Tolbatschik,
dieses geflügelte Wort geisterte schon seit ein paar Wochen durch
die Reihen der Freiwilligen in der Basa, später auch durchs
Naturpark Office, aber es war irgendwie nicht greifbar, unklar,
irgendwo in der ferne einer unbestimmten Zukunft. Und heute als früh
morgens endlich der Wecker klingelte, die endlose Nacht der
Morgendämmerung wich war es dann endlich soweit!
Vor ein
paar Wochen hatte der Direktor des Kljutschevskoj Nationalpark
Kontakt mit uns aufgenommen und angefragt ob nicht ein paar Volontäre
von uns ihn bei arbeiten auf der Leningradskaja Hütte am Tolbatschik
Vulkan unterstützen könnten. Es würde 3-4 Tage gearbeitet, den
Rest hätten wir frei, und wer wollte da nicht mal auf den
Tolbatschik Vulkan klettern und in seinen auf 3082 m Höhe gelegenen
Krater gucken. Kurz um wir sagten zu, der Termin verschob sich mal
hier hin, mal dort hin, doch jetzt endlich hatten wir alles
organisiert und fuhren los! Mit 9 Leuten, riesigen Rucksäcken,
Werkzeug, und Kiloweise Proviant fuhren wir per Taxi nach Kosarjevsk,
was schon eine logistische Meisterleistung im Vorfeld war, denn es
galt ein bezahlbares Angebot für einen Transport von Esso aus zu
finden das einem nicht die Schuhe auszog oder zumindest an Wucher
grenzte. Wir hörten da so einige schwindelerregende Zahlen und ich
vermutete das bei einigen Unternehmern hier im Ort sobald sie einen
ausländischen Dialekt im Russisch wahrnahmen Goldgräberstimmung
ausbrach, anders konnte ich mir einige Preise eigentlich nicht
erklären. Am Ende fanden wir dann doch einen Kutscher der uns dank
unseres Volontärstatus zu einem guten Preis mit all unserem Plunder
zur letzten Siedlung vorm Kljutschevskoj Nationalpark brachte, von
da an führte kein Weg an einem Fahrzeug vorbei das ich schon oft
neidisch in Esso angestarrt hatte. Einer dieser gigantischen zur
Touristenkutsche umgebauten Allrad- LKW der ruhmreichen Sowjetischen
Armee! Solch ein Gefährt sollte uns nun 4 Stunden lang samt Hab und
Gut, durch den Busch, die Sümpfe, durch Flüsse, die Aschepisten
hinauf bis an die Leningradskaja Hütte tragen. Welch ein Tag der
Freude!
Und es ward
nicht zu viel versprochen als wir von der Schotterpiste ab in den
Wald einbogen und als bald die jungen Birken, Erlen und einige
Restlärchen an unseren Fenstern vorbeischrammten. Ja, es wurde alles
Geboten was dem Offroad-Fan das Herz höher schlagen lässt,
Demjenigen aber der an Reisekrankheit leidet bei vergessener Einnahme
einer Tablette allerdings die Galle hochkommen lässt! Die
Menschenfracht wurde ordentlich durchgeschüttelt und manchmal
erreichte das Fahrzeug so eine interessante Seitenlage das am sich
ordentlich fest keilen musste nicht durch den Wagen zu purzeln. Es
wurden Flüsse mit ordentlicher Strömung durchquert, durch
Schlammlöcher gewatet, über Baumstämme hinweg gesetzt und steile
Hügel erklommen. Kaum zu beschreiben und immer den Kitzel dabei ob
wir jetzt gleich feststecken im oft marschlandähnlichen Gelände,
der Fahrer hoch konzentriert! Irre!
Der Wald
lichtete sich jetzt langsam und es wurde höchste Zeit Holz zu
sammeln für die nächsten Tage denn Bäume gab es in der Landschaft
der schwarzen Aschekegel bald nicht mehr. Nach grandiosen 4,5 Stunden
fahrt lud uns unser Allradgefährt samt Gepäck und einem auf dem
Dach verstauten Vorrad an von uns gesammeltem Holz vor einer
skurrilen Landschaft errichteten Leningradskaja ab.
Zelte
aufbauen und Hütten beziehen, Wasser aus der Quelle holen, kochen
und Gegend erkunden, rauf auf den ersten, zweiten, dritten immer
höheren werdenden schroffen Aschekegel. Endlich wieder einmal
Hochalpine Landschaft, wenn auch diesmal Vulkanischen Ursprungs! Da
pfeift der Wind und das Herz lacht!
Wow!!!
AntwortenLöschenDa packt mich die Sehnsucht! Meine höchstpersönliche Lieblingsgegend auf Kamtschatka!