Donnerstag, 29. November 2012

27. -29. November, südlich von Esso,...Kalt!







...Kalt!

Als ich morgens erwache ist es schweinemäßig Kalt, sprich sehr kalt, man könnte meinen ich liege schon in unserer Grashütte. Aber wieso nur, wieso ist es hier so erbärmlich kalt im Zimmer? Ist vielleicht das Fenster offen, oder meine Decke weggerutscht, oder vielleicht ist es draußen auch so kalt das die Heizung es nicht mehr schafft? Nein, das ist wahrscheinlich alles nicht die Ursache, mich beschleicht ein ungutes Gefühl, och nö bitte lass es nicht wahr sein! Die Heizung ist mal wieder kaputt, die Rohre eiskalt! Irre kichere ich unter meiner Bettdecke hervor die ich über den Kopf gezogen habe, Kamtschatka klar was sonst! Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich ihnen Herr Ziep, los aufstehen faules Volontärspack, schallt eine Stimme in meinem Kopf und beginne mich zu fragen ob dies vielleicht eine Disziplinierungsmaßnahme der Parkverwaltung ist, um die widerspenstigen deutschen Volontäre, die ja eigentlich gar keine normalen Volontäre sind, und von denen sowieso keiner weiß was die hier eigentlich die ganze Zeit treiben, endlich mal zu anständiger Arbeit zu ermuntern! Als mein Telefon klingelt und mir Ninja mitteilt, das ich Russlan in einer Stunde in der Garage helfen soll, verhärtet sich mein Verdacht noch. Man, das unsere russischen Kooperationspartner das nicht endlich mal geschnallt haben, nach einem halben Jahr, immer wieder haben wir es versucht zu erklären. A) Wir sind keine normalen Volontäre, somit nicht immer Abrufbar, wir haben unser eigenen Aufgaben und Pläne. B) Man kann uns am Anfang der Woche auf der Planjorka, oder mittels eines Mobieltelefons falls wir nicht in Esso sind, gerne mitteilen das der Park unsere Hilfe benötigt und einen Termin mit uns absprechen! Aber zum hundertsten Mal, eine Stunde vorher anrufen und uns irgendwohin zitieren, ohne Angabe was zu tun sei, das funktioniert nicht! Somit muss Russlan leider heute alleine Arbeiten. Wie war das, nicht aufregen nur wundern!
Und somit wundere ich mich weiter, denn als ich den Wasserhahn aufdrehe um mir einen guten Morgen Tee zu kochen, gurgelt es mir nur entgegen, das gibs nicht in der Leitung ist kein Wasser mehr drin! Das ist arg heute, keine Heizung und somit kein warmes Wasser, kein kaltes Wasser und somit kein Trinkwasser, denke ich bei mir als ich feierlich den Wasserkoch einschalte, der zu meiner großen Freude noch Restwasser führt. Und...es passiert nichts, rein gar nichts! Unglaublich, dit jibt’s doch in keem Russenfilm, nicht ma in nem Dreiteiligen!
Doch, und ich bin life und in Farbe dabei...danke! Da war improvisieren angesagt und sogleich fördere ich den Campingkocher zu tage der in der Diele unter der Treppe auf bessere Tage gewartet hatte. Heute ist dein Glückstag Alter, brabble ich vor mich hin und meine eigentlich den Gaskocher, als ich den Gashahn aufdrehe und die luxuriöse Pizzerozündung drücke. Doch wo war das Geräusch? Gas macht doch immer so ein Geräusch wenn es ausströmt, ihr kennt das bestimmt es ist so ein feines zischen, aber es war stille...hier zischte janischt mehr! Ich schüttelte ungläubig die Gaskartusche, diese war offensichtlich leer und irgend ein Spaßvogel hatte diese wieder in die Diele gestellt. Nochmals, Danke! Ich wunderte mich also weiter, fest entschlossen diesem Tag der bis jetzt sagen wir mal suboptimal verlaufen war, doch noch eine Chance auf einen erfreulichen Verlauf zu geben. Somit ging ich mit mechanischem Grinsen nochmals in die Diele und beförderte doch tatsächlich unter der miefigen Kiste mit alten Gummistiefeln eine zweite Kartusche zu ans Licht, die durch hin- und herschwenken erahnen lies das sich noch gasförmiger Inhalt in ihr befinden müsste. Versuch macht kluch...sie geht! Fix marschierte ich nun zu unsere Hintertür mit einem Topf und einem Becher in der Hand um den zustand des Wassermangels abzustellen. Ich schmolz eben einfach den Schnee, dann würde ich schon zu meinem guten Morgentee kommen. Nach zehn Minuten immer wieder Schnee nach schaufeln hatte ich einen kleinen Topf voller Wasser der nun gemütlich auf dem Campingkocher dahin blubberte. Mein Tee war fertig und ich konnte dank des Gaskochers sogar noch eine paar getoastete Scheiben Brot essen die ich über der Gasflamme geröstet hatte! Somit rang ich diesem leicht chaotischen Morgen doch noch ein ganz passables Frühstück ab.
