Montag, 10. Dezember 2012

05. Dezember - 06. Dezember, Bystarajatal - Esso, ...ungebetener Besuch!









...ungebetener Besuch!

Als wir heute aus unsere Schneehöhle krochen war es recht frisch, doch belohnte die Welt den dem Schlafsack entwachsenem mit einem schönen Tage. Wir machte uns heute mit unseren Ochotnikis erst rechts des Tales an der Bystraja entlang, um schon einmal die Beschaffenheit des Weges auszuspähen der uns morgen zurück nach Esso bringen sollte. Weit hinein führte uns unser kleiner Ausflug in die Weite des Bystrajatales, entlang des Flusses und durch kleine Uferwäldchen und Gestrüpp. Jetzt war wieder die richtige Zeit sich von den Fährten der Tiere führen zu lassen um mehr über ihr Leben hier draußen zu erfahren. Kleine Geschichten erzählte uns jede Fährte, jede Fraßspur verriet uns etwas über Den der hier mal da nach essbaren suchte. So vergingen Stunde um Stunde ohne das wir es bemerkten und dann war es an der Zeit zum Kardon zurückzukehren um das Funkgerät in Gang zu setzten denn wir hatte seit gestern Order uns drei mal am Tag zu bestimmten Uhrzeiten zu melden. Nachdem wir nun etwas dem Kauderwelsch des Funkverkehrs zugehört hatten und unsere Meldung abgegeben hatten machten wir uns wieder auf in die weiße Weite es Tals. Diesmal wollten wir zur anderen Seite entlang der Bystraja fahren um zu sehen wer sich hier so herumtrieb und was seine Spuren so alles über Ihn erzählen konnten. Die Sonne kam schließlich heraus und ließ den Schnee vor unseren Skiern leuchten und zauberte das schönste Glitzern auf die gefrorenen Eisgebilde die sich im Fluss neben uns gebildet hatten. Unser schritt war leicht und somit glitten wir durch die verschneite Weite des Bystrajatales dahin. Ab und zu scheuchten wir im letzten Moment Schneehühner auf und konnten viele interessante Dinge über sie in ihren Fährten erfahren, fanden Fraß und Ruheplätze, Schlafkuhlen und Kuhlen mit Losung. Ich war zufrieden und glücklich, fühlte mich geerdet und nah bei Dingen um mich herum. Alles was mein Auge erblickte war schön und interessant und ich konnte mich nicht satt sehen an den den immer neuen Farben die das schwächer werdenden Sonnenlicht auf die Schnee und Eisflächen um mich herum warf. Unglaublich schön, weit und groß!
Die Untergehende Sonne machte uns darauf Aufmerksam das wir uns auf den Rückweg machen sollten, denn es wurde wieder empfindlich kalt und wir wollten heute Abend noch mal ordentlich die Banja einheizen um uns in ihrer dampfenden Wärme zu entspannen. Wir wollten uns im Zwielicht der Kerzen der reinigenden Energie des Dampfes und der Kraft des Gesangs hingeben auf das wir morgen gereinigt und mit frischer Energie , mit Gepäck und auf Skiern unseren Weg entlang des Bystrajaflusses nach Esso finden würden. Außerdem galt es heute Nacht noch an Stelle des hl. Nicolaus, die kleinen Bewohner des Dimschikanski Kardons mit Brotresten, Käseresten, Nüssen , Haferflocken und Mohrrüben zu beschenken. Ich hatte in den letzten Tagen wohl immer wieder die Fährten der kleinen Tiere im Schnee bemerkt und einige bis zu ihren Eingängen hin verfolgt, somit gab es genügend Plätze an denen wir im Schutze der Dunkelheit unsere Geschenke niederlegen konnten.
Während wir Holz hackten, die Banja anfeuerten und Eimer weise Wasser aus dem Fluss herbeischafften war es bereits Abend geworden. Und als wir uns gegen 21 Uhr in der Inspektorenhütte bereit machten in die Banja hinüber zu gehen kam ein Schneemobil samt Narte bis vor unsere Tür gefahren. Wir vermuteten da es vielleicht Andrej mit Ninja und Rebecca sei die vielleicht mit uns in die Banja wollten doch als die Tür auf ging blickte wir in fremde korjakische Gesichter. Diese waren gekommen weil sie einen weißen Sack mit Gummistiefeln suchten, den ein Freund von ihnen hier angeblich vor zwei Wochen untergestellt hatte und den sie nun nach Esso schaffen wollten. Gut, wir boten höflicher Weise Chai an und nach einer halben Stunde waren die Herrschaften endlich bereit mit Micha in eines der anderen Gebäude zu gehen wo der vermeidliche weiße Sack nun stehen sollte. Doch nach ausgiebigem Suchen fand sich kein Sack weißer Sack mit Gummistiefeln und ich machte mich schon mal in die Banja um Holz nachzulegen und Wasser nachzugießen damit wir nachher warmes Wasser zum Waschen hätten. Nach einer halben Stunde wurde ich langsam ungeduldig, nach einer Weiteren langsam aber sicher Ungehalten! Konnten den denn verdammt noch mal diese Leute nicht bei a) Tageslicht solch eine Suchaktion starten. b) nicht einfach mal vorher anrufen, und nicht einfach Abends um neun in unserer Tür stehen? Und verdammt, Micha sollte ihnen jetzt endlich sagen sie sollten sich zum Teufel scheren und gefälligst morgen bei Tageslicht wiederkommen! Der Plan war heute einen schönen, ruhigen und besinnlichen Abend in der Banja zu verbringen und nicht in einer Nacht und Nebelaktion irgend einen vermeidlichen Sack mit Gummistiefeln zu suchen. Und da viel es mir wieder ein, ich war in Russland, hier ist Pläne machen wirklich völlig sinnlos, da es eh immer anders kommt als man es sich vorgestellt hat! Wie konnte ich das nur vergessen, danke für die eindrückliche Erinnerung. Dachte ich bei mir, und ein paar Minuten später stand Micha mit wutverzerrtem Gesicht bei mir in der Banja und beschwerte sich lauthals über die Dreistigkeit mancher Menschen und deren Taktlosigkeit. Zehn Minuten später saßen wir im warmen Halbdunkel und ließen uns vom heißen Dampf des Wassers einhüllen. Er lies uns das meiste des Ärgers aus schwitzen und uns recht ruhig in die Hütte zurückkehren wo wir sogleich in einen tiefen Schlummer fielen aus dem wir erst durch Michas Handywecker am nächsten Morgen erwachten. Wir packten unsere sieben Sachen räumten noch alles auf und machten uns mit den Ochotnikis und mit unseren Rucksäcken auf den abenteuerlichen Weg entlang der Bystraja in Richtung Esso. Unser weg sollte irgendwann vor Esso wieder auf die Schneemobilstraße zum Dimschikanski Kardon treffen, doch keiner wusste wie der Weg bis dahin im Winter aussehen würde.
Es war sehr schön und spannend, einige Passagen waren recht schwierig zu überqueren, doch im großen und ganzen kamen wir ohne große Probleme recht gut voran und landeten nach ca. 4-5 Stunden bei den ersten Häusern von Esso um wenig später in der Basa einzutreffen wo nach kurzer Entspannungsphase schon wieder der nächste Wahnsinn auf uns wartete... ;-)


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