Freitag, 26. Oktober 2012

25. Oktober, Petropavlovsk, Der Kmatschatka Modus...




Der Kamtschatka Modus...sei immer bereit für alles!

Ich hatte mich um 11Uhr mit Ninja und Andre in Petropavlovsk am KP verabredet natürlich direkt unterm Panzer. Wir wollten einkaufen gehen den Ninja brauchte Stoffe und ich ein Paar Winterschuhe für die weißen Tage in Esso. Also zogen wir los, aber erstmal hieß es geht’s noch zum Strand denn Ninja hatte Sehnsucht nach dem Meer. Ok, also wir zum Meer, jute Idee einkaufen können wir auch später noch. Nun fix in den Bus zur Avacha Bucht gestiegen und weg aus dem hupenden Chaos der Innenstadt. Doch wir steigen nicht am Leninplatzs aus sondern fahren bis zur Endstation wo alles schon wieder sehr nach Endzeitmovie aussieht. Andre trottet unverdrossen immer weiter voran in ein altes Fabrikgelände, wo die Ruinen mehrerer Fabrikhallen und Stacheldraht sichtbar werden und uns Hunde an lagen Ketten kläffend entgegen rennen. Es heißt Andre will hier noch fix nen Freud besuchen und so treten wir in einen alte Lagerhalle ein die völlig zugemüllt mit Dinge aller Art ist. Mir fällt gleich ein leicht fauliger Geruch auf und ich entdecke zwischen den diversen Müllhaufen, eingesalzene Fälle von Bär und Luchs. Die nächsten Hunde bellen und wir treten durch eine eiserne Tür hinein in einen kleinen beheizten Raum ein der sich als Werkstatt entpuppt. Wir werden zum Tee gebeten und so trinken wir unseren Tee zwischen Bären, Luchsen, Rentieren, Füchsen und ein paar Raufußhühnern die uns ausgestopft und teilweise in voller Lebensgröße entgegen starren. Wir sind beim Präparator gelandet und auf die Frage hin ob ich auch Jäger sei werde ich gleich in eine Diskussion über das primitive Gerben verwickelt. Cool damit hatte ich heute ja am wenigsten gerechnet, wir wollten ja eigentlich Schuhe in der Stadt kaufen. Nach einer Weile wird sich wieder angezogen, verabschieden uns von Igor der grade die Fleischreste von einem Bärenfell entfernt und wir gehen wieder nach draußen. Russlan und Mascha begleiten uns noch aus der Halle und als ich mich verabschieden will bedeutet man mir und Ninja in einen der zwei Jeeps zu steigen. Andre fährt mit Russlan, Ninja vorne bei Mascha, ich mache es mir im Kofferraum gemütlich und schon geht es in Richtung Stadt. Ich denke oh das ist ja sehr nett das sie uns noch ein Stück in die Stadt bringen und auf die Frage an Ninja hin ob sie weiß wo sie uns denn Absetzten werden, zuckt diese nur mit den Schultern und sie sagt, ich glaube wir fahren jetzt alle an den Ozean!
Nach einer dreiviertel Stunde fahrt durch die Hügellandschaft hinter Petropavlovsk haben wir die Stadt hinter uns gelassen und die Örtliche Müllkippe passiert. Im Gespräch stellt sich heraus das dieses nicht irgendeine kleine Restmüllkippe ist sondern tatsächlich die zentrale „Abfallentsorgungsanlage“ der Großstadt Petropavlovsk und die Herrschaften hier keine Müllverbrennungsanlage haben! Das ist doch der Hammer, wir in unserem kleinen 3000 Seelendorf Esso haben sogar seit zwei Jahren eine Müllverbrennungsanlage, wieso hat dann die Metropole von Kamtschatka keine? Alles wieder unglaublich!
Und so geht es auch wieder weiter, die Teerstraße endet und bald befinden wir uns auf einer völlig aufgeweichten, schlammigen Piste wieder die mit kleinen und großen Löchern übersehen ist, in denen sich seenartige Pfützen gebildet haben die ohne einen Jeep mit hohem Radstand nicht mehr zu durchqueren sind. Während wir so dahin schlingern fährt es mir wieder durch den Kopf, ah ja...ich bin wieder in Kamtschatka! Gestern morgen mit dem Flieger angekommen, seit heute morgen um 3 Uhr schon wieder wach dank Jetlag, sitze ich Kopfschüttelnd im Kofferraum eines alten Nissan Safari und schaukle auf irgendeiner kamtschattischen Schlammpiste durch den grauen Regentag in Richtung Ozean. Klar, Kamtschatka Modus...was auch sonst, hatte ich ganz vergessen, sei immer bereit für Alles!
Jetzt kommen uns immer öfter mit Sand beladene Lkw`s entgegen und bald sehen wir die Brandung vor uns auf den schwarzen Sand klatschen. Hier stehen große Raupen und Bagger in den Brandungswellen die unablässig den schwarzen Sand zu riesigen Bergen zusammenschieben und ihn auf Lkw`s schaufeln. Es ist es ein groteskes Bild finde ich.
Aber gut recht clever die ganze Sache, Großmutter Ozean siebt immer wieder Sand nach und so muss man ihn immer nur wieder zu großen Haufen zusammenschieben und verladen! Zudem ist der Sand gar nicht so schlecht, es ist nämlich Graphit so berichtet man uns stolz.
Wir schwingen uns nach einer kurzen Pause wieder auf die Jeeps und schlingernder und wühlender Weise geht es noch eine halbe Stunde einen Weg den Stand entlang bis zum Fuße der Klippen die sich hier hinter einem Flussdelta aus dem Meer erheben. Wir stapfen jetzt eine Weile durch den Sand bis wir zur spitze des Deltas kommen wo sich die großen Wellen mit dem Fluss vereinen. Sehr faszinierend, sehr stürmisch, sehr schön!
Später gehen wir noch etwas essen und werden von Andre`s Tochter Sascha und ihrem Freund Valodja auf gepickt, verabschieden uns von Mascha und Rußlan und werden in einem Affenzahn, der Typ fährt fast 90 kmh in der Stadt, diesmal auf der Ladefläche eines Kleintransporters sitzend in die Stadt zum Schuhe kaufen gefahren. Für mich ist bereits schon wieder tiefste Nacht und somit kaufe ich nur im halbwach Zustand ein ein paar schöne Fellschuhe ein. Dann steige ich in den Bus, schlafe ein und erwache genau rechtzeitig eine Stunde später am Busbahnhof von Elizovo, fahre in mein Quartier und falle gefühlte 100 Stunden auf den Beinen in mein Bett! Bis morgens um 4 Uhr...naja, wird schon werden in den nächsten Tagen.

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