Dann packte ich mich ein und stapfte mit meinem russischen Schneeschuhen die ich auch noch in der Rupelkammer gefunden hatte durch den neuen Tiefschnee hinaus in den Wald. Im Rucksack hatte ich ein Paar dicke Steine die ich unter dem Schnee ausgebuddelt und heraus gestemmt hatte, diese sollten die Feuerstelle in der Grashütte umrahmen, auf das sie bei längerem Brand als Feuerschutz und Wärmespeicher dienen. Ich kam trotz meiner tollen Schneeschuhe nur langsam voran denn ich sackte bei jedem Schritt tief in den Neuschnee, irgendwie kam ich mir vor wie der böse Wolf aus die sieben Geißlein, den das Gewicht der sich in seinem Bauch befindlichen Wackersteine auch bei jedem Schritt arg zu schaffen machte, nur das ich die Wackersteine Gott sei danke nicht im Magen sondern auf meinem Rücken spazieren trug. Ächzend und laut vor mich hin stöhnend stapfte wie ein Greis ich durch den Winterwald, so das ich trotz der – 18C°Schweiß nass geschwitzt an unserer Grashütte ankam, um mich nach dem ich mich dem Stein der Schande entledigt hatte einfach blindlings in den Schnee plumpsen ließ. Die ganze Übung machte ich noch 3 mal und hackte noch auf Knien den Eisschnee im Eingangstunnel der Hütte fort, nach drei Stunden war ich so erledigt das ich demütig in die Basa zurück kroch um mir dort einen Tee zu kochen und meine Sachen zu trocknen. Am frühen Abend gab ich den Ochotnikis noch eine neue Chance und machte noch eine Tour durch den Wald um die Feuerholzlage im Revier zu checken. Mit der Dunkelheit kehrte ich dann völlig ein geschneit und erschöpft zurück in die immer noch im Dunkeln liegende, kalte Basa. Heute schlief ich wohl nicht mehr in der Hütte, sondern in meinem Bett!
Am nächste Morgen war das warme Wasser wieder da und nachdem ich aufgestanden war war das kalte Wasser auch wieder da, allerdings als braune rostige Brühe. Diese klärte sich erst nach einer halben Stunde Wasserverschwendung, der Strom blieb vorerst noch aus!
Gewieft, wie ich war versuchte die restlichen Steine heute auf dem Kinderschlitten den ich in der Rumpelkammer gefunden hatte zur Hütte zu transportieren denn mein Rücken waren die Bußgänge mit den Steinen der Schande gestern definitiv nicht bekommen. Ich zog also mit Schneeschuhen und Schlitten von dannen, doch schon hinter den Gewächshäusern bemerkte ich das mein Schlitten viel zu tief einsank und letztendlich umkippte. Ich verlor auf diese Art einen Stein nach dem Nächsten so das ich Schlussendlich doch dann jeden dieser wirklich großen Steine einzeln zur Hütte schleppte. Frau Holle schüttelte seit heute Nacht schon wieder ordentlich ihr Betten und es wurde dadurch heute irgendwie gar nicht richtig hell, dafür sah ich nach einer Stunde draußen bereits aus wie ein Schneemann. Zwei Stunden später waren meine Spuren wieder völlig zu geschneit es sah so aus als ob dort heute noch niemand gegangen wäre, so langsam kann ich mir vorstellen wie man sich bei starkem Schneefall richtig schön verlaufen kann.
Ich sammelte noch Holz für die Nacht welches ich drinnen neben dem Eingang stapelte und holte dann meine Sachen, das sollte sie jetzt also werden, meine erste Nacht alleine in der guten Grashütte und das bei dem Schneesturm. Ein großartiges Experiment fand ich, und kroch schon sehr früh in mein Schlafsack, pustete die Kerze aus und lauschte dem Wind. Nach ca. zwei Stunden bekam ich Besuch, dem Geräusch zu urteilen nach hatte ich einen kleinen Untermieter mit Nagezähnen, dieser raschelte lustig im Anderen Teil der Hütte herum und wir trafen die Abmachung das Er/Sie hier ruhig weiter wohnen bleiben kann doch ich gerne allein in meinem Schlafsack nächtigen würde. Ich erwachte nächsten Morgen nach einer unruhigen Nacht, es war erstaunlich warm in meiner kleinen Hütte, doch lockte ich erst einmal das Feuerkind zu mir um eine Chai zu kochen und im relativ warmen zu frühstücken. Draußen schien schon hell die Sonne und alles glitzerte wieder wie im Märchen. Alles sah so so schön aus, es war wirklich unbeschreibliches Gefühl als ich aus der Hütte gekrochen kam und in den Sonnenstrahlen stand. Es war jedoch nicht warm sonder empfindlich kalt, laut meinem Nasenthermometer vielleicht um die – 16C° - 18C°! Das ist meistens wenn die mein Bart und die Nasenhaare nach kurzer Zeit schon gefroren sind. Also schnell bewegen, Holz sammeln gehen um die innere Heizung wieder zum laufen zu bringen. Nach einer dreiviertel Stunde Holzsammeln im Tiefschnee, war ich wieder warm und startete zu einer kleinen Tour auf Ochotnikis. So frisch nach dem Schneefall war es ein guter Tag für Tracking ( Spurenlesen), zu sehen wer so alles um mich herum unterwegs war. Nach ein Paar stunden kehrte ich hungrig und durstig zurück, ich machte Feuer aß Brot, trank Tee und stapfte dann mit Sack und Pack zur Basa. Zu meiner großen Überraschung war der Strom wieder da und ich konnte mir einen schönen Hirsebrei basteln. Toll und alles so einfach, ich konnte nach den Erfahrungen der letzten Tage alles wieder besonders schätzen, nichts ist selbstverständlich!
Am späten Nachmittag ging ich nochmal auf Achse mit den Ochotnikis, Holz sammeln, Spurenlesen. Erst im letzten Dämmerlicht kam ich wieder in die in die Basa, nach einem schönen langen kalten Tag! Morgen geht’s dann für 4 Tage auf das Dimschikanski Kardon.

