...ungebetener
Besuch!
Als
wir heute aus unsere Schneehöhle krochen war es recht frisch, doch
belohnte die Welt den dem Schlafsack entwachsenem mit einem schönen
Tage. Wir machte uns heute mit unseren Ochotnikis erst rechts des
Tales an der Bystraja entlang, um schon einmal die Beschaffenheit des
Weges auszuspähen der uns morgen zurück nach Esso bringen sollte.
Weit hinein führte uns unser kleiner Ausflug in die Weite des
Bystrajatales, entlang des Flusses und durch kleine Uferwäldchen und
Gestrüpp. Jetzt war wieder die richtige Zeit sich von den Fährten
der Tiere führen zu lassen um mehr über ihr Leben hier draußen zu
erfahren. Kleine Geschichten erzählte uns jede Fährte, jede
Fraßspur verriet uns etwas über Den der hier mal da nach essbaren
suchte. So vergingen Stunde um Stunde ohne das wir es bemerkten und
dann war es an der Zeit zum Kardon zurückzukehren um das Funkgerät
in Gang zu setzten denn wir hatte seit gestern Order uns drei mal am
Tag zu bestimmten Uhrzeiten zu melden. Nachdem wir nun etwas dem
Kauderwelsch des Funkverkehrs zugehört hatten und unsere Meldung
abgegeben hatten machten wir uns wieder auf in die weiße Weite es
Tals. Diesmal wollten wir zur anderen Seite entlang der Bystraja
fahren um zu sehen wer sich hier so herumtrieb und was seine Spuren
so alles über Ihn erzählen konnten. Die Sonne kam schließlich
heraus und ließ den Schnee vor unseren Skiern leuchten und zauberte
das schönste Glitzern auf die gefrorenen Eisgebilde die sich im
Fluss neben uns gebildet hatten. Unser schritt war leicht und somit
glitten wir durch die verschneite Weite des Bystrajatales dahin. Ab
und zu scheuchten wir im letzten Moment Schneehühner auf und konnten
viele interessante Dinge über sie in ihren Fährten erfahren, fanden
Fraß und Ruheplätze, Schlafkuhlen und Kuhlen mit Losung. Ich war
zufrieden und glücklich, fühlte mich geerdet und nah bei Dingen um
mich herum. Alles was mein Auge erblickte war schön und interessant
und ich konnte mich nicht satt sehen an den den immer neuen Farben
die das schwächer werdenden Sonnenlicht auf die Schnee und
Eisflächen um mich herum warf. Unglaublich schön, weit und groß!
Die
Untergehende Sonne machte uns darauf Aufmerksam das wir uns auf den
Rückweg machen sollten, denn es wurde wieder empfindlich kalt und
wir wollten heute Abend noch mal ordentlich die Banja einheizen um
uns in ihrer dampfenden Wärme zu entspannen. Wir wollten uns im
Zwielicht der Kerzen der reinigenden Energie des Dampfes und der
Kraft des Gesangs hingeben auf das wir morgen gereinigt und mit
frischer Energie , mit Gepäck und auf Skiern unseren Weg entlang des
Bystrajaflusses nach Esso finden würden. Außerdem galt es heute
Nacht noch an Stelle des hl. Nicolaus, die kleinen Bewohner des
Dimschikanski Kardons mit Brotresten, Käseresten, Nüssen ,
Haferflocken und Mohrrüben zu beschenken. Ich hatte in den letzten
Tagen wohl immer wieder die Fährten der kleinen Tiere im Schnee
bemerkt und einige bis zu ihren Eingängen hin verfolgt, somit gab es
genügend Plätze an denen wir im Schutze der Dunkelheit unsere
Geschenke niederlegen konnten.
Während
wir Holz hackten, die Banja anfeuerten und Eimer weise Wasser aus dem
Fluss herbeischafften war es bereits Abend geworden. Und als wir uns
gegen 21 Uhr in der Inspektorenhütte bereit machten in die Banja
hinüber zu gehen kam ein Schneemobil samt Narte bis vor unsere Tür
gefahren. Wir vermuteten da es vielleicht Andrej mit Ninja und
Rebecca sei die vielleicht mit uns in die Banja wollten doch als die
Tür auf ging blickte wir in fremde korjakische Gesichter. Diese
waren gekommen weil sie einen weißen Sack mit Gummistiefeln suchten,
den ein Freund von ihnen hier angeblich vor zwei Wochen untergestellt
hatte und den sie nun nach Esso schaffen wollten. Gut, wir boten
höflicher Weise Chai an und nach einer halben Stunde waren die
Herrschaften endlich bereit mit Micha in eines der anderen Gebäude
zu gehen wo der vermeidliche weiße Sack nun stehen sollte. Doch nach
ausgiebigem Suchen fand sich kein Sack weißer Sack mit Gummistiefeln
und ich machte mich schon mal in die Banja um Holz nachzulegen und
Wasser nachzugießen damit wir nachher warmes Wasser zum Waschen
hätten. Nach einer halben Stunde wurde ich langsam ungeduldig, nach
einer Weiteren langsam aber sicher Ungehalten! Konnten den denn
verdammt noch mal diese Leute nicht bei a) Tageslicht solch eine
Suchaktion starten. b) nicht einfach mal vorher anrufen, und nicht
einfach Abends um neun in unserer Tür stehen? Und verdammt, Micha
sollte ihnen jetzt endlich sagen sie sollten sich zum Teufel scheren
und gefälligst morgen bei Tageslicht wiederkommen! Der Plan war
heute einen schönen, ruhigen und besinnlichen Abend in der Banja zu
verbringen und nicht in einer Nacht und Nebelaktion irgend einen
vermeidlichen Sack mit Gummistiefeln zu suchen. Und da viel es mir
wieder ein, ich war in Russland, hier ist Pläne machen wirklich
völlig sinnlos, da es eh immer anders kommt als man es sich
vorgestellt hat! Wie konnte ich das nur vergessen, danke für die
eindrückliche Erinnerung. Dachte ich bei mir, und ein paar Minuten
später stand Micha mit wutverzerrtem Gesicht bei mir in der Banja
und beschwerte sich lauthals über die Dreistigkeit mancher Menschen
und deren Taktlosigkeit. Zehn Minuten später saßen wir im warmen
Halbdunkel und ließen uns vom heißen Dampf des Wassers einhüllen.
Er lies uns das meiste des Ärgers aus schwitzen und uns recht ruhig
in die Hütte zurückkehren wo wir sogleich in einen tiefen Schlummer
fielen aus dem wir erst durch Michas Handywecker am nächsten Morgen
erwachten. Wir packten unsere sieben Sachen räumten noch alles auf
und machten uns mit den Ochotnikis und mit unseren Rucksäcken auf
den abenteuerlichen Weg entlang der Bystraja in Richtung Esso. Unser
weg sollte irgendwann vor Esso wieder auf die Schneemobilstraße zum
Dimschikanski Kardon treffen, doch keiner wusste wie der Weg bis
dahin im Winter aussehen würde.
Es
war sehr schön und spannend, einige Passagen waren recht schwierig
zu überqueren, doch im großen und ganzen kamen wir ohne große
Probleme recht gut voran und landeten nach ca. 4-5 Stunden bei den
ersten Häusern von Esso um wenig später in der Basa einzutreffen wo
nach kurzer Entspannungsphase schon wieder der nächste Wahnsinn auf
uns wartete... ;-)
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