Donnerstag, 13. Dezember 2012

07. Dezember, Tolbatschik Vulkan,...schwarzer Schnee!



















...schwarzer Schnee!

Als wir am Donnerstag von unser spannenden Skitour vom Kardon zurück kamen, dachte ich jetzt müsse ich mich erstmal von den ganzen Eindrücken der letzten Tage erholen und ich spürte das es wieder Zeit braucht um sich alles setzten zu lassen, da erzählte Rebecca uns das der plosky Tolbatschick ausgebrochen wäre. Genau der 3000m hohe Kratergipfel den wir im Sommer bestiegen hatten, niemand hatte hier mit einem Ausbruch gerechnet und es gab kaum Anzeichen dafür. Lediglich für den Kljutschevskoi, einer der großen Gipfel neben dem Tolbatschik, war im Sommer eine leicht erhöhte Aktivität festzustellen gewesen, was aber noch nicht hießt das es in der nächsten Zeit zu einem Ausbruch kommen würde, so sagte man uns damals. Aber mit dem Ausbruch des Tobatschik hatte nun wirklich niemand hier gerechnet. Am 29. November brach also der Eisriese zum erste mal seit 36 Jahren wieder aus, in einer gewaltigen Explosion, die eine Staubwolke weit in die Atmosphäre schoss und noch 300 Km weiter Richtung Osten regnete es am Atlantik Gesteinsbrocken. Glücklicherweise über dem Atlantik, auf unbewohntem Gebiet, und die Ortschaft Kosarjevsk am Fuße des Tolbatschik wurde, da sie westlich des Vulkans liegt, nur mit einer dicken schwarzen Ascheschicht überzogen. Es war schon ein komisches Bild denn jetzt lag in Kosarjevsk überall schwarzer Schnee, die Dächer der Häuser waren schwarz, die Bäume waren schwarz, die Straßen und die Holzstapel vor den Türen der Häuser waren mit schwarzem Schnee bedeckt und wir sahen sogar einen schwarzen Hund! ;-) Es war ein wenig unglaubwürdig und surreal das ganze Szenario was man uns am Donnerstag Abend schilderte , die ganze vor 1 Jahr neugebaute Leningradskaja Hütte und der tote Wald, die ganze wunderschöne Landschaft die ich im Sommer so bewundert hatte und die mich in ihren Bann gezogen hatte war nicht mehr da, einfach weg, hatte aufgehört zu existieren, war verbrannt und begraben unter Millionen Tonnen von glühender Lava. Alles vernichtend wälzte sich der erste Lavastrom am 29. November Talabwärts und ab 5. Dezember ein Zweiter. Niemand konnte genau sagen wie lange der Ausbruch dauern sollte, aber den ganzen Tag über kam es zu erneuten Eruptionen, hatte der Tolbatschick wieder eine sehr aktive Phase. Nun was denk ihr was wohl jetzt kommen musste? Ich für meinen Teil war total verblüfft ob der ganzen Geschehnisse und jetzt setzte man ein drauf!
Am Abend kam Russlan, ein Inspektor des Naturparks, zu uns in die Basa und fragte ob wir nicht morgen mit ihnen und einer Delegation aus dem Nalitschevo Park mit zum Tolbatschick fahren wollten, für 3 von uns wäre Platz. Wir waren allerdings zu Viert, aber es gab nur Drei Plätze in Russalns Auto. Micha trat edelerweise zurück und ließ uns den Vortritt, denn er hatte wohl wichtiges mit Xjuscha zu tun! ;-) Morgen früh um Fünf Uhr in der Frühe sollte es dann also losgehen, böse Zeit, ganz böse Zeit, aber wer diskutiert schon lange wenn er solch ein Angebot bekommt und in die Nähe eines frisch ausgebrochen Vuklkans fahren kann.
Und ja es war früh, quasi mitten in der Nacht, als mein Wecker klingelte, es war mir so als ob ich mich erst vor einer Stunde hingelegt hätte, aber ich war schneller aus dem Bett als ich gedacht hätte. Unten war schon reger Betrieb es wurden Stullen geschmiert, Tee gekocht, dann gings auf die Autos und mit Vollgas auf die kamtschattische Winterpiste! Das liebe Leute, war tatsächlich schon ein Abenteuer für sich wie der Kleinbus mit Allradantrieb ab und an auf der vereisten Piste hin und her schlingerte. Aber Russlan ist ein routinierter Fahrer und somit hatte er auch bald seinen Fahrstil den eisigen Pistenverhältnissen angepasst und wir rollten die nächsten drei Stunden bis nach Kosarjevsk recht sicher dahin. Dort wurden noch zwei Ortskundigen Inspektoren von Kljutschevskoi Naturpark eingesammelt und dann ging es auf der selben Piste die wir im Sommer mit dem guten geländegängigen LKW in turbulenter Fahrt bewältigt hatten. Genau diese Strecke würde wohl das nächste große Abenteuer werden, dieses Mal war zwar Winter doch mit unserem kleinen allradbetriebenen Mitsubishi Delicia standen uns trotzdem ein paar Flussüberquerungen bevor des sich gewaschen hatten und eine Strecke die wahrscheinlich auch im Winter im Tiefschnee jenseits von gut und böse war. Aber gut es war ja nicht das erste mal das wir hier auf Kamtschatka Wege fuhren die in Deutschland sicherlich niemand ohne einen vollwertigen Geländewagen wenn überhaupt befahren würde. Auf dem Weg durch die Walachei waren tatsächlich