Sonntag, 5. August 2012

01. - 04 August 2012, Galimarkipfad, Arbeitseinsatz Spatenbrigade "Ernst Thälmann"












Arbeitseinsatz der Spatenbrigade „Ernst Thälmann“ in der kamschattischen Wildnis! Am Mittwoch dem 1. August 2012, Schweitzer Nationalfeiertag, Gruß an alle Eidgenossen, starteten wir in Richtung unserer nächsten Baustelle in der Wildnis des Galimarkisees im Süd-westlichen Teil des Bystrinski Naturparks. Hier gab es eine Menge zu tun, darum teilten wir uns in Zwei Gruppen. Ich, die Genossen Cheiko und Anton wollten eine Besedka ( Unterstand ) und eine Brücke bauen. Die  Genossen Adria, Clemens und Micha durften eine Toilette an einer Hütte errichten. Beide Baustellen lagen 7km auseinander sodass wir die Tage getrennt voneinander verbringen würden.
Russlan der Fahrer des Naturparks fuhr uns freundlicherweise in einem Abenteuerlichen Ritt noch bis an den Rand des Pferde fades zum Galimarkisee, ab da hieß es Essen, Wasser, Zelte, Werkzeuge und 2 Kilogramm Nägel pro Gruppe verstauen und schultern, dann gings im Gänsemarsch hinauf auf die Passhöhe. Der Weg schlängelte sich erst durch üppigen Lärchenwald mit Heckenkirschengebüschen und Stauden, dann durch Hochstaudengestüpp, gefolgt von Kriechweiden und Birkengestrüpp. Die Landschaft wurde alsbald immer offener und Felsiger, hier wuchsen nun viele Heckenkirchen und der Boden war zwischen den Felsen von Heidelbeeren und anderen Heidekräutern bedeckt.
Wir scheuchten unterwegs einen Bären auf der sogleich beim Anblick unserer bimmelnden Karawane von 6 schwer bepackten Leuten in die höheren Lagen der Hochstauden flüchtete. Ok, nun doch wieder mehr zusammenbleiben! Als wir den Sattel überquert hatten ging der Pfad wieder Berg ab in eine sehr feuchte Senke die mit Hochstaudenwäldern gefüllt war und wir versanken jetzt ständig im Matsch. Der Boden war durch die dichte Vegetation nicht mehr auszumachen und somit wurde  jeder Schritt zur unvorhersehbaren Rutschpartie. Spannend und für mich eine Tortur denn mein Knie war schon seit einer Stunde wieder am Schmerzen. Scheiße! Was mache ich hier eigentlich wieder, sollte ich nicht lieber ohne schweres Gepäck auf dem Rücken in Esso rumhängen, leichte Wanderungen unternehmen oder lustig mit nen Paar heißen ewenischen Mietzen im Bassin von Esso rumschwimmen? Nein, ich hatte mich entschieden, ich wollte mit in den Busch, dabei sein, mit den Anderen in der ursprünglichen Wildnis des Bystrinski Parks verschwinden. Und das tat ich ja nun und meine Füße auch, die verschwanden samt Stiefeln unter dem Hochstauden und tief im darunterliegendem Schlamm! Tja, man sollte halt vorsichtig sein mit seinen Wünschen!
Mehrere überquerte Bäche und durchstreifte Dickungen später, und mit fies schmerzendem Knie, kamen wir nun endlich an unserer vermeidlichen Baustelle an. Es wurde Chainik (Teepause) und dann gingen die Anderen weiter und wir machten uns in der Mittagshitze ans Werk.
Wir rissen der maroden Hütte das Dach vom Kopf und demontierten den Dachstuhl, dann holten wir die alten Pfeiler aus dem schlammigen Boden, gruben neue Pfostenlöcher und stellten ein neues Ständerwerk. Ein neuer Dachstuhl drauf, alles zusammengenagelt, fertig ist der Dachunterbau dann konnte ick auch schon wieder die ersten Dachbretter aufbringen. Ick saß nun auf den Dachbalken mit Kuhfuß und Hammer, hangelte mich von einem Balken zum Nächsten und es kam mir so vor als ob ick noch nie wat anderet in meinem Leben jemacht hätte. Die Arbeit ging mir leicht von der Hand und als Cheiko schon das Abendessen zubereitete war die erste Hälfte des Daches wieder hergestellt!