Das Thermometer zeigt übrigens grade – 30C°!



20. - 26.November, Esso,...Eingeschneit!






...Eingeschneit!

Die letzte Woche haben wir unterrichtend in der Schule verbracht und den Nachmittag bis zur Dunkelheit mit Kids im Wald. Das Wetter drehte sich in den letzten Tage vielmals und so konnte man nie wirklich sagen was morgen wird. Am Samstag fuhr die Esssopartygang mit Antons Schneemobil und Narte (Schlitten fürs Schneemobil) zum Dimschikanski Kardon, ich widerstand der Versuchung und machte einfach mal nischt. Zeit für Yoga und lesen, schlafen und essen! Am Sonntag fuhr Micha mit Dima nach Menedek und bastelte an der jetzt bis zur Hüfte im Schnee versunkenen Hütte. Ich ließ mich zu einem schönen Sonntagsausflug breitschlagen, es sollte noch mal auf die Hochebene gehen, diesmal bequem auf der Narte sitzend. Andrej und Anton hatten schon angespannt, Xjuscha ward noch in eine Thermohose gesteckt und schon brausten wir davon! Auf der Hälfte des Berges blieb Andrej mit dem Schneemobil stecken wenig später auch wir mit Anton und Narte...Endstation vorerst. Also Schneemobil umkippen das Schneemehl aus den Laufräder holen, neuen Schnee drunter, Anlauf nehmen, weiter. Naja, diese Prozedur machten wir noch ungefähr 10 mal dann waren die Mädels durch gefroren vom rumstehen und wir nassgeschwitzt vom alle 10 m Schneemobil umkippen. Das wars, der Schnee war einfach zu Mehlig, kein vorankommen Berg auf möglich. Wir kippten die Schneemobile ein letztes mal zum wenden, dann machte wir noch ein Feuerchen und fuhren in der Dämmerung langsam zurück zur Basa. Ok, ein erholsamer Sonntagsausflug war das definitiv nicht, aber langsam sollte ich es wissen das es so etwas hier auf Kamtschatka nicht zu geben scheint.
Am Montag machten ich und Micha uns wieder auf um in aller Herrgotts Frühe mit dem Bus nach Anavgaj zu fahren um weiter an unserem Mammutprojekt zu bauen. Doch was war das, als wir um 3 Minuten nach Acht an der Bushaltestelle ankamen, war alles dunkel und kein Bus mehr zu sehen...scheiß Dejavue! Wir warteten dann noch 20 Minuten und beschlossen dann wieder in die Basa zu gehen, schlafen...keine Ahnung was diesmal wieder los war. Wir hatten noch nie erlebt das der Bus hier pünktlich oder sogar überpünktlich abfuhr, bis heute anscheinend!
Nachdem wir munter bis um 10 Uhr gerazt hatten, gingen wir in den Wald und machten uns daran bei schönstem Sonnenwetter und klirrender Kälte den Wintereingang für die Grashütte zu bauen die nun ein Iglu geworden war. Die letzte Woche hatten wir schon eine Menge Kedratsch geschnitten und im Innenren als Bodenisolierung sternförmig um die Feuerstelle ausgelegt/ ineinander gesteckt so das Luftpolster entstanden.
Heute kämpften wir uns durch den Neuschnee der vorletzten Nacht, jetzt reichte er uns auch hier im Wald bis zur Mitte der Oberschenkel und machte das Laufen durch den Tiefschnee ohne Schneeschuhe oder Skier zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Wir Schnitten ein Paar Weidenstämme für die zu biegenden Bögen unseres Wintertunnels und Kleinmaterial zum verflechten. Dann wurde alles zurück geschleppt, gebogen, verflochten und im letzten Licht des Tages mit Kedratsch gedeckt und mit Schnee angehäuft. Endlich der Eingang war fertig und wir auch, das Thermometer zeigte bei unsrer Rückkehr um ca. 17 Uhr in die warme Basa schon wieder -21C°, es würde wohl mal wieder eine klare kalte Nacht werden. Naja, morgen geht Micha dann nach Anavgaj und ich werde in die Hütte übersiedeln. Unsere Wege trennen sich morgen bis Donnerstag, denn Micha geht nach Anavgaj an der Hütte baue und aus Esso fliehen, er brauch mal ein paar Tage Esso Urlaub. Es ist kompliziert geworden in den letzten Tagen, so beziehungstechnisch, die Party ist wohl vorbei! ;-)
Ich habe für mich entschieden das ich hier bleibe, der Grashütte den letzten schliff verpasse und einziehe, also das tue was ich hier noch im Winter machen wollte, draußen leben! Wenigstens ein wenig, und mir ist bewusst geworden das meine Tage hier auf Kamtschatka sind gezählt, die große Reise neigt sich langsam dem ende zu. Und das löst bei mir gemischte Gefühle aus, einerseits wartet auf mich zu hause eine tolle Frau, mein Zirkuswagen, meine Familie und Freunde, und eine neue Zukunft die gelebt werden will.
Zurück lasse ich wohl noch eine Menge unerledigte Dinge, Erfahrungen die ich gehofft hatte noch machen zu können, viele Wünsche und Illusionen! Aber gut, noch bin ich hier, noch hat es drei spannende Wochen, in denen eh immer alles anders kommt als geplant oder man es sich vorgestellt hat. Die einzige Chance ist da im Jetzt sein, das leben was grade dran ist! Und wenns mal nicht funktioniert mit der Gelassenheit, dann nicht ärgern, nur wundern!





Mittwoch, 21. November 2012

19. November, Esso,...zu Gast bei wilden Männern!











Дикие мужчин...zu Gast bei wilden Männern!

Heute war es dann soweit, Premiere für unser tolles neues Theaterstück und unsere Interaktionsstunde mit Schülern der 5. Klassen in der Schule von Esso. Nur soviel...ich, Rebecca und Ninja waren noch völlig im Eimer von unserem Sonntagstrip gestern und somit befand sich das Energie und Begeisterungsniveau unsererseits im unteren Drittel für unsere erste Stunde im Rahmen des Unterrichts in der Schule. Aber als wir dann in die Klasse purzelten merkten wir wir waren gut in Form und somit wurde viel gelacht und wir ernteten großen Applaus und eine Menge toller selbstgemalter Bilder der Schüler der Klasse 5. Nach unserem Auswertungsgespräch fühlte ich mich wie unter Jetlag, doch ich und Micha hatten noch eine Menge vorzubereiten denn heute war es dann endlich wirklich so weit...Xjuscha hatte heute Geburtstag! Und wir gaben heute Abend eine schöne Geburtstags Party für sie in der Basa und natürlich mit einem ganz besonderen Programmpunkt für unser Geburtstagskind.
Die abgelederten Chippendales Männerstripheinis waren gestern! Welche Frau will so was schon zum Geburtstag haben wenn Frau die echten, wettergegerbten, durch die Wildnis Kamtschatkas gestählten wilden Männer haben kann? Na? Keine!...und drum haben wir keine Kosten und Mühen für unsere Xjuscha gescheut um ihr einen ganz besonderes, unvergessliches, grandioses, hammermäßiges, unglaubliches Erlebnis zu bescheren, eines das sie ihr Lebtag mit Garantie nicht vergessen wird! (Kleines boshaftes Lachen vom Verfasser) ;-)
Xjuscha wurde abends von Rebecca und Anton, der die ersten zwei Kuchen seines Lebens gebacken hatte und die sehr lecker waren, abgeholt und zur Basa eskortiert wo Sie sich dann blind, mit verbunden Augen, an einer durchs ganze Haus gespannten Strippe die durch die verschieden Räume führte entlang hangeln durfte. Unterschiedlichstes erwartete sie in den verschiedenen Zimmern und als großes Finale gab es im letzten Raum eine Trommel und Tanzperformance von Micha, Andrej und mir, die sich gewaschen hatte. Dabei durfte die Gute dann endlich wieder Sehen! Danach wurde üppig gespeist und angestoßen so das die nächsten Stunden bei Musik, Tanz und Wein wie im Fluge verstrichen. Meine Wenigkeit verließ dann gegen zwei Uhr die Partymeute, da mich jetzt doch endgültig mein Schlafbedürfnis übermannte und ich überließ die Anderen sich selbst und ihrem illusterem Treiben im Untergeschoss der Basa. Beim vom Bass gleichmäßig vibrierenden Boden schlief ich dann weinselig und zufrieden ein, nur Bea fehlte! :-)
Und wenn sie nicht gestorben sind so tanzen sie noch heute...



18. November, Südwestliches Uksitschantal, Von abgebrannten Pelzen und verkohlten Stöcken...











Von abgebrannten Pelzen und verkohlten Stöcken...

