Es war
Morgens um halb 5 als der Wecker anfing sich in meine Träume zu
graben. Ach ja da war ja noch was, wir wollten ja fix in den
Floodforest am Bystraja Fluß marschieren und dort die Flora und
Fauna zum 2ten mal kartieren. Irre, gestern jedenfalls war ich von
diesem Vorschlag jedenfalls noch hell auf begeistert, jetzt wo ich
mich von meiner harten Büßerpritsche erhob und mir erstmal die
Knochen richtete, war ich mittelmäßiger Laune. Verdammt früh, viel
zu früh und schlagartig kam mir der der Satz mit dem frühen Vogel
und irgendeinem Wurm in den Kopf! Ach, der frühe Vögel kann mich
mal! Bei dieser Gedankenregung trat dann doch ein Lächeln in mein
Gesicht, worüber ich mich noch mehr wunderte! Naja der Geist im
Dämmerzustand ist schon ein Wunderwerk.
Fein,
Kommunikationszustand war bei mir jedenfalls hergestellt uns so
schaufelten wir noch fix Kascha (Haferbrei) das russische Frühstück
für Gewinner in uns hinein und fertigten noch бутерброды с
сыром Butterbrot mit Käse, (Buterbrod s ziram) sprich
Butterbrot ist ein Leihwort aus dem Deutschen und bedeutet einfach
nur Stulle, aber man muss eben noch sagen wat da druf liegt, für
unterwegs. Dann ging es los in zwei Gruppen. Gruppe eins waren die
Vogelheinis bestehend aus Adria, Micha und meiner Wenigkeit. Gruppe
zwei folge etwas später, sie bestand aus Clemens und Cheiko und
bediente die Botanische Sparte.
Wir
erreichten die große Brücke über die Bystraja als sich langsam der
Nebel zu lichten anschickte. Unsere Mückenfreunde schienen zu
unserer großen Freude auch noch zu schlafen. Wir folgten unserer GPS
Route den Flusslauf entlang bis der Weg wieder in der Gebüschzone
aus Heckenkirschensträuchern verlor und dann in den Wald mündete.
Hier waren
die Moskitoleute jedoch mehr als wach und es schien als hätten sie
noch nicht gefrühstückt. Schwupps, war ein Jeder eingehüllt in
eine summende Wolke und wir verkrochen unter unsere Mückennetze.
Aber so schnell wie der Hund bellt sage ick euch!
Jetzt
versetzte ich mich in erhöhte Achtsamkeit, schärfte das Gehör und
wechselte ins periphere Sehen, den Eulenblick, ging in den Foxwalk
(Fuchsgang) über. Zum leise Umherschweifen, gut Hören, kleinste
Bewegung wahrnehmen, und unsere menschliche Energiewelle zu dämpfen
das Beste. Danke Wolfgang, für die letzten Jahre Wildnispädagogik
Ausbildung. Hier findet das Wissen um achtsames Fortbewegen und das
einschmelzen in den natürlichen Harmoniezustand, Kenntnisse in
Vogelsprache und deren Verhalten seinen Platz in unseren
ornithologischen Studien. Ich bin erstaunlich schnell drin, sehe
viel, höre viel, fühle mich dabei auch wenn ich die Vogelstimmen
hier noch nicht alle kenne. Vieles ist ähnlich, das Verhalten, die
grobe Gliederung der Rufarten, ja manchmal sogar das aussehen! Irre!
Ich bin freudig unterwegs, ein zigster kleiner Wehmutstropfen, ich
habe den Cybertracker in der Basa in meinem morgendlichen
Dämmerzustand liegen lassen! :-( Schaade!
Nach 2
Stunden tauchen auch unsere Botaniker auf und machen sich sofort an
ihre zeitintensiven Arbeiten. Wir schlängeln uns weiter, überqueren
Bäche, waten durch Morast, streifen durch hohes Gras, Stauden und
Hecken. Es ist unglaublich wie sich hier die Habitate abwechseln und
mischen.
Unglaublich
schön ist es hier und ich empfinde wieder, verborgen unter meinem
Moskitoschleier, dieses durch das stetig andauernde Summen der Mücken
beruhigende Lied. Ruhe überkommt mich, Vollkommenheitsgefühl
breitet sich aus, ich bin wohl grade glücklich!
Auf dem
Rückweg sammeln wir noch die ersten schon reifen Heckenkirschen und
wollen heute Abend Kuchen und Kekse backen. Als wir nach etlichen
Stunden wieder die Brücke über die Bystraja queren, humple ich
bereits schon wieder dolle und mir wird klar das für mich die für
Morgen angesetzte 3 Tagestour in die Tundra gestorben ist. Ich werde
wohl hier bleiben und den Arzt konsultieren, was mich natürlich sehr
traurig stimmt. Tja, ein ständiges auf und ab der Gefühle!
Abends
kochen wir noch alle zusammen, backen Kekse und Kuchen, schlemmen bis
keiner mehr was runter bekommt und tauschen uns über den Tag und
das Erlebte aus.
Ende
Ben &
Cheiko
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