Neues aus dem Kamtschatka
Versehrtenlager Esso, oder auch:
Das Missgeschick des Frommen Michaels
Um der Wahrheit willen will ich euch
berichten wie es sich einst zu trug, das Michael der Fromme sich an
dem Tage der Rückkehr, bei Sonnenschein und bei gar großartiger
Hitze, sich an des Flusses Ufer mit Namen Bystraja tief in den Fuße
Schnitt!
Die Schatten der Bäume und
Beerensträucher an der Uferstraße waren bereits lang geworden, als
wir endlich nach einem langen Marsch durch Einöde Kamtschatkas die
Brücke über den Bystrajafluss eindeckten, welche uns in die
Sicherheit der Siedlung Esso bringen würde. Hinaus aus die Gottlosen
Wildnis in der es nichts gab außer Räuber, wilde Bären und
Moskitos die einem alle Samt nach dem Blute trachteten. Als Michael
dem Frommen der Gedanke einkam er wolle sich niederlassen und seinen
Laib in die glitzernde Kühle des Bystrajaflsses eintauchen. So wart
denn gleich Halt gemacht, die Schweren Kiepen abgestellt und ich
schickte mich sogleich an einen vortrefflichen Schluck aus meinem
Lederschlauch zu nehmen, als Michael bar seiner Kleider in die kalten
Fluten stieg. Ach war das ein Spaß mitanzusehen wie dieser sonst so
stille und in sich gekehrte Mann plötzlich jauchzend und johlend ob
der Kälte des Wassers wegen im Flusse hin und her sprang und sich
anschickte sich so zu gebärden wie ein kleiner Wicht.
Als es ihm in Bälde denn
augenscheinlich zu kalt wurde, krabbelte er an Land und suchte sich
mit seiner Kleider Außenseite zu trocknen. Da tat das Unheil seinen
verehrenden Schlag, und ließ den armen Mann Blindlinks in sein
Verderben laufen. Sowie er mir später berichtete machte er sich
grade daran in seine Kleider zu steigen, als er unter seinem linken
Fuße einen vermeintlich spitzen Stein spürte der ihm in die Fußsole
stach. Nun ward der spitze Geselle leider bei näherer Betrachtung
kein spitzer Kiesel, sondern eine Scherbe von grünem Glase die dem
frommen Manne tief in die Sole schnitt. Sogleich fing der Schnitt arg
zu bluten an! Wir ereiferten uns sogleich dem guten Manne
schnellstens zur Hilf zu kommen und betten ihn auf ein Lager aus
Kleidern, sodass wir seinen Fuße versorgen konnten. Humpelnd, auf
seinen Stock und den kleinen Spanier gestützt durchquerten wir so
dann das Dorf bis hin zu unserer Herberge, wo wir ihm dann den
blutigen Stiefel auszogen und uns die arge Wunde noch einmal recht
besahen. Als bald ward schnell entschieden eine Kutsche zu rufen um
Michael den Frommen der Obhut der Brüder des Hospitales des Heiligen
Wanja zu übergeben, so das sich der örtliche Medicus die Wunde
nochmal recht beschaue.
Zusammengeflickt mit 2 Stichen und auf
Krücken brachte man den frommen Michael dann eine Stunde später
wieder in die Herberge, wo ihm gegen der Schmerzen erstmal ein Krug
Wein von der Wirtin gebracht wurde. Zu späterer Stunde begab er sich
auf Händen sie Stufen zum Zimmer hinauf und schnarchte seelig
aufgrund des schmerzlindernden Weines bis in die frühen
Morgenstunden!
Nun ihr lieben Leut sind wir derer
Fußkranken Viere!
Jute Nacht... aus der zum Lazarett
umfunktionierten Basa!
Ben & Cheiko
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