Eigentlich war heute Ruhetag weil eben Sonntag, doch wie es eben mit dem Worte eigentlich so ist, ist auch der heilige Sonntag nicht immer zwingend ein Ruhetag. Heute morgen strahlte es kräftig in unser Zimmer herein so das mich die Sonnenstrahlen weckten und der Hunger mich aus dem Bette trieb. Doch erstmal gab es das volle 1,5 Stunden Programm Yoga für mich während ich im Licht der Sonnenstrahlen baden durfte. Am Frühstückstisch entschied ich dann, nicht ohne ein wenig schlechtes Gewissen meinem Körper gegenüber denn ein Tag Ruhe in der Woche bekommt mir doch recht gut, mit den Mädels und Andrej auf den Ochotnikis, kleine Holzskier mit Steigfellen unten daran, auf das Hochplateau südwestlich vom Uksitschantal zu steigen. Andrej wollte mit dem Schneemobil anfangen die ersten Spuren für Schneemobilstraße in den Norden Kamtschatkas zu machen und wir wollten uns auf den Ochotnikis zum Hochplateau auf machen. Alles hörte sich nach einem kurzen, netten Sonntagsausflug an und versprach sehr schön zu werden. Ich war zwar noch nie mit diesen kleinen Holzskiern unterwegs gewesen aber da ich ja dank meiner lieben Eltern, im speziellen meines lieben Vaters, recht fit in Wintersportangelegenheiten war und schon seit Kindertagen jeden Winter auf Skiern stand dachte ich mir das es ja so schwer nicht sein kann und ich war schon neugierig wie sich diese Skier fahren würden und wie die Steigeigenschaften wären.
Wir packten uns also dick ein denn erstmal ging es per Schneemobil und Narte zum Anfang des Weges der Gespurt werden sollte, sprich quer durch den Busch! Gleich als wir abgesessen hatten brauste Andrej davon und wir machten uns daran die Ochotnikis in Stellung zu bringen. Doch was war das, so richtig durchdacht erschien mir die„ Riemenbindung“, die lediglich aus ein paar Halteriemen bestand, nicht zu sein und bot dem Fuß keinen Halt so wie ich es bisher von Langlaufskiern, oder Schneeschuhen gewöhnt war. So konnte man wie bei einer Kabelbindung z. B. keine Spannung aufbauen. Ok. Dann probieren wir es eben so, vielleicht gibt es ja eine besondere Schritttechnik die diese Bauweise bedingt und die sich mir beim Laufen erschließen würde. Ihr wisst ja „ the knowing is in the doing“ wie unser guter Wildnislehrer Tom Brown Jr. Immer zu sagen pflegt! Nach ca. 30 min. gibt Ninja entnervt auf, ihr Ski löst sich ständig vom Fuß, die Riemen lassen sich nicht enger stellen und richtig spannen. Sie stellt die hölzernen Rutschbretter in den Schnee und geht zu Fuß weiter. Ich und Rebecca kämpfen uns tapfer die ersten Anstieg hoch, doch auch die guten Steigfelle halten leider nicht was sie versprechen und somit macht Rebecca des öfteren wieder einen Rückwertsalto. Ich versuche den nicht vorhanden Grip der Felle durch Technik kompensieren, was mir bei den ersten Anstiegen mit erhöhtem Krafteinsatz gelingt, doch als die Hangneigung noch steiler wird und selbst meine Versuche die steilen Anstiege zu umgehen fehlschlagen, ich ständig im alten Kedratsch hängen bleibe und auch hier nicht wirklich guten Halt bekomme, kapituliere ich wie Rebecca und Ninja auch. Die guten Skier kommen ab und in den Schnee, ich hab die Fresse voll, jetzt geht es zu Fuß weiter. Doch auch hier merke ich schnell das ich jetzt sehnsüchtig meine in Berlin gebliebenen Schneeschuhe vermisse, denn ich sinke ganz gut ein und das Gehen wird sehr Anstrengend. Nach zwei Stunden Aufstieg sind wir nicht wirklich sehr weit gekommen als uns Andrej auf dem Schneemobil von oben entgegen kommt und schon eine Stelle für ein Feuer ausgesucht hat. Noch 300m!
Dann machen wir ein Feuer, kochen Tee und essen etwas um dem jetzt ausgelaugten Körper wieder etwas Energie für den Abstieg zuzuführen. Es ist recht windig hier oben und somit bläst und der Wind immer wieder tückisch ins Feuer so das die Flammen hin und her züngeln. Als Ninja das Feuer füttern will senkt ihr ein Windstoß erstmal schön den Kunstpelz ihrer gute Flell Räven Jacke ab, oh was war da die Freude groß, jetzt muss wohl ein echte Pelz als Austauschobjekt her. Wir sind ausgelassen und als die Sonne langsam hinterm Berg verschwindet machen wir uns wieder auf den Heimweg. Als ich meinen Wanderstock greifen will fällt mir auf das wir diesen aus Kesselhalterung benützt haben und dieser jetzt etwas an seiner Länge eingebüßt hat was sich leider ein wenig suboptimal auf seine Stützeigenschaften auswirkt. Tja, die eine brennt sich den Pelz ab, der andere verkohlt sich den Stock! ;-) Die Skier werden jetzt als Arschrutscher umfunktioniert und wir sausen so immer wieder in den Tiefschnee und die Kedratschwurzeln, als das Gelände wieder flacher wird will ich es noch mal wissen und schnalle mir die guten Holzlatten wieder unter die Füße und rutsch auf ihnen nach hause. In der Basa angekommen schnalle ich jetzt erstmal die Langlaufskier unter mit denen ich eigentlich heute unterwegs sein wollte und drehe noch eine Ehrenrunde, bei der allerdings schnell merke das die Luft definitiv raus ist. Ich arbeite mich also mit letzten Kräften zur Basa zurück und dann ist ganz schnell hinlegen angesagt. Heute bin ich erschöpft wie schon lange nicht mehr...Essen, Bettgehen, Ende im Gelände!


