Arbeitseinsatz
der Spatenbrigade „Ernst Thälmann“ in der kamschattischen Wildnis! Am Mittwoch
dem 1. August 2012, Schweitzer Nationalfeiertag, Gruß an alle Eidgenossen,
starteten wir in Richtung unserer nächsten Baustelle in der Wildnis des
Galimarkisees im Süd-westlichen Teil des Bystrinski Naturparks. Hier gab es
eine Menge zu tun, darum teilten wir uns in Zwei Gruppen. Ich, die Genossen
Cheiko und Anton wollten eine Besedka ( Unterstand ) und eine Brücke bauen.
Die Genossen Adria, Clemens und Micha durften
eine Toilette an einer Hütte errichten. Beide Baustellen lagen 7km auseinander
sodass wir die Tage getrennt voneinander verbringen würden.
Russlan der
Fahrer des Naturparks fuhr uns freundlicherweise in einem Abenteuerlichen Ritt
noch bis an den Rand des Pferde fades zum Galimarkisee, ab da hieß es Essen,
Wasser, Zelte, Werkzeuge und 2 Kilogramm Nägel pro Gruppe verstauen und
schultern, dann gings im Gänsemarsch hinauf auf die Passhöhe. Der Weg
schlängelte sich erst durch üppigen Lärchenwald mit Heckenkirschengebüschen und
Stauden, dann durch Hochstaudengestüpp, gefolgt von Kriechweiden und
Birkengestrüpp. Die Landschaft wurde alsbald immer offener und Felsiger, hier
wuchsen nun viele Heckenkirchen und der Boden war zwischen den Felsen von
Heidelbeeren und anderen Heidekräutern bedeckt.
Wir scheuchten
unterwegs einen Bären auf der sogleich beim Anblick unserer bimmelnden Karawane
von 6 schwer bepackten Leuten in die höheren Lagen der Hochstauden flüchtete.
Ok, nun doch wieder mehr zusammenbleiben! Als wir den Sattel überquert hatten
ging der Pfad wieder Berg ab in eine sehr feuchte Senke die mit
Hochstaudenwäldern gefüllt war und wir versanken jetzt ständig im Matsch. Der
Boden war durch die dichte Vegetation nicht mehr auszumachen und somit wurde jeder Schritt zur unvorhersehbaren
Rutschpartie. Spannend und für mich eine Tortur denn mein Knie war schon seit
einer Stunde wieder am Schmerzen. Scheiße! Was mache ich hier eigentlich
wieder, sollte ich nicht lieber ohne schweres Gepäck auf dem Rücken in Esso
rumhängen, leichte Wanderungen unternehmen oder lustig mit nen Paar heißen
ewenischen Mietzen im Bassin von Esso rumschwimmen? Nein, ich hatte mich
entschieden, ich wollte mit in den Busch, dabei sein, mit den Anderen in der
ursprünglichen Wildnis des Bystrinski Parks verschwinden. Und das tat ich ja
nun und meine Füße auch, die verschwanden samt Stiefeln unter dem Hochstauden
und tief im darunterliegendem Schlamm! Tja, man sollte halt vorsichtig sein mit
seinen Wünschen!
Mehrere
überquerte Bäche und durchstreifte Dickungen später, und mit fies schmerzendem
Knie, kamen wir nun endlich an unserer vermeidlichen Baustelle an. Es wurde
Chainik (Teepause) und dann gingen die Anderen weiter und wir machten uns in
der Mittagshitze ans Werk.
Wir rissen der
maroden Hütte das Dach vom Kopf und demontierten den Dachstuhl, dann holten wir
die alten Pfeiler aus dem schlammigen Boden, gruben neue Pfostenlöcher und stellten
ein neues Ständerwerk. Ein neuer Dachstuhl drauf, alles zusammengenagelt,
fertig ist der Dachunterbau dann konnte ick auch schon wieder die ersten
Dachbretter aufbringen. Ick saß nun auf den Dachbalken mit Kuhfuß und Hammer,
hangelte mich von einem Balken zum Nächsten und es kam mir so vor als ob ick
noch nie wat anderet in meinem Leben jemacht hätte. Die Arbeit ging mir leicht
von der Hand und als Cheiko schon das Abendessen zubereitete war die erste
Hälfte des Daches wieder hergestellt!
Irgendwie
schliefen wir aber alle unruhig in dieser Nacht, beschienen von Großmütterchen
Mond die heute in ihrer ganzen Fülle hell auf uns hinab schien und den Draht
unserer Bärenalarmanlage im Mondlicht erglitzern ließ. Es wurde klar und kalt!
