Der Kamtschatka Modus...sei immer
bereit für alles!
Ich hatte mich um 11Uhr mit Ninja und
Andre in Petropavlovsk am KP verabredet natürlich direkt unterm
Panzer. Wir wollten einkaufen gehen den Ninja brauchte Stoffe und ich
ein Paar Winterschuhe für die weißen Tage in Esso. Also zogen wir
los, aber erstmal hieß es geht’s noch zum Strand denn Ninja hatte
Sehnsucht nach dem Meer. Ok, also wir zum Meer, jute Idee einkaufen
können wir auch später noch. Nun fix in den Bus zur Avacha Bucht
gestiegen und weg aus dem hupenden Chaos der Innenstadt. Doch wir
steigen nicht am Leninplatzs aus sondern fahren bis zur Endstation
wo alles schon wieder sehr nach Endzeitmovie aussieht. Andre trottet
unverdrossen immer weiter voran in ein altes Fabrikgelände, wo die
Ruinen mehrerer Fabrikhallen und Stacheldraht sichtbar werden und uns
Hunde an lagen Ketten kläffend entgegen rennen. Es heißt Andre will
hier noch fix nen Freud besuchen und so treten wir in einen alte
Lagerhalle ein die völlig zugemüllt mit Dinge aller Art ist. Mir
fällt gleich ein leicht fauliger Geruch auf und ich entdecke
zwischen den diversen Müllhaufen, eingesalzene Fälle von Bär und
Luchs. Die nächsten Hunde bellen und wir treten durch eine eiserne
Tür hinein in einen kleinen beheizten Raum ein der sich als
Werkstatt entpuppt. Wir werden zum Tee gebeten und so trinken wir
unseren Tee zwischen Bären, Luchsen, Rentieren, Füchsen und ein
paar Raufußhühnern die uns ausgestopft und teilweise in voller
Lebensgröße entgegen starren. Wir sind beim Präparator gelandet
und auf die Frage hin ob ich auch Jäger sei werde ich gleich in eine
Diskussion über das primitive Gerben verwickelt. Cool damit hatte
ich heute ja am wenigsten gerechnet, wir wollten ja eigentlich Schuhe
in der Stadt kaufen. Nach einer Weile wird sich wieder angezogen,
verabschieden uns von Igor der grade die Fleischreste von einem
Bärenfell entfernt und wir gehen wieder nach draußen. Russlan und
Mascha begleiten uns noch aus der Halle und als ich mich
verabschieden will bedeutet man mir und Ninja in einen der zwei Jeeps
zu steigen. Andre fährt mit Russlan, Ninja vorne bei Mascha, ich
mache es mir im Kofferraum gemütlich und schon geht es in Richtung
Stadt. Ich denke oh das ist ja sehr nett das sie uns noch ein Stück
in die Stadt bringen und auf die Frage an Ninja hin ob sie weiß wo
sie uns denn Absetzten werden, zuckt diese nur mit den Schultern und
sie sagt, ich glaube wir fahren jetzt alle an den Ozean!
Nach einer dreiviertel Stunde fahrt
durch die Hügellandschaft hinter Petropavlovsk haben wir die Stadt
hinter uns gelassen und die Örtliche Müllkippe passiert. Im
Gespräch stellt sich heraus das dieses nicht irgendeine kleine
Restmüllkippe ist sondern tatsächlich die zentrale
„Abfallentsorgungsanlage“ der Großstadt Petropavlovsk und die
Herrschaften hier keine Müllverbrennungsanlage haben! Das ist doch
der Hammer, wir in unserem kleinen 3000 Seelendorf Esso haben sogar
seit zwei Jahren eine Müllverbrennungsanlage, wieso hat dann die
Metropole von Kamtschatka keine? Alles wieder unglaublich!
Und so geht es auch wieder weiter, die
Teerstraße endet und bald befinden wir uns auf einer völlig
aufgeweichten, schlammigen Piste wieder die mit kleinen und großen
Löchern übersehen ist, in denen sich seenartige Pfützen gebildet
haben die ohne einen Jeep mit hohem Radstand nicht mehr zu
durchqueren sind. Während wir so dahin schlingern fährt es mir
wieder durch den Kopf, ah ja...ich bin wieder in Kamtschatka! Gestern
morgen mit dem Flieger angekommen, seit heute morgen um 3 Uhr schon
wieder wach dank Jetlag, sitze ich Kopfschüttelnd im Kofferraum
eines alten Nissan Safari und schaukle auf irgendeiner
kamtschattischen Schlammpiste durch den grauen Regentag in Richtung
Ozean. Klar, Kamtschatka Modus...was auch sonst, hatte ich ganz
vergessen, sei immer bereit für Alles!
Jetzt kommen uns immer öfter mit Sand
beladene Lkw`s entgegen und bald sehen wir die Brandung vor uns auf
den schwarzen Sand klatschen. Hier stehen große Raupen und Bagger in
den Brandungswellen die unablässig den schwarzen Sand zu riesigen
Bergen zusammenschieben und ihn auf Lkw`s schaufeln. Es ist es ein
groteskes Bild finde ich.
Aber gut recht clever die ganze Sache,
Großmutter Ozean siebt immer wieder Sand nach und so muss man ihn
immer nur wieder zu großen Haufen zusammenschieben und verladen!
Zudem ist der Sand gar nicht so schlecht, es ist nämlich Graphit so
berichtet man uns stolz.
Wir schwingen uns nach einer kurzen
Pause wieder auf die Jeeps und schlingernder und wühlender Weise
geht es noch eine halbe Stunde einen Weg den Stand entlang bis zum
Fuße der Klippen die sich hier hinter einem Flussdelta aus dem Meer
erheben. Wir stapfen jetzt eine Weile durch den Sand bis wir zur
spitze des Deltas kommen wo sich die großen Wellen mit dem Fluss
vereinen. Sehr faszinierend, sehr stürmisch, sehr schön!
Später gehen wir noch etwas essen und
werden von Andre`s Tochter Sascha und ihrem Freund Valodja auf
gepickt, verabschieden uns von Mascha und Rußlan und werden in einem
Affenzahn, der Typ fährt fast 90 kmh in der Stadt, diesmal auf der
Ladefläche eines Kleintransporters sitzend in die Stadt zum Schuhe
kaufen gefahren. Für mich ist bereits schon wieder tiefste Nacht und
somit kaufe ich nur im halbwach Zustand ein ein paar schöne
Fellschuhe ein. Dann steige ich in den Bus, schlafe ein und erwache
genau rechtzeitig eine Stunde später am Busbahnhof von Elizovo,
fahre in mein Quartier und falle gefühlte 100 Stunden auf den Beinen
in mein Bett! Bis morgens um 4 Uhr...naja, wird schon werden in den
nächsten Tagen.
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