Irgendwie schliefen wir aber alle unruhig in dieser Nacht, beschienen von Großmütterchen Mond die heute in ihrer ganzen Fülle hell auf uns hinab schien und den Draht unserer Bärenalarmanlage im Mondlicht erglitzern ließ. Es wurde klar und kalt! Und wehe Dem der nicht in einen guten Schlafsack eingepackt war. Dies musste leider Genosse Anton erdulden der die halbe Nacht lustig vor sich hin fröstelte und morgens völlig steifgefroren im Morgentau neben der kalten Feuerstelle stand. Es schien mir als ob er, vielleicht aus Ermangelung an Kleinholz, mit seinem Blick die noch vorhandenen Holzkohlestückchen zur Wärmeabgabe  überreden zu wollen. Leider waren diese auch von der Mondin kaltem Hauch mit feinsten Tautröpfchen überzogen und somit nicht zur Zusammenarbeit mit dem fröstelnden Genossen bereit. Ja, da half auch nicht das wiederholte absingen der Internationale sondern nur die beherzte Gang durchs nasse, hohe Gras und eine Kletterpartie in die oberen Felsen, die Großvater Sonne schon mit seinen wärmenden Strahlen getrocknet hatte.
Birkenrinde rein, Tipi gebaut, Streichholz ins Nest und fix das Feuerkind angelockt, somit konnte Genosse Anton doch noch mit heißem Schwarztee aufgetaut werden und auch seine Arbeitsbereitschaft wart wieder hergestellt. Während ick mich wieder in die Höhe schwang, suchten Anton und Cheiko eine gute Stelle für den Brückenbau. Als bald zerrten die Beiden die 7m langen, tierisch schweren Lärchenstämme durch den Fluss zur Brückenbaustelle wo sie ein Bett aus Flusssteinen errichteten und die Stämme in ihre Position hebelten. Man lernt hier wirklich mit wenigen Mitteln umzugehen und zu improvisieren, irre!
Ick war fertig mit dem Dach und sägte die Planken der Brücke zu die wir sogleich aufbrachten und festnagelten, gegen Mittag war dann auch die Brücke fertig.
Am Nachmittag erstellte ich noch mit den Restbrettern eine Dacherverlängerung und eine unter dem Dachvorsprung liegende Feuerstelle, Cheiko und Anton perfektionierten die Brückenkonstruktion und auch dieser arbeitsreiche Tag und erfolgreiche Tag zu ende.
Stolz wie Bolle machten wir uns am nächsten Tag, nachdem wir vergeblich bis um 3Uhr  auf die Anderen gewartet hatten auf den Rückweg. Es blieb nur der gute alte Zettel zurück da hier nix is mit Handynetz.
Mit einem Tag Verspätung kehrten auch endlich die Genossen  Adria, Michael und Verbindungsgenosse Clemens unversehrt nach Esso zurück, sie hatten eben etwas mehr Zeit benötigt und einen weiteren Tag in den unendlichen Weiten Kamtschatkas verbracht um der Nachwelt ein Formvollendetes Klo zu hinterlassen.

Na dann jetzt kann man wieder auf dem Weg zum Galimarkiesee, den sowieso nur der ewenische Rentierzüchter oder der Wildniswanderer mit Guide entlangpilgert, trockenen Fußes über die Brücke des Vertrauens schreiten, sich auch an Regentagen die klammen Füße an der überdachten Feuerstelle des Kamschattischen Berliner Hauses wärmen oder seine Notdurft in der neuen Toilette des Galimarkikardons verrichten.
So hat die Spatenbrigade „Ernst Thälmann“ zum Ruhm der Deutschen Demokratischen Republik, die Fortschritt der Baukunst in die Weiten des wilden Bruderlandes getragen und wir spüren förmlich die anerkennenden Blicke der Gründerväter unseres kleinen Aufbaustaates auf uns ruhen! Oder war es doch nur gleißende Sonnenstrahl, der durch die fernen Waldbrände etwas milchig verhangenen Himmel, etwas zu lange auf mein Hirn gestrahlt stahlt hat? Man weiß es nicht genau.

Na dann…

Ben & Cheiko

1 Kommentar:

  1. Wieder mal sehr nett zu lesen. Vielleicht sollte man euch filmen und als Werbespot für Hornbach berühmt machen!
    Kleine Anmerkung: Bisjetka schreibt man беседка (also Besedka) und das kommt von russ. беседовать (= tratschen, plaudern). Ein sehr nettes Wort, finde ich - fein, dass es nun eine Besedka mehr auf der Welt gibt - das fördert die Kommunikation!

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