schon eine ordentliche Fahrspur ausgefahren, das hieß es gab schon ein paar Menschen auf Jeeps die sich auf den Weg zum feuerspeienden Tolbatschik gemacht hatten und wahrscheinlich lebendig wiedergekehrt waren. Nun erfuhren wir auch unser genaues Fahrziel, nämlich sollte es soweit gehen wie wir eben kamen und das war wie man uns sagte direkt bis an die Lavazunge heran. Keiner wusste von uns so genau was das nun heißen würde und wie weit wir wegen den Waldbränden überhaupt herankommen würden. Nun ging es wieder durch den Busch der dieses Mal nicht grün war sondern weiß, grau, schwarz war wegen der Ascheschicht die auf allem lag. Als wir am großen Fluss angelangten war ich sehr gespannt wie wir die 4-5 kleinen Ströme mit dem guten Bus durchwaten würden oder ob wir wegen den vereisten Abbruchkanten steckenbleiben würden da wir nicht wie die anderen Geländewagen über solch eine große Bodenfreiheit verfügten. Russlan überzeugte aber auch hier das fahrerisches Können und Erfahrung im Gelände viel, viel Bodenfreiheit weg machen konnten. Langsam aber stetig wühlte sich der kleine Mitsubishi erst durch den großen und anschließend durch die kleinen Flüsse, durch Kuhlen und über Hügelpisten auf denen das Fahrzeug beträchtliche Schräglagen erreichte die durch Seitenwechsel seitens der Passagiere ausgeglichen werden mussten um den Wagen am Wegrutschen oder Umfallen zu Hindern. Eine sehr spannende quasi interaktive Autofahrt im Gelände an der Grenze des Machbaren. Und nach 3 Stunden rumgerödel im Schneckentempo erschien eine riesige Schwarze Wand und zwei riesige Rauchsäulen auf der rechten Seite hinter den Bäumen und wenig später sahen wir das hier definitiv das ende der der Piste war, wo der Weg früher einmal weitergegangen war hatte jemand einfach eine 15m hohe Wand aus dampfender und zischender Schlacke abgekippt die sich mehre Kilometer in der Länge und Breite hin ziehen musste. Es war ein gigantisches und monströses Bild das mir und uns allen ordentlichen Respekt einflößte und wir uns dem dampfenden, zischenden, Steine spuckenden, Bäume umwerfenden Ungetüm nur zögerlich nährten . Hier konnte man direkt in die glutrote, dampfende, nach Schwefel stinkende Vergangenheit unsres Planeten sehen. Immer wieder gingen Schuttlavienen ab, wurden Bäume langsam umgewalzt und Erdmasse aufgetürmt und es stiegen Schwefelwolken und heißer Dampf wie aus einem Druckkessel auf. Es lebte und bewegte sich langsam vorwärts, was wir hier sahen war der äußerste Rand einer der zwei großen Lavaströme die sich unaufhörlich vom Tolbatschickrater hinab ins Tal wälzten. Die Oberfläche war hier an den Rändern schon etwas abgekühlt doch brodelte es unter der äußeren Schicht noch kräftig, was man an einigen Stellen gut sehen und fühlen konnte aus denen immer wieder zähflüssige glutrote Magma quoll und einem die Hitze entgegen schlug. Vorsicht war geboten und ständige Wachsamkeit da die Lavazunge noch in Bewegung war, sich noch weiter ausdehnte und dabei eben immer wieder Bäume umwarf, Stein und Schlackelavienen abgingen und Dampffontänen abgingen. Der Krater selbst war in eine dunkle Wolke gehüllt so das wir immer nur das Beben, Rumpeln und Zischen in der ferne vernehmen konnte was nicht unbedingt mehr vertrauen in die Stabilität der Lage schaffte. Die ganze Szenerie war mehr als gespenstisch und alle wirkten immer irgendwie auf dem Sprung, leicht nervös und freudig erregt, immer bereit sofort in die Fahrzeuge zu springen und abzuhauen. Doch mit der Zeit gewöhnte man sich an die Geräuschkulisse und den gigantischen Anblick der urzeitlichen Kraft. Es wurde gegessen, Tee getrunken und Photographiert und nach einnem kleine Fußmarsch bot sich sogar die Möglichkeit ein Stück auf die Lavazunge heraufzuklettern um eine Blick über den Der Aufstieg war wie auf glühenden Kohlen und nicht ganz ungefährlich, aber er lohnte sich und was sich darbot war wirklich atemberaubend wie auch ganzen übelriechenden Gase die überall empor quollen. Ich denke ick kann mir jegliche Beschreibung sparen denn wie das ganze aussah und sich anfühlte kann ich wirklich nicht im Original wiedergeben, das es für euch einen Sinn machen würde. Aber eins kann ich sagen, es mit Abstand das beeindruckendste was ich jemals in meinem Leben sehen durfte und ich bin zutiefst dankbar das mir dieser Einblick gewährt wurde. Ich weiß nicht ob ich so etwas in meinem Leben jemals noch einmal sehen werde! Danke!
Nach insgesamt 12 stunden fahrt und völlig überwältigt von den vielen Eindrücken kamen wir Abends um 8 Uhr total erledigt von der langen Fahrt, aber irgendwie glücklich wieder an.


Ende der Durchsage...

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