17. November, Esso - Menedek,...der Glanz des Schneegestöbers!






...der Glanz des Schneegestöbers

Früh heraus aus den lahmen Federn und frisch in den jungen Tag, hieß die Parole für den noch dunklen Morgen! Wir verließen das örtliche FDGB Heim um 6.30Uhr kamtschattischer Ortszeit um mit dem Roten Blitz von der kleinen Siedlung Esso nach Menedek, dem Kulturzentrum der ewenischen Genossen zu fahren. Dort wollten wir uns an den Schälarbeiten der Birkenstämme für das Dach einer neuen Winterhütte beteiligen. Als wir an der örtlichen Bushaltestelle ankamen stand zwar der Bus schon mit laufendem Motor dort, doch war vom Genossen Fahrer noch keine Spur und der Bus noch dunkel. Auch sonst war niemand außer uns und ein paar Hunden die uns schwanzwedelnd Begrüßten, auf der Menschenleeren Straße. Nur das rattern des Motors im Leerlauf war zu hören ansonsten umgab uns Stille. Wir überlegten ob uns heute irgendein Feiertag sei oder sonst etwas spezielles, so das nur wir zwei Pioniere aus der fernen DDR auf die Idee kamen an solch einem Tage Aufbauhilfe leisten zu wollen und somit auch den Bus benutzen mussten. Wir beschlossen und in unseren Tugenden zu üben und zu warten, irgendwann musste sich ja schließlich etwas tun. Nach dem wir eine halbe Stunde im Ungewissen standen wurde im Fahraktenverkauf Licht gemacht und uns erreichte auf nachfrage die Information das es nun einen neuen Fahrplan gäbe der dem Winter angepasst sei und der Bus nun immer erst um 8 Uhr fahren würde. Großartig, befanden wir das heiß für uns einer Stunde länger schlafen, doch heute erreichte uns diese Information zu spät.
Angekommen im ewenischen Kulturdorf Menedek, war es bereits so hell das man ganz gut sehen konnte das es auch hier in den letzten Tagen ordentlich geschneit hatte. Wir machten uns ohne zu zögern sogleich ans Werk und beschritten den Weg zur Baustelle der Winterhütte. Ich ging noch zum Fluss Anavgaj um unsren Wasservorrat aufzufüllen und wandte mich dann auch nach Nordwesten wo der Hüttenplatz lag. Es bot sich mir heute ein wunderschönes Bild einer tief verschneiten Landschaft Winterlandschaft die im warmen Licht der Wintersonne überall zu glitzern schien. Der Wind pustete uns immer wieder Schneewehen von den Bäumen so das sich öfter ein unverhoffter kleiner Vorhang auch glitzernden Schneekristallen auf uns hernieder senkte. Das war ein überwältigendes Schauspiel welches uns immer wieder für einen kurzen Moment in unsere Arbeit innehalten ließ. Heute ging uns die Arbeit leicht und gut von der Hand uns somit hatten wir am Ende diesen schönen sonnigen Wintertages mehr Stämme geschält als wir zu hoffen wagten. Der Plan war heute einmal wieder eindeutig übererfüllt worden und somit sicherten wir uns einen Platz in der Straße der Besten, auf die wir jeden Wochenanfang stolz zu schauen pflegen um die dort angeschlagenen Helden der Arbeit, als Motivation und Ansporn für eine produktive Arbeitswoche zu nehmen.
Dann war es bald Zeit die Stätte unseres Wirkens wieder zu verlassen und in ein wohlverdientes Restwochenende zu starten.

Mit sozialistischem Gruße

Benjamin Detlefowitsch & Michael Andrejowitsch


Montag, 19. November 2012

15. - 16. November 2012, Esso,...Die Muse der Flockenpracht in den Bildern einer illusteren Badegesellschaft!




Die Muse der Flockenpracht in den Bildern einer illusteren Badegesellschaft!

Der Schnee viel in dicken Flocken und das Weiß türmte sich bereits vor der Eingangspforte des Haupthauses und auf den Ästen der Waldbäume die sich bereits unter ihrer großen last zu beugen schienen. Auch die Sommerterrasse war mit einer üppigen Schicht bedeckt und ließ nur wage Erinnerungen an laue Sommernächte und die Ausgelassenheit der warmen Jahreszeit zu. Winterliche Ruhe ist seit Samhain in unserem Hause eingekehrt, vergangen die lebhafte Zeit wo wir mit einer Vielzahl von Freunden unser grünes Haus bewohnten und die Stille ein seltener Gast in diesen Räumen war. Immer jemand in Hof oder Garten wandelte, oder die Glieder ausgestreckt nach den warmen Strahlen der Sonne auf der Sommerterrasse lag. Verwandelt ward nun die Welt, verwandelt auch wir, denn kleiner war nun alles geworden, enger und wir doch offener und weiter.
Nun waren wir gefragt worden ob wir unsere Liebe zum großen Grün, zur Weite des Himmels, zum Strome des Wassers und zur tanzenden Lohe nicht in Worte fassen und in Bilder formen wollten. Auf das es den jungen Menschen verständlich würde, und die Liebe bei ihnen wüchse für Kamtschatkas großes Grün. Eine Vorführung sollte es also sein um in die Herzen der jungen Dorfbewohner zu gelangen, sie zum Schutze zu aktivieren ihre verschlafen Auge neu zu öffnen für das was sie hier wohl alltäglich umgab! Mit Stift und Papier solle nach dem Gensehenden bleibendes geschaffen werden, auf das es nicht all zu schnell dem Vergessen anheimfalle und in Zeiten der Besinnung wieder ins rechte Bilde gerückt werden könne.
Zweit volle Tage wurden benötigt um das Erdachte zu erspielen und wohl zu formulieren, da die russische Redensart eben anders ist als die Unsere. Viel Geist, viel Sein floss in die erspielten Bilder und erdachten Worte, so das sich ein Jeder am Ende ganz Leer fühlte vor Erschöpfung im Kopfe ganz wirr geworden ward. Doch ein Blick aus dem Fenster, auf das frische weiß des Flockenfalls offenbarte uns den Erneuerung verheißenden Gedanken.
Im lebenspendenden Schoße von Mutter Erde wollten wir uns wärmen, tief eintauchen in das sich ständig Erneuernde bis am Ende auch wir, bis ins Herze erwärmt und mit frischem Lebensmute, erneuert waren.
Tief verschneit lag es da, im Zwielicht der Laternen in Nebelschaden gehüllt, noch kein Wesen hatte seine Spur im frischen weiß der Flocken hinterlassen um sich in die liebende Umarmung des warmen Nasses zu begeben. Alles schien uns zu erwarten, zog uns an, geschwind zogen wir uns aus, geschwind zog es uns hinein, hinein ins wohlverheißende Blaugrün der Wärme. Einmal eingetaucht schlugen schon Schleier von warmen Dampfe über uns zusammen und verbargen uns vor der Welt. Da lies es sich vortrefflich, spielen, wie junge Welpen tollten wir herum, kletterten hinaus, wälzten uns im im kalten Weiß und schmolzen wie der Schneemann im warmen Sonnenwind im warmen Wasser wieder dahin. Prickelnd war des Wassers heiße Umarmung nun, errötet unsre zarte Haut. Vortrefflich lies es sich da verweilen, leise Plauderei trug uns durch die Stunden, bis wir weich geworden und des Genießens müde. Dann ward es Zeit, Zeit sich zu trocknen und zurückzukehren in unser grünes Haus, den Tag mit einem üppigen Mahle und frühem zu Bette gehen zu beschließen, auf das wir Morgen obwohl der frühen Stunde wieder kraftvoll erwachen.

Sonntag, 18. November 2012

11. - 14. November, Esso- Anavgaj, ... der Scheingeburtstag & Frostbeulen...


Scheingeburtstag & Frostbeulen...

