paar dicke
Steine die ich unter dem Schnee ausgebuddelt und heraus gestemmt
hatte, diese sollten die Feuerstelle in der Grashütte umrahmen, auf
das sie bei längerem Brand als Feuerschutz und Wärmespeicher
dienen. Ich kam trotz meiner tollen Schneeschuhe nur langsam voran
denn ich sackte bei jedem Schritt tief in den Neuschnee, irgendwie
kam ich mir vor wie der böse Wolf aus die sieben Geißlein, den das
Gewicht der sich in seinem Bauch befindlichen Wackersteine auch bei
jedem Schritt arg zu schaffen machte, nur das ich die Wackersteine
Gott sei danke nicht im Magen sondern auf meinem Rücken spazieren
trug. Ächzend und laut vor mich hin stöhnend stapfte wie ein Greis
ich durch den Winterwald, so das ich trotz der – 18C°Schweiß nass
geschwitzt an unserer Grashütte ankam, um mich nach dem ich mich dem
Stein der Schande entledigt hatte einfach blindlings in den Schnee
plumpsen ließ. Die ganze Übung machte ich noch 3 mal und hackte
noch auf Knien den Eisschnee im Eingangstunnel der Hütte fort, nach
drei Stunden war ich so erledigt das ich demütig in die Basa zurück
kroch um mir dort einen Tee zu kochen und meine Sachen zu trocknen.
Am frühen Abend gab ich den Ochotnikis noch eine neue Chance und
machte noch eine Tour durch den Wald um die Feuerholzlage im Revier
zu checken. Mit der Dunkelheit kehrte ich dann völlig ein geschneit
und erschöpft zurück in die immer noch im Dunkeln liegende, kalte
Basa. Heute schlief ich wohl nicht mehr in der Hütte, sondern in
meinem Bett!
Am
nächste Morgen war das warme Wasser wieder da und nachdem ich
aufgestanden war war das kalte Wasser auch wieder da, allerdings als
braune rostige Brühe. Diese klärte sich erst nach einer halben
Stunde Wasserverschwendung, der Strom blieb vorerst noch aus!
Gewieft,
wie ich war versuchte die restlichen Steine heute auf dem
Kinderschlitten den ich in der Rumpelkammer gefunden hatte zur Hütte
zu transportieren denn mein Rücken waren die Bußgänge mit den
Steinen der Schande gestern definitiv nicht bekommen. Ich zog also
mit Schneeschuhen und Schlitten von dannen, doch schon hinter den
Gewächshäusern bemerkte ich das mein Schlitten viel zu tief einsank
und letztendlich umkippte. Ich verlor auf diese Art einen Stein nach
dem Nächsten so das ich Schlussendlich doch dann jeden dieser
wirklich großen Steine einzeln zur Hütte schleppte. Frau Holle
schüttelte seit heute Nacht schon wieder ordentlich ihr Betten und
es wurde dadurch heute irgendwie gar nicht richtig hell, dafür sah
ich nach einer Stunde draußen bereits aus wie ein Schneemann. Zwei
Stunden später waren meine Spuren wieder völlig zu geschneit es sah
so aus als ob dort heute noch niemand gegangen wäre, so langsam kann
ich mir vorstellen wie man sich bei starkem Schneefall richtig schön
verlaufen kann.
Ich
sammelte noch Holz für die Nacht welches ich drinnen neben dem
Eingang stapelte und holte dann meine Sachen, das sollte sie jetzt
also werden, meine erste Nacht alleine in der guten Grashütte und
das bei dem Schneesturm. Ein großartiges Experiment fand ich, und
kroch schon sehr früh in mein Schlafsack, pustete die Kerze aus und
lauschte dem Wind. Nach ca. zwei Stunden bekam ich Besuch, dem
Geräusch zu urteilen nach hatte ich einen kleinen Untermieter mit
Nagezähnen, dieser raschelte lustig im Anderen Teil der Hütte herum
und wir trafen die Abmachung das Er/Sie hier ruhig weiter wohnen
bleiben kann doch ich gerne allein in meinem Schlafsack nächtigen
würde. Ich erwachte nächsten Morgen nach einer unruhigen Nacht, es
war erstaunlich warm in meiner kleinen Hütte, doch lockte ich erst
einmal das Feuerkind zu mir um eine Chai zu kochen und im relativ
warmen zu frühstücken. Draußen schien schon hell die Sonne und
alles glitzerte wieder wie im Märchen. Alles sah so so schön aus,
es war wirklich unbeschreibliches Gefühl als ich aus der Hütte
gekrochen kam und in den Sonnenstrahlen stand. Es war jedoch nicht
warm sonder empfindlich kalt, laut meinem Nasenthermometer vielleicht
um die – 16C° - 18C°! Das ist meistens wenn die mein Bart und die
Nasenhaare nach kurzer Zeit schon gefroren sind. Also schnell
bewegen, Holz sammeln gehen um die innere Heizung wieder zum laufen
zu bringen. Nach einer dreiviertel Stunde Holzsammeln im Tiefschnee,
war ich wieder warm und startete zu einer kleinen Tour auf
Ochotnikis. So frisch nach dem Schneefall war es ein guter Tag für
Tracking ( Spurenlesen), zu sehen wer so alles um mich herum
unterwegs war. Nach ein Paar stunden kehrte ich hungrig und durstig
zurück, ich machte Feuer aß Brot, trank Tee und stapfte dann mit
Sack und Pack zur Basa. Zu meiner großen Überraschung war der Strom
wieder da und ich konnte mir einen schönen Hirsebrei basteln. Toll
und alles so einfach, ich konnte nach den Erfahrungen der letzten
Tage alles wieder besonders schätzen, nichts ist selbstverständlich!
Am
späten Nachmittag ging ich nochmal auf Achse mit den Ochotnikis,
Holz sammeln, Spurenlesen. Erst im letzten Dämmerlicht kam ich
wieder in die in die Basa, nach einem schönen langen kalten Tag!
Morgen geht’s dann für 4 Tage auf das Dimschikanski Kardon.
Das
Thermometer zeigt übrigens grade – 30C°!