Und wehe Dem der nicht in einen guten Schlafsack eingepackt war. Dies musste
leider Genosse Anton erdulden der die halbe Nacht lustig vor sich hin fröstelte
und morgens völlig steifgefroren im Morgentau neben der kalten Feuerstelle
stand. Es schien mir als ob er, vielleicht aus Ermangelung an Kleinholz, mit
seinem Blick die noch vorhandenen Holzkohlestückchen zur Wärmeabgabe überreden zu wollen. Leider waren diese auch
von der Mondin kaltem Hauch mit feinsten Tautröpfchen überzogen und somit nicht
zur Zusammenarbeit mit dem fröstelnden Genossen bereit. Ja, da half auch nicht
das wiederholte absingen der Internationale sondern nur die beherzte Gang
durchs nasse, hohe Gras und eine Kletterpartie in die oberen Felsen, die
Großvater Sonne schon mit seinen wärmenden Strahlen getrocknet hatte.
Birkenrinde
rein, Tipi gebaut, Streichholz ins Nest und fix das Feuerkind angelockt, somit
konnte Genosse Anton doch noch mit heißem Schwarztee aufgetaut werden und auch
seine Arbeitsbereitschaft wart wieder hergestellt. Während ick mich wieder in
die Höhe schwang, suchten Anton und Cheiko eine gute Stelle für den Brückenbau.
Als bald zerrten die Beiden die 7m langen, tierisch schweren Lärchenstämme
durch den Fluss zur Brückenbaustelle wo sie ein Bett aus Flusssteinen
errichteten und die Stämme in ihre Position hebelten. Man lernt hier wirklich
mit wenigen Mitteln umzugehen und zu improvisieren, irre!
Ick war fertig
mit dem Dach und sägte die Planken der Brücke zu die wir sogleich aufbrachten
und festnagelten, gegen Mittag war dann auch die Brücke fertig.
Am Nachmittag
erstellte ich noch mit den Restbrettern eine Dacherverlängerung und eine unter
dem Dachvorsprung liegende Feuerstelle, Cheiko und Anton perfektionierten die
Brückenkonstruktion und auch dieser arbeitsreiche Tag und erfolgreiche Tag zu
ende.
Stolz wie Bolle
machten wir uns am nächsten Tag, nachdem wir vergeblich bis um 3Uhr auf die Anderen gewartet hatten auf den Rückweg.
Es blieb nur der gute alte Zettel zurück da hier nix is mit Handynetz.
Mit einem Tag
Verspätung kehrten auch endlich die Genossen
Adria, Michael und Verbindungsgenosse Clemens unversehrt nach Esso
zurück, sie hatten eben etwas mehr Zeit benötigt und einen weiteren Tag in den
unendlichen Weiten Kamtschatkas verbracht um der Nachwelt ein Formvollendetes
Klo zu hinterlassen.
Na dann jetzt
kann man wieder auf dem Weg zum Galimarkiesee, den sowieso nur der ewenische
Rentierzüchter oder der Wildniswanderer mit Guide entlangpilgert, trockenen
Fußes über die Brücke des Vertrauens schreiten, sich auch an Regentagen die
klammen Füße an der überdachten Feuerstelle des Kamschattischen Berliner Hauses
wärmen oder seine Notdurft in der neuen Toilette des Galimarkikardons
verrichten.
So hat die
Spatenbrigade „Ernst Thälmann“ zum Ruhm der Deutschen Demokratischen Republik,
die Fortschritt der Baukunst in die Weiten des wilden Bruderlandes getragen und
wir spüren förmlich die anerkennenden Blicke der Gründerväter unseres kleinen
Aufbaustaates auf uns ruhen! Oder war es doch nur gleißende Sonnenstrahl, der
durch die fernen Waldbrände etwas milchig verhangenen Himmel, etwas zu lange auf
mein Hirn gestrahlt stahlt hat? Man weiß es nicht genau.
Na dann…
Ben & Cheiko
Wieder mal sehr nett zu lesen. Vielleicht sollte man euch filmen und als Werbespot für Hornbach berühmt machen!
AntwortenLöschenKleine Anmerkung: Bisjetka schreibt man беседка (also Besedka) und das kommt von russ. беседовать (= tratschen, plaudern). Ein sehr nettes Wort, finde ich - fein, dass es nun eine Besedka mehr auf der Welt gibt - das fördert die Kommunikation!