Geiles Wetter! Sonnenschein und fette Minustemperaturen, so hatte ich mir den Winter in Kamtschatka im November vorgestellt, dachte ich als ich mich mit Micha zu unserem Sonntagsbad im wärmen Thermalbecken der örtlichen Kureinrichtung dahin schwappte. Es war herrlich, draußen um die – 20C°, hier im Wasser der heißen Quellen 40-60C°, das nenne ich Luxus. Beim Plaudern erzählte mir Micha das unsere russische Freundin Xjuscha ihm nebenbei erzählt hätte das sie am Montag Geburtstag hätte und es sehr schade fand das wir nicht da sind, was Micha Gott sei dank voll bestätigte! Immer rein in die Wunde! Da reifte in mir und Micha natürlich ein Plan unsere Abreise einen Tag zu verschieben und Xjuscha mit einer lustigen Überraschungsparty und ein paar kleinen Gemeinheiten zu beschenken. Oh war dit nen Spaß sich wieder die tollsten Dinge auszudenken, ick liebe sowat! Ok, der Plan war gemacht unsere Mädels auch eingeweiht und während in der Parkoffice ein normaler Montag samt Rebeccas abendlichem Deutsch Unterricht stattfinden sollte kümmerten wir uns um die Vorbereitungen in der Basa! Am späten Nachmittag trafen wir uns noch mal in der Office zur Endbesprechung und die Letzten Instruktionen wurden erteilt, als...wie es manchmal so läuft, Xjuscha in der Tür steht und uns verdutzt mit großen Augen anstarrt. „ Was macht ihr denn hier, ich denke ihr seid in Anavgaj?“ Mist, damit hatte niemand gerechnet das die Gute eine Stunde früher vor dem Deutschunterricht hier in der Office erscheinen würde! Und somit war die Überraschung erstmal gelaufen bzw. der Überraschungseffekt dahin. Aber es kam noch dicker, hihi, Rebecca sprang auf und wollte die Situation retten um uns Zeit zum reagieren zu verschaffen und gratulierte Xjuscha aufs herzlichste, als in ihrem Gesicht ein noch größeres Fragezeichen erschien! Wie Geburtstag, sagte diese leise mit verwirrtem Blick. „Na du hast doch heute Geburtstag und jetzt komm erstmal mit...“sagte Rebecca und zerrte an Xjuscha um sie aus der Tür des Büros zu bekommen bevor sie noch doofe Fragen stellen konnte. Doch da sagte Xjuscha allerdings „ nein, nein ich hab doch erst nächsten Montag Geburtstag, nicht Heute, wer hat euch denn den Mist erzählt?“
Jetzt war es Micha der fast aus den Latschen kippte, und verdutzt dreinschaute, aber aber...stammelte er und schien zu begreifen das er sich wohl verhört hatte. Tja, so ist dit wohl mit der deutsch – russischen Kommunikation, die ist nicht immer ganz einfach. Das Wagnis der Sprache! Micha war also für den Rest des Tages abzuschreiben, er wirkte völlig verwirrt und als ob man ihm die Luft herausgelassen hätte. Tja, wiedereinmal hatten sich die Dinge blitzschnell verändert! Das Leid der Veränderung! ;-)
Also ging es am Dienstag einfach wieder in aller Herrgotts Frühe in Richtung Anavgaj. Es war sehr sehr kalt heute Morgen, verdammt kalt als wir aus dem Bus ausstiegen und flugs nach Menedek stapften. Doch Micha flog erstmal auf die Fresse...denn heute morgen war es duster wie im Bärenarsch und so tasteten wir uns langsam wie ein paar Blinde mit vorgestreckten Armen in Richtung der Blockhütte vor. Micha verkrümelte sich bis zur Dämmerung in seinen Schlafsack und ich Machte Feuer im Ofen und ging mit dem Eimer Wasser holen zum Fluss. Im Zwielicht kletterte ich die die Böschung herunter zu unserer Wasserstelle am Anavgajfluß. Der Anblick war auch im Halbdunkel absolut umwerfend! Das Wasser in welchen ich meinen Eimer tauchen wollte schien total dickflüssig zu sein, es glänzte im ersten Licht wie Plasma. Tausende kleine Eiskristalle schwammen in der schnellen Anavgaj an mir vorbei was das Wasser dickflüssig und träger als sonst machte, es war also kurz vor dem Erstarren. So ein Schauspiel hatte ich noch nie vorher gesehen, ich war hin und weg. Ganz verzaubert hockte ich am Flussufer ,das jetzt schon einen Meter dick zugefroren war und ließ das Eisplasma fasziniert in meinem fließen. Dann lief ich zurück zur Hütte wo Micha schon selig schlief, legte noch mal Holz nach und schlich in den Wald zum Hüttenplatz. Auf dem Weg fand ich viele interessante neue Trittsiegel und Fährten im neuen Schnee und auch ein wenig Losung verriet mir wer hier in den Letzten Tagen und Stunden unterwegs war. Auch am Hüttenplatz und in der Nähe unserer Feuerstelle waren jede menge Mäusespuren, Tannenhäher und Meisenspuren, es hatte sich schon nach wenigen Tagen herumgesprochen bei den Tierleuten das es hier manchmal etwas zu hohlen gibt.
Ich sammelte Lärchenreisig und trockene Äste zusammen, schichtete diese zu einem Feuertipi auf und lud das Feuerkind mit Lied und Birkenrinde zu mir ein um um meinem kleinen Teekessel zu tanzen. Just in dem Augenblick wo die Flammen kräftig in die Höhe schlugen brach gleißendes Sonnenlicht hinter den Bergen hervor und tauchte die weiße Winterlandschaft in ein märchenhaftes Glitzern. Schön!
Nach Tee trinken und Sonne tanken ging es dann wieder an meine Lieblingsarbeit...Bäume schälen. Absolutes Sahnebonbon heute, die Rinde der Stämme war gefroren und somit war es heute als würde man Eis kratzen. Ganz großes Kino! Nach 3 Stunden hatten wir jeder 3 ganze Stämme geschält und es wurde klar das wir das von Micha gestern optimistisch formulierte Tagesziel von 15 Stämmen pro Person nicht mal ansatzweise erreichen würden. Schlechte Stimmung!
