Dienstag, 24. Juli 2012

23. Juli 2012, Bystraja Flußtal, Esso






Es war Morgens um halb 5 als der Wecker anfing sich in meine Träume zu graben. Ach ja da war ja noch was, wir wollten ja fix in den Floodforest am Bystraja Fluß marschieren und dort die Flora und Fauna zum 2ten mal kartieren. Irre, gestern jedenfalls war ich von diesem Vorschlag jedenfalls noch hell auf begeistert, jetzt wo ich mich von meiner harten Büßerpritsche erhob und mir erstmal die Knochen richtete, war ich mittelmäßiger Laune. Verdammt früh, viel zu früh und schlagartig kam mir der der Satz mit dem frühen Vogel und irgendeinem Wurm in den Kopf! Ach, der frühe Vögel kann mich mal! Bei dieser Gedankenregung trat dann doch ein Lächeln in mein Gesicht, worüber ich mich noch mehr wunderte! Naja der Geist im Dämmerzustand ist schon ein Wunderwerk.
Fein, Kommunikationszustand war bei mir jedenfalls hergestellt uns so schaufelten wir noch fix Kascha (Haferbrei) das russische Frühstück für Gewinner in uns hinein und fertigten noch бутерброды с сыром Butterbrot mit Käse, (Buterbrod s ziram) sprich Butterbrot ist ein Leihwort aus dem Deutschen und bedeutet einfach nur Stulle, aber man muss eben noch sagen wat da druf liegt, für unterwegs. Dann ging es los in zwei Gruppen. Gruppe eins waren die Vogelheinis bestehend aus Adria, Micha und meiner Wenigkeit. Gruppe zwei folge etwas später, sie bestand aus Clemens und Cheiko und bediente die Botanische Sparte.
Wir erreichten die große Brücke über die Bystraja als sich langsam der Nebel zu lichten anschickte. Unsere Mückenfreunde schienen zu unserer großen Freude auch noch zu schlafen. Wir folgten unserer GPS Route den Flusslauf entlang bis der Weg wieder in der Gebüschzone aus Heckenkirschensträuchern verlor und dann in den Wald mündete.
Hier waren die Moskitoleute jedoch mehr als wach und es schien als hätten sie noch nicht gefrühstückt. Schwupps, war ein Jeder eingehüllt in eine summende Wolke und wir verkrochen unter unsere Mückennetze. Aber so schnell wie der Hund bellt sage ick euch!

Jetzt versetzte ich mich in erhöhte Achtsamkeit, schärfte das Gehör und wechselte ins periphere Sehen, den Eulenblick, ging in den Foxwalk (Fuchsgang) über. Zum leise Umherschweifen, gut Hören, kleinste Bewegung wahrnehmen, und unsere menschliche Energiewelle zu dämpfen das Beste. Danke Wolfgang, für die letzten Jahre Wildnispädagogik Ausbildung. Hier findet das Wissen um achtsames Fortbewegen und das einschmelzen in den natürlichen Harmoniezustand, Kenntnisse in Vogelsprache und deren Verhalten seinen Platz in unseren ornithologischen Studien. Ich bin erstaunlich schnell drin, sehe viel, höre viel, fühle mich dabei auch wenn ich die Vogelstimmen hier noch nicht alle kenne. Vieles ist ähnlich, das Verhalten, die grobe Gliederung der Rufarten, ja manchmal sogar das aussehen! Irre! Ich bin freudig unterwegs, ein zigster kleiner Wehmutstropfen, ich habe den Cybertracker in der Basa in meinem morgendlichen Dämmerzustand liegen lassen! :-( Schaade!
Nach 2 Stunden tauchen auch unsere Botaniker auf und machen sich sofort an ihre zeitintensiven Arbeiten. Wir schlängeln uns weiter, überqueren Bäche, waten durch Morast, streifen durch hohes Gras, Stauden und Hecken. Es ist unglaublich wie sich hier die Habitate abwechseln und mischen.
Unglaublich schön ist es hier und ich empfinde wieder, verborgen unter meinem Moskitoschleier, dieses durch das stetig andauernde Summen der Mücken beruhigende Lied. Ruhe überkommt mich, Vollkommenheitsgefühl breitet sich aus, ich bin wohl grade glücklich!
Auf dem Rückweg sammeln wir noch die ersten schon reifen Heckenkirschen und wollen heute Abend Kuchen und Kekse backen. Als wir nach etlichen Stunden wieder die Brücke über die Bystraja queren, humple ich bereits schon wieder dolle und mir wird klar das für mich die für Morgen angesetzte 3 Tagestour in die Tundra gestorben ist. Ich werde wohl hier bleiben und den Arzt konsultieren, was mich natürlich sehr traurig stimmt. Tja, ein ständiges auf und ab der Gefühle!

Abends kochen wir noch alle zusammen, backen Kekse und Kuchen, schlemmen bis keiner mehr was runter bekommt und tauschen uns über den Tag und das Erlebte aus.

Ende

Ben & Cheiko

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