Beim Mittagessen am Feuer stellte ich dann fest das sich die ersten Frostschäden eingestellt hatten, meine Daumen an beiden Händen waren aufgeplatzt, Micha hatte ganz ähnliches darzubieten. Somit war das erste Opfer der intensiven Arbeit bei Schnee und Kälte zu verzeichnen, und für die Kamtschatka Versehrtenbigarde hieß endlich wieder „zum Appell, angetreten“! Irre, wir versuchten nun unsere Wunden mit dem guten russischen Pflastermaterial abzudecken und sie am weiteren Aufplatzen zu hindern, doch nun ist es leider nicht sehr gut um die Qualität der der russischen Pflaster bestellt, was zur Folge hatte das entweder nach dem Aufkleben das Pflaster zerriss bei der kleinsten Bewegung oder es sich gar weigerte überhaupt zu kleben! Es war also ein eher sinnloses Unterfangen das Verbandsmaterial zur konstruktiven Zusammenarbeit zu überreden. Wir schälten bis in die Dämmerung weiter und verschwanden dann in unserer Hütte wo wir wieder unseren Abendroutinen frönten. Um 21 Uhr waren wir bereits wieder in den Schafsäcken verschwunden und schliefen tief und fest.
Als es zu Dämmern begann drang ein lautes Dröhnen in meine Halbschlaf, das anscheinend immer näher zu kommen schien, und plötzlich war es sehr laut wurde wieder leiser und kam nach gefühlten fünf Minuten wieder zurück und verblieb genau vor unserer Tür. Kurz darauf flog in einem Satz die Tür auf und ich und Micha standen im Bett, bzw. auf unseren Rentierfellen. Ich mit gezücktem Messer, Micha mit dem Schürhaken in der Hand den er noch fix gegriffen hatte! Im Halbdunkel und im Schein unserer meiner Stirnlampe stand Nicolai, der zweite Chef von Menedek mit großen Augen.“Ich bins Jungs, Nicolai, legt euch wieder hin!“ Sagte er, schnappte sich irgend eine Plastiktüte hinter der Tür und war so schnell wie er kam auch wieder verschwunden. Zurück in der dunklen Stille blieben Micha und ich, überlegten kurz was das jetzt wieder war, sahen uns kopfschüttelnd an und brachen in schallendes Gelächter aus um kurz darauf wieder in unseren Schlafsäcken zu versinken bis es hell war draußen. Nach diesem morgendlichen Besuch waren wir etwas zerknirscht, es war schweinemäßig kalt in der Bude, unser Wasser war zu einem Eisblock gefroren und meine Füße waren es nach dem verlassen des Schlafsacks nach 10 Minuten auch. Mist! Micha hatte darauf bestanden Holz zu sparen und morgens nicht mehr den Ofen einzuheizen, er fände es unnötig, brauche das nicht, es würde Zeit sparen morgens und hätte das in der Zeit wo ich in Deutschland war auch nie gemacht. Sprich, Micha war gegen das Feuer machen morgens und saß jetzt fröstelnd am Tisch und stopfte kaltes Müsli mit kaltem Wasser in sich hinein.
Ich versuchte meine aufgerissenen Daumen einzupflastern und mich hinaus zu machen um dort an unserer Feuerstelle ein Feuer zu machen, meine Füße aufzutauen und zu Frühstücken. Irgendwie aber wollte heute alles nicht so gelingen und somit kippte mein Feuertipi um, das Holz qualmte wie irre, es dauerte ewig eh das Wasser bereit war zu kochen. Plötzlich fiel der Tschainik mit meinem fast kochenden Ingwertee vom Stock ins Feuer und löschte mit seinem heißen Inhalt, auf den ich jetzt seit einer gefühlten Ewigkeit gewartet hatte und den ich trinken wollte weil mir echt kalt war, ein Dreiviertel der Flammen. Nun war ich etwas perplex, und statt einen gewaltigen Schreianfall zu bekommen, schoss mit nur das Wort „Suboptimal“ durch den Kopf. Ich packte als meine am Feuer aufgetauten Füße wieder ein, und ging neues Holz sammeln. Scheißtag!
Micha wuselte schon an der Hütte herum, doch zwischen uns lag heute eisiges Schweigen, es herrschte dicke Luft und ich fühlte mich grade definitiv nicht in der Lage diese Luft zu klären. Ich saß mit schmerzenden, spröden Daumen, immer noch kalten Füßen und knurrendem Magen an einem qualmenden Feuer, bockig wie ein kleines Kind, sauer auf Micha und den Rest der Welt und kam nicht raus! Meine Stimmung wollte sich trotz gewiefter Selbstüberlistungsversuche nicht bessern, was mich natürlich noch viel übellauniger werden ließ. Als ich also eine ganze Weile vor mich hin gebrütet hatte setzte sich Micha irgendwann zu mir an Feuer und meinte das er darüber nachgedacht hätte ob wir uns vielleicht grade zu doll stressten mit unserem Hüttenbau und ob wir vielleicht heute Abend nach Esso fahren sollten und uns pflegen, mal wieder unsere Probleme mit dem Naturpark klärten und das deutsch – russische Kommunikationsproblem beheben( immer die selbe alte Leier die seid wir hier im Sommer aufgetaucht waren uns alle paar Wochen/ Monate wieder heimsuchte, näheres will ich hier nicht erklären, eingeweihte wissen wohl genau worum es geht!), mal schnell spontan ein paar Projekte für eine Projektwoche in der Schule von Esso vorbereiten...es gab seit Mitte dieser Woche plötzlich wieder viel, sehr sehr viel zu Tun.
Aber gut, Micha sprach mit seinen Gedanken aus dem Herzen, ich hatte auch schon überlegt was uns grade so verkrampfen ließ und hatte ähnliche Schlüsse gezogen. Nur war ich grade nicht in der Lage gewesen dies zu äußern da ich in meinem Loch saß, aber dafür ist man ja manchmal zu zweit. Und somit löste sich die ganze Spannung allmählich in Luft auf! Der Druck war erstmal raus, somit war wieder Platz für produktivere Gedanken und wir beschlossen mit der Arbeit an der Hütte zu pausieren und unsere Kursprojekte in Anavgaj weiter vorzubereiten. Wir wollten uns bevor wir heute Abend nach Esso fahren wollten noch mit einer Lehrerin aus der Schule von Anavgaj treffen, also fix angerufen und abgemacht. Mit Sack und Pack auf dem Rücken klingelten wir uns durch die ersten Häuser in Anavgaj, denn genaue Adressangaben mit sind hier meist am Telefon schwierig herauszubekommen, es lebe die Kommunikation, bis wir endlich die richtige Tür erwischten. Großes Hallo und ich will euch noch schnell eine Paar heiße Quellen zeigen, die ihr mal mit eurem GPS in eine Karte eintragen könnt für den Naturpark...dauert nur 15 Minuten! Nach einer Stunde ungeplantem Fußmarsch durch den Tiefschnee und 5 Quellen später beendeten wir unseren unverhofften Gepäckmarsch im Zentrum des Dorfes wo wir uns mit freundlichen Worten verabschiedeten und zum Bus eilten.
Ich und Micha schaute uns wieder nur an, Kamtschatka Modus, eigentlich nicht mehr weiter zu kommentieren!
Genug für Heute...


Sonntag, 11. November 2012

09.November, Anavgaj - Esso, ...High Noon in Anavgaj und Halloween in Ost Berlin, äh Esso!












...High Noon in Anavgaj und Halloween in Ost Berlin, äh Esso!!

Freitag morgen um halb acht klopfte es hektisch an der Tür unserer Hütte, wir regten uns und fragten uns verschlafen wer dit denn jetzt schon wieder sei und vor allem wieso in aller Herrgotts frühe? Bis Micha siedend heiß einfiel das ja Dima Mitte der Woche angerufen hatte und gesagt hatte das er uns Vielleicht am Freitag noch mal unterstützen wolle. Doch das war wahrscheinlich in den letzten Tagen der Wildnisamnesie zum Opfer gefallen. Micha gerobbte zur Tür und zu unserer Überraschung stand Dima nicht alleine vor der Tür sondern hatte noch einen Bekannten aus Anavgaj mitgebracht den er im Bus getroffen hatte und ihm von unserem Projekt erzählt, worauf dieser gleich mitkommen wollte sich unsere Hüttenbaustelle anzusehen. Nur standen die beiden jetzt leider wie Falschgeld herum und warteten das es los gehen würde, während wir noch damit beschäftigt waren wach zu werden, uns anzukleiden und Frühstück zu machen. Das sind Dinge die devinitiv in den Bereich des Multitasking`s fallen und die zumindest ich um diese Uhrzeit noch nicht beherrsche, wenn überhaupt. Leider wollten die Beiden auch noch unterhalten werden und somit war die Situation für meine Geschmack etwas zu laut und zu hektisch für den Tagesanfang!
Wir trotteten dann hinaus, Micha und Dima hinter fütterten die die Unterkonstruktion mit unserem Isolationsmaterial aus Birkenrindenstückchen und Kedratsch, ich nahm meine gute alte Freundin die Motorsäge um dünnere Birkenstämme zu schneiden. Ich stapfte also durch den Schnee der durch das viele antauen und gefrieren mit einer dicken Harschschicht über zogen war und ich somit bei jedem Schritt bis fast zum Knie einsackte. Es war also mit anderen Worten heute ein sehr mühsames Geschäft und ich war nach zwei Stunden Bäume fällen, entasten und zuschneiden ziemlich alle, als plötzlich bei den letzten Stämmen die ich entasten wollte meine Säge anfing merkwürdige Töne von sich zu geben und sich anders zu bewegen als ich es gewohnt war. Bei meiner Kontrolle konnte ich feststellen das die Feder zwischen dem Haltegriff und dem Motor gebrochen war und somit lustig hin und her schlackerte beim Sägen. Ein sagen wir mal eher ungünstiges Verhalten der Säge beim Arbeiten und nicht ganz ungefährlich. Ich versuchte also meine Arbeit vorsichtig zu beenden und kämpfte mich den Hang zu unserem Hüttenplatz hoch, wo ich dann völlig außer Atem die Säge hoch hielt und in Michas Richtung hauchte „Kaputt!“. Zurück kam, wat haste abjeruppt? „Nein, die Säge ist kaputt!“ Dann inspizierten wir die Säge noch mal und entschieden jetzt gleich nach Anavgaj zu gehen und die Säge bei Nicolai in der Werkstatt abzugeben und zu fragen ob der diese reparieren könne.
Wir gingen also mit der Motorsäge auf der Schulter im strahlenden Sonnenschein auf Wanderschaft nach Anavgaj. Angekommen war auch alles gar kein Problem, kein gemaule das wir die Säge kaputt gemacht hätten, alles war wir selbstverständlich das solche Dinge eben beim Arbeiten passieren können, es war eben Verschleiß. „Wo gearbeitet wird geht eben auch mal ein Werkzeug kaputt“, war Nicolais Kommentar,“ So weiß ich wenigstens das Ihr nicht nur auf der faulen Haut gelegen habt und sinnlos unser Brennholz verfeuert habt!“ Erleichtert und Grinsend machten wir uns auf den Rückweg. Als wir durch Anavgaj liefen fegte ein eisiger Wind die Dorfstraße entlang, und Anavgaj ist eben auch ein Staßendorf wie wir es auch aus unserm schönen Brandenburg kennen, so das wir uns tief in unsere Jacken verzogen und ich mir den von Bea mit viel Liebe gestrickten Mützenschaal, bis über die Nase zog so das von meine Gesicht nur noch ein Augenschlitz zu sehen war. Die Straße war Menschen leer und nun kam eine riesige Staubwolke die Straße entlang gefegt, wie in einem Wild- Westfilm kleine Sträucher vor sich her trieb. Wir kamen uns vor wie in Mexiko, ich schaute auf die Uhr und es war auch grade 5 Minuten nach High Noon! Wir gingen gen Ortsausgang und machten uns bereit uns jede Minute unser Colts zücken zu müssen und unser nacktes Leben verteidigen zu müssen.
In diese angespannte Stimmung, klingelte Michas Handy hinein und Rebecca verkündete uns das heute Abend in Esso die große Halloweenparty steigen würde und ob wir heute auch nach Esso zurückkommen würden? Klar würden wir! Ast rein, alles war wieder vorbereitet und somit beendeten wir noch unsere Arbeiten in Mendek gingen zur Bushaltestelle nach Anavgaj. Auf nach good old Esso!
Zu hause in der Basa waren unsere Mädels schon ganz aufgeregt am Kostüm suchen und somit machten wir uns nach einem leckerem Abendessen und einer Dusche alle gemeinsam über den Volontärsklamottenschrank, den wir erst im September neu sortiert hatten, her um ein Halloween taugliches Kostüm zu finden. Nach einer Weile war es klar, Ich und Micha gingen als Piraten, die Mädels verwandelten sich in Piratin und Kürbisfee. Unsere russischen Freunde die noch auftauchten waren auch noch auch schon fast fertig präpariert, Xuscha war natürlich eine schwarze Hexe und Anton wurde auch zum Pirat!
Wir hatten einen mörderischen Spaß beim Kostümieren und somit wurde die erste Party bereits hier gefeiert, alle waren ausgelassen und völlig aus dem Häuschen und somit gingen wir schon beschwingten Fußes auf die Halloweenparty, es war jetzt schon der absolute Knaller.
Es waren vielleicht 50 Leute in dem Kaffee und wir waren definitiv Overdresst, außer 5 anderen Leuten war hier wirklich niemand verkleidet. Wir hatten also die volle Aufmerksamkeit des kompletten Kaffee`s auf uns und den Vogel ordentlich abgeschossen. Wir hatten eine höllischen Spaß an diesem Abend, gewannen souverän den Wettbewerb um das beste Kostüm tanzten bis nix mehr ging. Ich und Ninja verabschiedenden uns um 3 Uhr, Micha und Xuscha um 4Uhr und Rebecca kam um 6 Uhr nachhause, wohl grade auch zur rechten Zeit denn wie schon um 3 Uhr zu erkennen und fühlen gewesen war kippte die Stimmung als bald dann und die besoffenen Dorfrussen fingen wohl noch ne schöne Schlägerei an! Irre! Schon gegen ein Uhr waren uns die „freundlichen“ Gesichter aufgefallen der an der Theke klemmenden männlichen Dorfschönheiten die schon bei unserem Eintreffen voll wie die Feldhaubitze gewesen sein mussten. Naja, auch das ist eben Esso, und kann einem ja auch in den kleinen netten brandenburgischen Dörfern unsere Heimat passieren! Mir war es aber irgendwie wutscht denn ich hatte heute Abend den definitiv größten Spaß auf einer Feier seit ich hier auf Kamtschatka weile, und ich war noch nicht mal betrunken!
Völlig erschöpft von der Woche und dem berauschendem Abend viel ich zufrieden in mein Bett! Sonne Party in Esso, wer hätte schon damit gerechnet! Kamtschatka ist eben immer wieder für eine Überraschung gut!